Strandkorbsaison in Warnemünde endet: Leere Körbe, enttäuschte Vermieter und ein Ministeriumserlass als Mogelpackung


13. Oktober 2025

Es war ein Sommer, der den Strandkorbvermietern in Warnemünde und Markgrafenheide in Erinnerung bleiben wird – allerdings nicht als Rekordsaison. „Es war eine Achterbahnfahrt“, beschreibt Matthias Treichel von der gleichnamigen Strandoase das Jahr 2025. „Das Frühjahr war sehr schön mit warmen Temperaturen, aber es kamen keine Urlaubsgäste. Dann begann der Sommer – und mit ihm der große Regen im Juli.“

Doch das eigentliche Problem war nicht das Wetter. „Die Leute halten ihr Geld zusammen. Das ist deutlich zu spüren – an den Buchungen, an den Tagesgästen, an allem“, sagt Treichel.

Gäste zögern – Strandkörbe bleiben leer

Die Statistik spricht eine klare Sprache: Die Gesamtauslastung der Strandkörbe in der Hochsaison Juli und August lag bei rund 50 Prozent. Das ist deutlich unter dem Durchschnitt der Vorjahre. „Trotz bestem Wetter waren wir in diesem Jahr nur zwei Mal wirklich ausgebucht“, sagt Treichel, der am Strandaufgang 4 rund 300 Körbe vermietet. Der August habe ihn und seine Kollegen an de Stränden von Warnemünde und Markgrafenheide „halbwegs gerettet“, aber das Jahr insgesamt sei schwierig gewesen.

Auch die traditionelle Strandkorbauktion am 3. Oktober zeigte, dass Gäste und Einheimische ihr Geld in diesen Zeiten zusammenhalten. Von 30 Körben kamen 28 unter den Hammer – im Schnitt für 160 Euro. In früheren Jahren lag dieser Durchschnitt bei 220 bis 240 Euro. Dennoch kam eine beachtliche Summe von 840 Euro für das Wünschewagen-Projekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) zusammen.

Saisonende mitten in den Herbstferien

Am 15. Oktober endet für Treichel die Saison – mitten in den Herbstferien vieler Bundesländer. Schon Tage vorher rollen die Transporter, die Körbe werden eingelagert, während die Sonne noch einmal kräftig scheint. „Das ist jedes Jahr dasselbe Bild“, sagt Treichel und blickt auf die leeren Flächen am Strand. „Die Sonne scheint, die Gäste sind da – aber die Körbe müssen weg.“

Dabei hatte ein Erlass des Ministeriums für Klimaschutz und Umwelt vom März Hoffnung geweckt, die Saison etwas zu verlängern. Treichel hatte einen konkreten Plan: Eine kleine Einheit mit Bierwagen, zwei Pagoden als Wetterschutz, 16 Strandkörben, Materialbox und Müllcontainer. Der Rückbau wäre binnen vier Stunden möglich gewesen.

Doch die Realität sah anders aus: Das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU MM) lehnte den Antrag ab. Begründung: fehlende rechtliche Grundlage durch die Stadt Rostock und eine maximal zulässige Bewirtschaftungsfläche von fünf Quadratmetern. „Mehr Bürokratie als Lösung“, fasst Treichel ernüchtert zusammen.

„Fünf Quadratmeter reichen nicht einmal für einen Bierwagen“

Offenbar hat die Stadt Rostock ihre Hausaufgaben nicht gemacht: Die Nutzung ist derzeit auf den Zeitraum 1. April bis 15. Oktober beschränkt. Für eine Verlängerung wäre eine Satzungsänderung notwendig. „Die Rechtslage ist allen Küstengemeinden bekannt“, betont Ines Liefke, Leiterin des StALU MM.

Für Treichel ist die Regelung praxisfern. „Fünf Quadratmeter entsprechen nicht einmal der Größe eines Bierwagens. Nur Strandkörbe an den Strand zu stellen, ohne gastronomisches Angebot, funktioniert aber im Herbst nicht“, sagt er.

Drei-Tage-Genehmigungen sind keine Lösung

Statt einer Genehmigung für die Herbstwochen bekam Treichel vom StALU MM das Angebot: Ausnahmegenehmigungen – jeweils maximal drei Tage gültig. „Das ist doch keine Lösung“, sagt er. „Jedes Mal auf- und abbauen? Das ist wirtschaftlich völlig unsinnig. So etwas kann niemand stemmen.“

Der Strandkorbvermieter hat den Betrieb über Jahre aufgebaut, kennt die Abläufe und die Gäste. Für ihn ist klar: „Wir hätten Nachfrage – gerade jetzt. Viele Leute kommen im Oktober noch einmal ans Meer, genießen die Ruhe. Aber wenn keine Körbe da sind, bleiben sie nicht lange.“

Warten auf bessere Rahmenbedingungen

Treichel ist keiner, der schnell aufgibt. Aber er weiß, dass es mehr braucht als Durchhaltevermögen. „Wir Unternehmer hier vor Ort können flexibel reagieren, wir können schnell abbauen, wir können uns anpassen“, sagt er. „Aber wir brauchen klare Regeln, die auch umsetzbar sind. Keine Kompromisse, die am Ende keiner nutzen kann.“

Für ihn steht fest: Wenn Warnemünde als Ganzjahresziel ernst genommen werden soll, müssen praxisnahe Lösungen her. „Im Sommer vermieten wir gut, aber die Nebensaison ist längst nicht mehr so schwach wie früher. Viele Gäste würden gerne bleiben, wenn wir ihnen etwas bieten.“

Bis dahin heißt es für ihn: Körbe einlagern, Material sichern, Rückbau abschließen – und hoffen, dass der nächste Herbst mehr Spielraum lässt.


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