Rund Bornholm 2025: Ein Rennen zwischen Glücksmomenten, Mastbruch und Meeresdramatik


10. Juli 2025

Ein Sonnenuntergang im Ziel, dramatische Zwischenfälle auf hoher See und seglerische Hochspannung bis tief in die Nacht: Die Offshore-Regatta Rund Bornholm zeigte sich zur Warnemünder Woche 2025 von ihrer intensivsten Seite – für manche Crews wurde sie zur Triumphfahrt, für andere zur echten Bewährungsprobe.

Die „Illbruck“ im goldenen Licht des Erfolgs

Es war ein Bild wie gemalt: Nach 33 Stunden und 43 Minuten überquerte die Greifswalder Illbruck von Oliver Schmidt-Rybandt am Dienstagabend um 21.48 Uhr als erste Yacht die Ziellinie – im Licht der untergehenden Sonne. „Wir haben durchgängig Glück gehabt: mit dem Wetter, mit unseren Entscheidungen und mit den Gästen an Bord. Es war einfach eine tolle Stimmung – richtig geil“, schwärmte der Skipper noch am Tag danach mit einem breiten Lächeln im Gesicht.

Die Illbruck, einst Gewinnerin des Volvo Ocean Race 2002, segelt mit einer Mischung aus Stammbesatzung und Gästen – 14 Personen insgesamt. Dass sich Letztere nicht nur auf dem Vorschiff sonnen, sondern tatkräftig mit anpacken, machte sich auf dem 270-Seemeilen-Kurs rund um Bornholm deutlich bemerkbar. „Je mehr die Gäste anfassen, desto besser können wir agieren. Auch das milde Wetter hat uns in die Karten gespielt – wir konnten sogar mitten in der Nacht einen Spinnaker-Wechsel machen“, so Schmidt-Rybandt. Das sei bei ruppigeren Bedingungen oft ein Diskussionsthema – diesmal jedoch: „Ja, lass machen!“

Taktik, Timing und eine Portion Glück

Schon beim Passieren von Bornholm zeigte sich der Kurs als seglerischer Hochgenuss: „Ein tolles Bild“, erinnerte sich der Skipper, als seine Yacht im Duell mit der Ospa gen Sonnenuntergang glitt. Später, auf der Ostseite der Insel, belohnte ein spektakulärer Sonnenaufgang die Mühen der Nachtwache.

Doch auch strategisch war das Rennen anspruchsvoll. Die Entscheidung, im Uhrzeigersinn um Bornholm zu segeln, zahlte sich letztlich aus – trotz widersprüchlicher Routing-Modelle. „Dass es dann aufgeht, ist pures Glück. Das kann niemand vorhersehen.“ Und dieses Glück blieb der Illbruck hold: Während hinter ihr Flautenfelder Yachten ausbremsten, hielt sie Kurs mit stabilem Speed. Zwar verlor sie durch eine Winddrehung vor Rügen noch ein paar Meilen auf die Ospa, doch ernsthaft gefährdet wurde der Titel für das „first ship hime“ nicht mehr. Optionen für einen Angriff der Verfolger waren im schmalen Aktionsfeld entlang der Mecklenburger Küste gen Südwesten nicht zu finden.

Mastbruch vor Bornholm: „Dockenhuden“ in Seenot

Nicht alle Yachten hatten eine solch reibungslose Fahrt. Die Dockenhuden von Skipper Maik Dünnfründ erlitt nördlich von Bornholm einen Mastbruch – ein harter Rückschlag, aber glücklicherweise ohne Personenschäden. Hilfe kam von der Stralsunder Crew der Place to be, die sofort zur Stelle war. Nomen est omen, könnte man sagen. Sie schleppten die Havaristin sicher nach Tejn in den Hafen – und kehrten dann sogar zurück zum Ort des Vorfalls, um das Rennen fortzusetzen. Die Jury erkannte dieses Engagement mit einer Zeitgutschrift von 4:01 Stunden an.

Schwierige Rückkehr, abgesagte Wettfahrten

Während sich die Spitzenboote längst über ihre Zieleinläufe freuten, kämpften viele Crews auf der Rückreise mit deutlich raueren Bedingungen. Zwischen Darß und Rügen baute sich eine unangenehme Welle auf, dazu blies eine steife Brise – was nicht nur den Rückweg erschwerte, sondern auch zu Absagen im Tagesprogramm der Warnemünder Woche führte.

Wettfahrten für die Zoom8, die Musto Skiffs und die OK-Jollen mussten gestrichen werden. Für die Zoom8 bedeutete das einen verspäteten Start in die Weltmeisterschaft. Bei den OK-Jollen wurde kurzerhand der Schlussstrich unter die Europameisterschaft gezogen – nach sechs statt acht geplanten Rennen.

EM-Gold für England – Budzien verpasst knapp das Podium

Charlie Cumbley aus England sicherte sich am Ende erneut die Krone der OK-Segler – punktgleich mit dem jungen Kanadier Baabii O Flower, aber mit einem Sieg mehr auf dem Konto. Bronze ging hauchdünn an den Schweden Daniel Björndahl, der in der Gesamtwertung ebenfalls punktgleich mit André Budzien aus Schwerin lag. Wieder entschied die Anzahl besserer Einzelergebnisse.

Budzien nahm Platz vier mit Gelassenheit: „Ich bin trotzdem happy. Wir sind sechs tolle Wettfahrten gesegelt. Ich konnte mich zum Schluss gut steigern. Das Resultat ist völlig in Ordnung.“ Und doch schwang ein Hauch von Wehmut mit: „Klar, man hätte vielleicht noch mal das Podium angreifen können. Aber es ist schon eine gute Entscheidung, die Segler nicht mehr rauszulassen. Da wäre vielleicht viel kaputt gegangen. Das muss nicht sein.“

Ausblick: Neue Chancen vor Warnemünde

Für Budzien ist die Warnemünder Woche noch nicht vorbei: Am Freitag greift er im Finn Dinghy wieder an. Am Donnerstag stehen zunächst Wettfahrten für die Zoom8 und Musto Skiffs auf dem Programm – dort geht es bereits um WM- und EM-Punkte.


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