Stadtplanungsamt bremst Investor aus


30. September 2022

Das Ortsteilzentrum in Diedrichshagen gehört zweifelsfrei zu gelungenen Konzepten in der Hansestadt Rostock. Die markanten roten Häuser mit den weißen Balkonen und Fenstern passen sich hervorragend in die Landschaft ein und beherbergen neben dem Strandhafer Aparthotel, einen Landmarkt, einen Friseur, eine Physiotherapie, ein Yogastudio sowie eine Pflegeeinrichtung. Letztere ist in Tagespflege (EG) und Servicewohnen (1. OG) aufgeteilt. Das Unternehmen, eingemietet im Haus 3 des Ensembles, wird von Marion Menne betrieben und platzt nach deren Angaben förmlich aus allen Nähten. „Ich biete zehn Ein- und Zweizimmer Appartements an und könnte jedes doppelt belegen. Der Bedarf ist groß und die Warteliste lang“, sagt die Geschäftsführerin. Gern möchte sie deshalb das gesamte Haus anmieten.

Im zweiten Obergeschoss befinden sich jedoch noch sechs Strandhafer-Hotelappartements. Was an sich schon mal suboptimal ist, denn nicht immer harmonieren Urlaubsfeeling und Altenpflege. Viel besser wäre daher, so Menne, eine häusliche Trennung. Um die Rentabilität des Hotelbetriebes mit 49 Zimmern abzusichern, müssten die sechs Appartements allerdings irgendwie kompensiert werden und Inhaber Christian Scheil plant einen Ergänzungsbau. Haus 4, das die Flucht am Kreisel aufnimmt, soll auf der benachbarten Koppel entstehen. Das Esel-Gehege würde damit etwas verkleinert. Der Neubau entspreche in Größe und Stil den vorhandenen Gebäuden, sei auf dem eigenen Grundstück geplant und würde das Landschaftsschutzgebiet nicht „ankratzen“. Die Krux: Der Bebauungsplan „Ortsteilzentrum Diedrichshagen“ (B-Plan) gibt das so bislang nicht her und müsste angepasst werden.

Einen ausformulierten Änderungsantrag stellte Christian Scheil erstmalig im September 2020. Das zuständige Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft sah keinen Handlungsbedarf und lehnte ab. Die Empfehlung: Man könnte doch ganz einfach die Hotelappartements in Servicewohnungen umwandeln. Dann wiederum wäre aber das Aparthotel nicht mehr wirtschaftlich, argumentiert Christian Scheil: „Es gibt nun mal kritische Größen und einen festen Kostenblock für Personal, Zimmerreinigung, Energie usw. und der muss irgendwie eingespielt werden“, begründet er sein Anliegen, die an die Pflege gehenden sechs Appartements ersetzen zu wollen. „Auf der restlichen Fläche könnten Mietwohnungen entstehen, die an dieser Stelle ebenfalls sehr gefragt sind“, ergänzt Ehefrau Dorett Scheil.

Weder für Marion Menne noch das Ehepaar Scheil ist nachvollziehbar, weshalb sich das Stadtplanungsamt in dieser Sache querstellt. „Betreutes Wohnen wird doch immer beliebter. Die Bewohner schätzen die Möglichkeit, in der eigenen Wohnung leben zu dürfen und sich dann bei Bedarf Hilfe zu holen“, weiß Marion Menne. Die demografische Entwicklung sei auch in Diedrichhagen spürbar, die Bevölkerung altere zunehmend. „Es wäre sehr schade, wenn wir hier nicht weiterkommen. Ich bin von Beginn an am Standort und der ist sehr beliebt“, so Menne. Die Lebensqualität „ihrer“ Senioren sei hoch. Sie schätzten die Natur rundherum, den Spaziergang in der Umgebung und den Treff am Bäcker.

„Eigentlich ist es doch eine gute Sache, wenn jemand in der jetzigen Phase ein größeres Bauvorhaben anfasst. Eine Handhabe haben wir nicht, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt“, so Christian Scheil. Auf seine mehrmaligen Gesprächsangebote hat das Amt bislang nicht reagiert. Ebenso wenig auf unsere Bitte zur Stellungnahme.


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