Scandlines testet Windtechnologie


20. August 2020

Passagieren an Bord der Scandlines Hybridfähre Copenhagen wird für ihren Standard Ticketpreis ein extra Erlebnis geboten. Auf dem Oberdeck des Schiffes wurde Ende Mai nämlich ein Rotorsegel installiert (DWM berichtete). Jetzt sind ein paar Monate vergangen, und die ersten Eindrücke zu der neuen Technologie liegen vor.

Das für das 42 Tonnen schwere Rotorsegel notwendige Stahlfundament (21 Tonnen) wurde während eines Werftaufenthalts im November 2019 montiert. Die Installation des 30 Meter hohen Norsepower Rotors erfolgte während eines nächtlichen Aufenthalts im Rostocker Überseehafen. Das war von wesentlicher Bedeutung, wie Alan Bach, Seniorkapitän der Copenhagen, erklärt: „Wir konnten nahezu alles innerhalb der kurzen verfügbaren Zeit von nur wenigen Stunden abschließen. Das war wichtig, weil wir rund um die Uhr unterwegs sind. Jeder Dienst- oder Umsatzausfall ist natürlich kritisch für unseren Fährbetrieb.“

Ein weiterer wichtiger Teil des Projekts ist die Überwachung und Validierung der Ausstattung und der Leistung selbst. Scandlines‘ COO Michael Guldmann Petersen äußert sich zu diesem Punkt wie folgt: „Wir erwarten eine Reduzierung der CO2-Emissionen um vier bis fünf Prozent, was eine nicht unwesentliche Menge ist. Wenn alles gut geht, werden wir weitere Installationen zukünftig in Betracht ziehen. Wir sind sehr froh darüber, dass das System vollständig automatisiert ist und wir rechnen mit keinen großen technischen Problemen. Der letzte Betriebsmonat verlief recht glatt und wir können erkennen, dass sich dieser Trend während des Testzeitraums fortsetzt.“

Auch der NABU, Naturschutzbund Deutschland e.V., der schon seit vielen Jahren eng mit Scandlines zusammenarbeitet, um den ökologischen Fußabdruck der Reederei zu verbessern, ist mit den veranlassten Maßnahmen sehr zufrieden. „Dies sind großartige Neuigkeiten für das Klima und die Umwelt. Der NABU ist erfreut darüber, tatsächliche Veränderungen in Folge der ehrgeizigen Ankündigungen von Scandlines zu sehen. Das Unternehmen treibt die Idee der Dekarbonisierung der Schifffahrt voran und ist Pionier auf dem Gebiet grüner Technologien“, sagt Sönke Diesener, Referent Verkehrspolitik des NABU Berlin.

Noch dazu gilt die Fähre als eine Schnittstelle zwischen Schifffahrt und breiter Öffentlichkeit. Das Interesse unter den Passagieren ist dementsprechend groß: Für was wird dieser Zylinder verwendet? Wie funktioniert er? Warum ist er hier?

Die Möglichkeit, eine der wichtigsten technologischen Entwicklungen auf dem Weg zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Schifffahrtsbereich zu präsentieren, ist von großer Bedeutung – vor allem im Hinblick auf die Bestrebungen der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen um mindestens 50 Prozent bis 2050 verglichen mit dem Niveau von 2008. Die Schifffahrt ist somit die erste globale Industrie mit einem derartigen Ziel.

Am 25. Mai 2020 wurde ein Rotorsegel des finnischen Unternehmens Norsepower auf der zwischen Rostock und Gedser verkehrenden Hybridfähre Copenhagen nachgerüstet. Die Installation erfolgte im Rahmen des von der EU finanzierten Wind Assisted Ship Propulsion (WASP, dt. windunterstützte Antriebstechnologie für Schiffe) Projekts, das Ende 2019 mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, fünf windunterstützte Antriebseinheiten auf einer Reihe unterschiedlicher Schiffe zu installieren, die in der Nord- und Ostsee verkehren. Windunterstützte Antriebstechnologien sollen so getestet und deren Marktdurchdringung ermöglicht werden. Es wird erwartet, dass diese Systeme die CO2-Emissionen durchschnittlich um vier bis fünf Prozent reduzieren werden. Bei optimalen Windverhältnissen rechnet man mit einer Reduzierung von mehr als 20 Prozent.


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