Es war ein Tag der Wertschätzung, der Weitsicht und des maritimen Fortschritts: Mit der heutigen offiziellen Inbetriebnahme des sanierten Liegeplatzes 23 im Alten Strom und der Einweihung eines neuen Betriebsgebäudes für den Seenotrettungskreuzer Arkona der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) setzt die Stadt Rostock ein starkes Zeichen – für die Sicherheit auf See, für die Arbeit der Seenotretter und für die Zukunft des Hafens Warnemünde.
In feierlichem Rahmen übergaben Hafensenator Chris von Wrycz Rekowski, Hafenkapitän Falk Zachau, DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler und der erste Arkona-Vormann Mario Lange die neuen Einrichtungen ihrer Bestimmung. „Mit dem Abschluss dieses Projekts übergeben wir nicht nur einen modernen, leistungsfähigen Liegeplatz – wir setzen auch ein klares Zeichen für die nachhaltige Unterstützung der Seenotretter und den Schutz von Menschenleben auf See“, betont der für das Hafen- und Seemannsamt zuständige Senator Rekowski.
Der neue Liegeplatz erfüllt höchste technische Anforderungen und ist so konzipiert, dass er auch Seenotrettungskreuzer anderer Klassen aufnehmen kann – zum Beispiel im Vertretungsfall während einer Werftzeit. Damit ist die Einsatzbereitschaft der DGzRS-Station Warnemünde langfristig gesichert. Ergänzt wird der moderne Anleger durch ein kompaktes, aber hochfunktionales Betriebsgebäude auf nur 30 Quadratmetern Grundfläche. Hier befinden sich eine Werkstatt zur Wartung der persönlichen Schutzausrüstung, ein Trockenraum mit Dusche und WC sowie ein kleines Büro – alles untergebracht in einem nachhaltigen Containerbau mit Holzverkleidung, Deckenheizung und Photovoltaikanlage. „Ein Raumwunder mit effizienter Energieversorgung“, so Architekt Enno Zeug.
Das Grauwasser der Seenotrettungskreuzer wird künftig nicht mehr gebunkert, sondern über eine Hebeanlage und Druckleitung in den öffentlichen Kanal geführt. Die Leitungen befinden sich unterhalb des Gebäudes. Wegen des Hochwasserschutzes befindet sich der Boden des neuen Betriebsgebäudes in 50 Zentimetern Höhe.
Der Bau des neuen Liegeplatzes begann im Oktober 2023 mit dem Rückbau der alten Anlagen. Es folgten Rammarbeiten, Stahlbau, Holzarbeiten – koordiniert mit höchster Präzision. Bereits im März 2024 konnte die Abnahme erfolgen – Monate früher als geplant. Die Gesamtkosten von 1,1 Millionen Euro trägt die Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Die Umsetzung erfolgte unter maßgeblicher Beteiligung regionaler Firmen – ein starkes Bekenntnis zur hiesigen Wirtschaftskraft.
Der Bau des neuen Betriebsgebäudes der DGzRS begann im Oktober 2024. Schon Mitte Dezember konnte der Baukörper an Ort und Stelle installiert werden (DWM berichtete). „Der Ersatzneubau ist notwendig geworden, weil der in den 1990er Jahren errichtete hölzerne Vorgängerbau nach jahrzehntelanger Nutzung verrottet war“, erklärt Nicolaus Stadeler. Das Gebäude ist erforderlich, weil der massive, 1904 in Backsteinbauweise errichteter Rettungsschuppen auf der Mittelmole steht, also ein erhebliches Stück entfernt. Die Seenotretter investierten einen mittleren sechsstelligen Betrag in den Neubau – deutlich unter einer halben Million Euro, generiert ausschließlich aus Spenden. An der Fassade fehlt derzeit noch eine digitale Stationstafel mit digitaler Spendenfunktion für das kontaktlose Bezahlen, die in Kürze folgen soll.
Während der Bauphase lag die Arkona an einem Ersatzliegeplatz auf der Mittelmole. Seit dem 2. Mai befindet sich das Schiff für drei bis vier Monate auf der Fassmer Werft in Niedersachsen. In dieser Zeit versieht das baugleiche Schwesterschiff Bremen mit Tochterboot Vegesack den Dienst in Warnemünde – eine solide Übergangslösung, bevor die Arkona in neuer Infrastruktur an ihren angestammten Platz zurückkehren kann.
Die heutige Einweihung fällt in ein Jahr, das erneut eindrucksvoll die Bedeutung der Seenotretter unterstreicht: 2.967 Menschen wurde allein 2024 auf Nord- und Ostsee geholfen, 482 Menschen aus Seenot gerettet oder vor drohender Gefahr bewahrt, 26 Schiffe vor dem Totalverlust gesichert. Das alles mit rund 1.775 Einsätzen – im Durchschnitt fünf pro Tag. Eine Leistung, die ausschließlich durch Spenden möglich ist.
Seit 1865 retten die Seenotretter Menschenleben – unabhängig, bei jedem Wetter und ohne staatliche Mittel. Über 87.000 Menschen konnten seither aus Seenot befreit werden. Ein Dienst, der Demut verdient – und jede Form der Unterstützung. Diese Investition in die Infrastruktur ist ein bedeutender Beitrag dazu, dass die Arbeit der Seenotretter auch in Zukunft unter besten Bedingungen möglich ist.
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