„Es sieht gut aus“, strahlt Inge Morenz, Schatzmeisterin und Vorstandmitglied des Warnemünder Leuchtturmvereins, als sie auf die diesjährigen Besucherzahlen blickt. Heute wurde mit Anne Sommer aus Erfurt die 50.000. Besucherin des Jahres auf dem Wahrzeichen begrüßt. Gemeinsam mit ihrem Partner Philip Stranz (30) und Söhnchen Theodor, vier Jahre alt, ist die Familie zu Besuch in Warnemünde – ein fester Programmpunkt bei ihrem jährlichen Urlaub bei der Großcousine in Kösterbeck.
Der heutige Leuchtturmbesuch war für die drei eine Premiere und für Anne Sommer eine kleine Herausforderung, denn sie hat Höhenangst. „Es wird schon gehen: Die beiden rennen vorweg, und ich komme langsam hinterher“, sagt die 27-Jährige, die sich fest vorgenommen hat, zumindest die erste Galerie zu erklimmen. Zur Eingewöhnung hatte die Familie bereits am Vortag den Leuchtturm Darßer Ort in Angriff genommen, ergänzt Philip Stranz mit einem Lachen.
Verglichen mit dem Vorjahr fiel die 50.000. Besucherin etwas später ins Auge. „Im Juli war das Wetter durchwachsen, da war auch deutlich weniger los in Warnemünde“, erklärt Inge Morenz. Im weiteren Saisonverlauf habe sich dies jedoch ausgeglichen, und besonders während der Kreuzfahrtsaison zeigt sich der Leuchtturm international: An Tagen, an denen Schiffe am Passagierkai festmachen, genießen Besucher aus aller Welt den atemberaubenden Panoramablick. Kein Wunder, dass der Leuchtturm von Warnemünde laut einer Onlineumfrage von tripz.de als beliebtester Leuchtturm Deutschlands gilt.
Die erste Leuchtturmfrau Dorothea Penk und ihr Kollege Hartmut Kellner sind auf internationale Gäste bestens vorbereitet. Englisch, Französisch und Spanisch – damit lassen sich die meisten Fragen beantworten und Geschichten rund um das Wahrzeichen teilen.
Neben der Leuchtturmfrau kümmern sich neun aktive Leuchtturmmänner um die Saisonabsicherung, unterstützt von vier Springern. Darunter auch der eigentlich bereits im Ruhestand befindliche Karl-Heinz „Atze“ Marnau. Dienstältester ist Gundolf Scholze, 84 Jahre alt, seit Juli 1997 dabei. Jüngster Neuzugang ist Klaus Grothe (Baujahr 1957), seit Saisonende 2024 im Team. Ausnahmslos alle arbeiten ehrenamtlich.
„Am Saisonanfang plant unser 2. Vormann, Uwe Billerbeck, alle Dienste. Änderungen zwischendrin werden untereinander abgestimmt“, erläutert Holger Posselt, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Die letzten Jahre brachten einige personelle Veränderungen: Sechs Leuchtturmmänner haben aus Alters- oder Gesundheitsgründen aufgehört. „Das ist ein großer Verlust, und wir müssen dafür sorgen, dass Ersatz gefunden wird“, so Inge Morenz. Neue Ehrenamtliche sind jederzeit willkommen.
Die Zeiten, in denen alle drei Wochen sieben Tage Schicht gearbeitet werden mussten, seien vorbei, betont Posselt: „Das soziale Leben hat sich verändert, und die Bereitschaft dafür ist nicht mehr da. Wir müssen flexibler werden.“
Während der Saison – von Ostersonnabend bis Anfang Oktober – sichern die Teams vierstündige Früh- oder Spätschichten ab. Zu den Aufgaben gehören der Eintrittskarten- und Merchandise-Verkauf und natürlich die Beantwortung zahlreicher Besucherfragen. Die festen Teams bestehen aus zwei Personen, die bei Bedarf flexibel neu gemischt werden. Für das Jahr 2025 sind acht Turmhochzeiten geplant, die letzte vorerst am 5. September.
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