Hochprozentiges made in Warnemünde

Dass in Warnemünde Bier gebraut wird, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. 2015 wurde die Mikrobrauerei Hoppen un Molt in der Fritz-Reuter-Straße gegründet. Kenner wissen natürlich längst um die Vorzüge der hier produzierten Craftbiere. Gute Tradition ist auch, dass sich die Inhaber Sylvia Joeck und Henry Gidom zu Weihnachten immer etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In diesem Jahr wagen sich die beiden an hochprozentigen Bierbrand. Und dass es überhaupt so weit gekommen ist, hat mit Corona zu tun…

Üblicherweise beginnt in der Biermanufaktur die Saison zu Jahresbeginn, so auch 2020. Die Produktion lief auf Hochtouren, denn schließlich stand im Februar die langersehnte Urlaubsreise an. Der Urlaub war vorüber und plötzlich stand alles still. Ein Virus namens Covid-19 legte die ganze Welt lahm. „Wir konnten kaum etwas verkaufen, denn die Hotels und Gaststätten waren geschlossen“, erinnert sich Henry Gidom an die missliche Situation. Vier Chargen, abgefüllt in Flaschen und Fässern, standen kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums und drohten zu verderben.

Die zündende Idee hatte schließlich Martin Neumann, der in Klein Kussewitz die Brennerei Maennerhobby betreibt. Er wollte schon lange Mal einen Bierbrand ausprobieren, benötigte dafür jedoch 500 Liter Gerstensaft. Corona machte das möglich. Zwei Paletten mit Flaschen und dazu noch einige Fässchen, gefüllt mit verschiedenen Biersorten, wurden aus Warnemünde in die Brennerei geliefert und dort in einer Brennblase zusammengekippt. Gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass es sich um 1.200 Flaschen handelte. „Zwei Stammkunden haben uns beim Öffnen geholfen“, bekennt Henry Gidom schmunzelnd.

Mit Patrick Hahner holte man sich einen professionellen Destillateur ins Boot. Das Ergebnis: 18 Liter 78 prozentiger Bierbrand, der nach mehrmonatiger Lagerung in einem Bourbon Fass aus Eiche seine besondere, etwas blumige, Geschmacksnote erreichte. „Bierbrand ist so etwas wie der Schwippschwager des Whiskys“, stellt Gidom eine Geschmacksanalogie her. Mit enthärtetem Wasser auf 39 Prozent runterverdünnt und nochmals umgefüllt in eine Edelstahlkanne konnte in dieser Woche endlich das Abfüllen in die kultigen 200 Milliliter „Flachmänner“ aus gelasertem Metall beginnen. Die Auflage ist auf 150 Flaschen limitiert, wobei jede Flasche eine Nummer trägt. Die No. 1 hat sich der Teilzeit-Brauer persönlich gesichert. „Ohne Corona wäre ich nie auf die Idee gekommen. Einmal durchprobiert, könnte ich mir aber durchaus vorstellen, das Ganze nochmal zu wiederholen“, erklärt der Warnemünder. So hat Corona ihm möglicherweise ein neues Geschäftsfeld eröffnet.

Die witzige Geschenkidee aus Warnemünde kostet 29,80 Euro und ist immer freitags, sonnabends und sonntags jeweils von 12 bis 17 Uhr im Hoppen un Molt Shop in der Alexandrinenstraße 49 zu haben. Hier hat Sylvia Joeck am Nikolaustag für Kinder eine besondere Überraschung parat. Kostenfrei wird an die Lütten selbstgemachter Nikolauspunsch ausgeschenkt.