Segelabenteuer mit allen Facetten: Bei der legendären Rund Bornholm-Regatta im Rahmen der Warnemünder Woche erlebten Crews sportliche Höchstleistungen – und meisterten unerwartete Herausforderungen.
Es war alles dabei: sportlicher Ehrgeiz, pure Freude, technisches Versagen und echte Kameradschaft. Die Seewettfahrt Rund Bornholm hat am frühen Donnerstagmorgen ihr Ziel geschlossen – mit glücklichen Siegern, erschöpften Heimkehrern und eindrucksvollen Geschichten.
Während Wettfahrtleiter Jan Büttner in der Nacht um 4 Uhr die letzte Yacht ins Ziel nahm, lagen zwei Teilnehmer noch außerplanmäßig an Land: Die Minizilla von Skipper Bernd Spangemacher (Berlin) hatte in der Nähe des Darß mit einem gebrochenen Ruder zu kämpfen. Die Dockenhuden, eine X41 aus Hamburg unter Skipper Maik Dünnfründ, war nach einem Mastbruch bereits wieder unter Motor Richtung Heimathafen Kiel unterwegs.
Trotz der Herausforderungen gab es Grund zum Feiern. In der ORC-Wertung siegte die Blue Bird unter Skipperin Laura Schuberth (Rostock). Die Crew meisterte die rund 270 Seemeilen lange Strecke von Warnemünde um Bornholm und zurück in 2 Tagen, 5 Stunden, 46 Minuten und 28 Sekunden. Der traditionsreiche Yachtbau-Typ „Hiddensee“ segelte sich damit berechnet auf Rang eins.
In der Yardstick-Wertung stand die Crew der Sturm Stina um Skipper Hauke Sponholz (Rostock) ganz oben auf dem Treppchen. Sie benötigten 2 Tage, 1 Stunde, 28 Minuten und 51 Sekunden – genug für die Spitzenposition in dieser Klasse.
Eine besondere Geschichte schrieb die Dockenhuden. Völlig überraschend knickte der Karbonmast mitten auf See ab. „Glücklicherweise ist unserer Crew nichts passiert. Und Daumen hoch für die Crew der Place to be. Starke Typen. Die waren sofort da, haben uns abgeschleppt und dabei einen Top-Job gemacht. Wirklich eine tolle Crew“, berichtete Skipper Maik Dünnfründ dankbar.
Die Havarie kam ohne Vorwarnung, bei moderaten 15 Knoten Wind und knapp ein Meter Welle – eher unspektakulär. Die erfahrene Crew hatte nach der Rundung gegen den Uhrzeigersinn von Bornholm gerade auf Backbord-Bug in Richtung Westen umgelegt, als der Karbonmast von oben kam. Die Takelage fiel ins Wasser, das Schiff war manövrierunfähig – selbst der Motor war blockiert.
Die nahe segelnde Place to be reagierte blitzschnell auf den Notruf, näherte sich, nahm die Schleppleine an und brachte die Hamburger Yacht sicher in den Hafen von Tejn auf Bornholm. Dort klarierten Crew und Skipper Mast, Segel und Zubehör, um unter Motor den Rückweg anzutreten. Nach 19 Stunden Fahrt war Kiel erreicht. Und trotz allem: „Es hat trotz allem Spaß gemacht. Wir sind bis dahin super gesegelt. Rund Bornholm ist eine tolle Veranstaltung, für die wir gern Werbung machen“, so Dünnfründ.
Weniger Glück hatte die Crew der Minizilla. Der nur 6,50 Meter lange Mini von Skipper Bernd Spangemacher war kurz vor dem Ziel, als die Aufnahme für die Pinne aus der Lenkstange brach. „Wir konnten das mit Bordmitteln nicht reparieren“, schildert der Berliner. Auch der kleine 5-PS-Außenborder reichte bei der inzwischen ruppigen See nicht aus – eine Weiterfahrt war ausgeschlossen.
Nach einem Funkspruch eilten die Seenotretter aus Prerow zur Hilfe und schleppten das Boot sicher in den Nothafen. „Wir sind jetzt etwas erschöpft und lädiert, aber unverletzt. Die Rettung hat super geklappt. Jetzt werden wir den Schaden vor Ort reparieren und dann nach Warnemünde zurücksegeln“, so Spangemacher.
Bei der Siegerehrung fehlten die Havaristen, dafür gab es verdiente Anerkennung für die Crew der Place to be. Nicht nur der Dank der Geretteten ging an sie – auch sportlich lohnte sich der Einsatz: Durch eine offizielle Zeitgutschrift für die Rettung sicherte sich die Yacht Platz zwei in der ORC-Wertung hinter der Blue Bird.
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