Die Serie der nahezu perfekten Segeltage setzte sich auch am dritten Tag der Warnemünder Woche fort – wenn auch mit kleinen Dellen. Auf vier Regattabahnen herrschte Hochbetrieb: Die drei Ilca-Klassen, die OK-Jollen und die 505er lieferten sich packende Rennen, nur die Silberflotte der Ilca 6 musste im abflauenden Wind mit einem Lauf Vorlieb nehmen.
Die schnellen 505er schafften sogar drei Wettfahrten und kürten anschließend ihre Warnemünder-Woche-Sieger 2025: Jan-Philipp Hofmann und Felix Brockerhoff aus Düsseldorf fuhren ihren dritten Europa-Cup-Sieg in Serie ein. Mit einem Sieg, einem zweiten und einem vierten Platz zum Abschluss blieb das Duo souverän an der Spitze – auch wenn Steuermann Hofmann zugab: „Heute haben wir nicht ganz den Speed gefunden.“
Die Freude über die perfekte Regatta überwog aber: „War 'ne tolle Regatta. Wir haben eine Top-Performance hingelegt. Aber auch von der Wettfahrtleitung und dem Drumherum war alles perfekt hier“, schwärmte Hofmann, der den Erfolg nahtlos in die Siegesserie nach Frankreich und Italien einordnete.
Vorschoter Felix Brockerhoff verriet das Erfolgsrezept: „Wir kommunizieren sehr viel im Boot – über Steuerung, Taktik, Technik. Das ist unser Schlüssel.“ Mit diesem Teamgeist wollen sie nun selbstbewusst zur Europameisterschaft im Oktober in Spanien reisen.
Auf Rang zwei landeten die Hamburger Brüder Tim und Finn Böger, die mit einem Tagessieg noch einmal aufhorchen ließen. Die Rostocker Lutz Stengel und Frank Feller segelten in ihrem Heimatrevier auf den Bronzerang.
Der Schweriner OK-Jollen-Star André Budzien kehrte mit breitem Grinsen an Land zurück. „Anschlusstreffer nennt man das wohl“, kommentierte er seinen Tagessieg. Mit einem ersten und einem vierten Platz arbeitete sich der dreimalige Weltmeister auf Gesamtrang fünf vor – bei einem Feld von 109 Startern. „Ich hatte einen Top-Start und konnte gleich an der ersten Tonne die Führung übernehmen“, freute sich Budzien. Im Gesamt-Klassement rangiert er nun auf Platz fünf, hat im Feld der 109 Starter nur einstellige Ergebnisse in der Liste und liegt damit in Schlagdistanz zur absoluten Spitze.
An der Spitze kristallisiert sich unterdessen der Brite Charlie Cumbley als Favorit heraus: Mit drei Siegen aus vier Wettfahrten führt der Ex-Welt- und Europameister vor dem Kanadier Baabii O Flower und dem Schweden Daniel Björndahl.
In der olympischen Ilca7-Klasse zeigte Ole Schweckendiek aus Kiel großen Kampfgeist: Trotz hartnäckiger Erkältung sicherte er sich mit einem zweiten Platz und einem Sieg die Gesamtführung. Auf dem Wasser habe er nichts von der Schwächung gemerkt, so Schweckendiek, der seinen Teamkollegen Julian Hoffmann (nun Dritter) an der Spitze ablöste. Dazwischen schob sich der Franzose Alexandre Kowalski, der im morgigen Finale wohl als einziger ernsthafter Herausforderer bleibt.
Heftige Positionswechsel gab es in der Ilca6-Klasse: Nachdem die bisherigen Spitzenreiter Levian Büscher (Düsseldorf) und Anna Munch (Dänemark) schwächelten, nutzte der Däne Mads Wegener Larsen seine Chance. Nach einem Sieg im ersten Rennen und einem 20. Platz übernahm er die Führung. Die Kroaten Josip Tafra und Petra Marendic sind ihm dicht auf den Fersen. Büscher liegt als bester Deutscher auf Rang fünf, Munch ist Neunte.
In der Ilca4-Nachwuchsklasse bewies Cassandra Jansch aus Hamburg Nervenstärke: Mit einem zweiten und einem 13. Platz setzte sie sich an die Spitze. „Vor allem im zweiten Rennen passten Wind und Welle nicht zusammen. Der Wind war schon sehr schwach, aber die Welle stand noch. Das hat es nicht einfach gemacht“, erklärte die 14-Jährige.
Cassandra hat Segeln im Blut: Ihre Mutter Hanne Jansch, gebürtige Rostockerin, war selbst international erfolgreiche Laser-Seglerin. Doch Druck spürt Cassandra nicht: „Ich weiß gar nicht, was sie alles gewonnen hat. Ich will hier einfach Spaß haben.“
Mit der neuen Spitzenposition wächst allerdings die Erwartungshaltung: „Eine Medaille hier wäre schon schön – auf jeden Fall in der Altersklasse U16. Große Ziele gibt es sonst in diesem Jahr nicht. Aber im nächsten Jahr würde ich gern zur WM fahren, und danach sehen wir, wie es im Ilca6 weitergeht.“
Die Konkurrenz bleibt eng: Kaya Üner (Türkei) und Wesse Brink (Niederlande) liegen mit geringem Abstand in Lauerstellung.
Bei der Langstreckenregatta Rund Bornholm erreichten die führenden Yachten am frühen Abend die Nordspitze von Rügen. Ihre Rückkehr nach Warnemünde wird am Dienstag erwartet, wenn sich auch auf dem Wasser entscheidet, wer die schnellsten Langstreckensegler der Warnemünder Woche 2025 sind.
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