So soll es sein: Ein Brunnen aus Warnemünde für Warnemünde


03. Dezember 2020

Ein Brunnen auf dem Kirchenplatz steht seit langem ganz oben auf dem Wunschzettel vieler Warnemünder. Er soll Ruhepol und Treffpunkt im Ortszentrum sein, wo Kinder im Sommer spielen, Spaziergänger verweilen und Touristen sich fotografieren lassen. Zugleich soll der Brunnen ein Blickfang sein und damit eine Aufwertung für das gesamte Karree darstellen.

Erste diesbezügliche Gespräche wurden vor zehn Jahren geführt. Das Rathaus wiegelte wegen leerer Kassen ab. Andererseits begrüßte man das Vorhaben, wenn es die Stadt nichts kostet. Ein spendenfinanzierter Brunnen also. Ist so etwas überhaupt denkbar? Wo, wenn nicht in Warnemünde! In kaum einem anderen Teil der Stadt ist das private Engagement der Bürger so stark ausgeprägt wie hier. Darüber war sich auch der damalige Ortsbeiratsvorsitzende Alexander Prechtel im Klaren: „Zunächst mussten wir jedoch abklären, ob ein Brunnen überhaupt förderfähig ist und ob ein Verein die nötigen Spendenbescheinigungen ausstellen darf“, erinnert sich der Jurist. Mit dem Rotary Club Warnemünde konnte er einen Verein für das Projekt gewinnen, der sich weltweit, aber auch regional engagiert. „Wir haben den Schulgarten in der Heinrich-Heine-Grundschule mitfinanziert und die Notfallbeschriftungen auf den Sitzbänken im Küstenwald umgesetzt“, nennt Präsident Thomas von Butlar Beispiele lokalen Engagements.

Das Unterfangen zog sich. Es offenbarten sich erwartete aber auch unerwartete Probleme. Im Rahmen eines Künstlerwettbewerbs wurden mit Wolfgang Friedrich, Reinhard Buch, Hennig Spitzer und Thomas Jastram schließlich vier namhafte Bildhauer gebeten, ihre Entwürfe einzureichen. Die Vorgabe an alle: 150.000 Euro Baukosten sollten nicht überschritten werden. Obwohl kein Preisgeld ausgelobt war lieferten alle Künstler rechtzeitig. Ein erster Meilenstein war geschafft. „Es folgte ein langer Weg, die erforderlichen Genehmigungen einzuholen und man glaubt ja gar nicht, wer alles beteiligt werden muss“, so Prechtel. Am Ende lief aber alles reibungslos: Oberbürgermeister, Bausenator, Grünamt, Stadtplanungsamt, Kirche und die Feuerwehr stimmten zu. Es hätte eigentlich losgehen können, doch dann kam Corona und wieder stand alles still.

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, an einen Brunnen zu denken? „Wir meinen ja, gerade jetzt. Für die Zeit nach Corona wollen wir ein positives Zeichen setzen“, unterstreicht Alexander Prechtel bei der Präsentation des Siegerentwurfs. Einem demokratischen Entscheidungsprozess folgend kommt die Idee von Thomas Jastram zum Tragen. Seine Brunnenanlage auf einer Fläche von fünf mal fünf Metern ist eine Mischung aus Klassik und Moderne. Sie besteht aus drei lebensgroßen Bronzefiguren, den Neriden, Gespielinnen Neptuns. Ausgestattet mit allerlei Muscheln, Schnecken und Schalentieren, aus denen das Wasser fließen soll, stehen sie etwas erhöht, damit man sie schon aus der Ferne wahrnehmen kann. Auf der Ostseite befindet sich der Sockel Neptuns, der jedoch mit Abwesenheit glänzt: „Er wird nicht mehr gebraucht und hat Dreizack samt Netz zurückgelassen. Seine emanzipierten Seejungfrauen übernehmen und können ihre Mission auch ohne den ‚Alten‘ erfüllen“, stellt Galerist und Rotarier Alexander Gehrke schmunzelnd einen aktuellen Bezug her. Zum Spielen einladend tummelt sich im Brunnenbecken ein Seeungeheuer, aus dessen Maul ebenfalls Fontänen quellen. Besonders reizvoll ist der Wechsel im Wasserspiel: Springstrahlen plätschern und versiegen. Nebeldüsen bringen dichten Dunst hervor, der den Brunnen in einen Schleier hüllt, um das Spiel von neuem zu beginnen. Charmant: Ohne Begrenzungen kann man in den Brunnen rein- und wieder rauslaufen. Außerdem, so Jastram, ist das Wasserspiel nicht nur zu sehen, sondern auch hörbar: „Eine Ode an die Freude!“, fasst der in Rostock geborene und heute in Hamburg lebende Künstler zusammen.

Jetzt zur Finanzierung für das ambitionierte Projekt: „Eine größere Summe kommt direkt vom Rotary Club Warnemünde“, hält Alexander Gehrke fest. Auch gäbe es schon Zusagen von Menschen, die zwar nicht hier leben, sich dem Ort aber verbunden fühlen. Das Einwerben weiterer Großspenden haben die Initiatoren ganz bewusst auf das kommende Frühjahr verschoben. Zu groß wäre angesichts der andauernden Krise die Gefahr von Absagen. Angesprochen dürfen sich hingegen schon jetzt die Warnemünder fühlen: „Viele haben wegen der Pandemie keinen Urlaub machen können und wollen zu Weihnachten vielleicht etwas spenden“, hofft Rotarier Alexander Prechtel. Und weil jeder Euro zählt, sollen in verschiedenen Geschäften Sammelboxen aufgestellt werden. Spendenbescheinigungen will man ab einer Summe von 100 Euro ausstellen und ab einer gewissen Größenordnung sollen Spender sogar Erwähnung auf einer Stele finden. Als nachhaltige Werbung sozusagen.

Zur Abwicklung hat der Rotary Club Warnemünde unter der IBAN DE05 1305 0000 0201 1174 44 ein Spendenkonto bei der Ostseesparkasse Rostock eingerichtet. Als Zahlungsgrund sollte „Förderung Projekt Brunnen Warnemünde“ eingetragen sein.  

Was die laufenden Kosten wie Unterhalt und Wartung betrifft, gibt es nach Aussage Prechtels positive Überlegungen für eine private Übernahme. Eurawasser hatte seinerzeit signalisiert, die Kosten übernehmen zu wollen. Gespräche mit dem kommunalen Nachfolger Nordwasser wurden bislang noch nicht geführt. Alle notwendigen Leitungen und Anschlüsse hat man vorausschauend bereits bei der Umgestaltung des Kirchenplatzes im Erdreich verlegt.

Ambitioniert ist auch die Terminsetzung: Zielstellung ist eine Fertigstellung im Jahr 2022, allerspätestens am 11. März 2023. Vor genau 700 Jahren, am 11. März 1323, erwarb die Stadt Rostock nämlich das Dorf Warnemünde um sich den Zugang zum Meer zu sichern. Der fertige Brunnen soll am Ende der Stadt geschenkt werden. Sie ist Eigentümerin von Grund und Boden. Und so schließt sich der Kreis.


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