Seenotretter gedenken 105. Todestag Stephan Jantzens


19. Juli 2018

„Genau an dieser Stelle endete heute vor 105 Jahren ein durchgängiger Trauerzug, der am Kirchenplatz begann und bis zum damaligen Friedhof Warnemündes reichte“, verdeutlicht der Leiter des Seenotretter-Informationszentrums, Jörg Westphal, am Grab der Familie Jantzen vor den anwesenden 20 Kindern aus der Kindertagesstätte Strandmuschel. Sie waren gemeinsam mit ihren beiden Erzieherinnen Johanna Bojarra und Birgit Behrens in den heutigen Stephan-Jantzen-Park gekommen. Im Sarg lag damals kein geringerer als der große Warnemünder Held Stephan Jantzen. In Erinnerung an seinen 105. Todestag hatten die Lütten nicht nur rote Rosen in der Hand, sondern zuvor den Seenotretter-Song von Klaus Lage „Volle Kraft voraus“ einstudiert. Am 19. Juli 1913 trat der Lotsenkommandeur Stephan Jantzen – von den Warnemündern respektvoll ‚de Kommandür‘ genannt – seine letzte Reise an.

Als 39-Jähriger wurde Jantzen im März 1866 vom Rostocker Rat zum Lotsenkommandeur Warnemündes gewählt. „Das war damals eine Besonderheit und große Ehre, denn eigentlich durfte man diesen Posten erst ab einem Alter von 40 Jahren übernehmen“, weiß Jörg Westphal. Erst ein Jahr zuvor, 1865,  wurde die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) gegründet. Seinerzeit war es üblich, dass Lotsenkommandeure auch die Aufgaben der Seenotretter-Vormänner übernahmen. Das Arbeitsleben Jantzens als Lotsenkommandeur in Warnemünde dauerte 37 Jahre. „Im Jahr 1903 quittierte er bei uns seinen Dienst und hatte dabei unglaublich viel für seinen Heimatort und die Schifffahrt getan. Bei tosender See hatte er 80 Menschen das Leben gerettet – er war ein echter Held Warnemündes!“, erinnert Westphal in seiner Laudatio. Geradezu legendär ist eine Rettungsaktion im November 1872 während des Ostseesturmhochwassers, als Jantzen und seine Crew mit einem Raketenapparat sechs Personen in Sicherheit bringen konnten. Selbst mehrfache Kenterungen hielten ihn nie davon ab, unter Einsatz des eigenen Lebens immer wieder Rettungseinsätze zu fahren.

Die Kleinen aus der Strandmuschel legten an der Grabstätte heute Vormittag ihre rote Rosen nieder, stimmten das Lied an und waren sich am Ende einig: „Wir wollen genauso werden wie Stephan Jantzen.“ Der Kapitän a.D. und ehemalige Ältermann der Lotsenbrüderschaft Warnemündes, Konrad Michaelis, hört das mit Freude: „Nachwuchs wird immer gebraucht und die Gefahren auf See sind dieselben geblieben, auch wenn die Rettungstechnik im Vergleich zur Zeit Stephan Jantzens viel moderner geworden ist. Damals war allein für das Rudern der Rettungsboote noch viel physische Kraft nötig.“

Die DGzRS ist einer der modernsten Seenotrettungsdienste der Welt. Rettungsflotte – bestehend aus 60 Seenotrettungskreuzern und -booten – Equipment und Arbeit werden ausschließlich durch Spenden und freiwillige Zuwendungen finanziert. Die Seenotretter sind bei jedem Wetter, rund um die Uhr, auf Nord- und Ostsee einsatzbereit. Ganz zu Recht werden sie aus diesem Grunde im Volksmund auch „die Gott zur Rechten sitzenden=DGzRS“ genannt.

Damit sich auch kommende Generationen an das Leben und Wirken des Warnemünder Ur-Seenotretters erinnern können, hofft Jörg Westphal, dass die Grabstätte der Familie Jantzen noch möglichst lange gepflegt wird.


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