Reederei Möller feiert 40-jähriges Betriebsjubiläum


01. Dezember 2022

Sowas gab es noch nie in Warnemünde und wird es wohl auch nie mehr geben, da ist Fahrgastreeder Rainer Möller ganz sicher: Nicht weniger als acht „Hafenkreuzliner“ ließ sein Unternehmen in den jetzt 40 Jahren Betriebsgeschichte bauen. Insgesamt 14 Schiffe hatte die Fahrgastschifffahrt „Käpp'n Brass“ im Einsatz. Heute wird älteste Reederei Rostocks von Rainer Möller und seiner Frau Katrin geführt.

Alles begann mit der Betriebsübernahme von Ewald Malcherzyk mit der damaligen Käpp’n Brass als Holzschiff am 1. Dezember 1982. „Sie brannte 1989 bei einem Werftbrand in Ueckermünde ab“, erinnert sich Rainer Möller. Fremde Schiffe waren auf der Werft nicht versichert. Totalverlust. Hamburger Kaufleute hatten Vertrauen in die Geschäftsidee, Rostocks Gewässer mit Fahrgastschiffen zu beleben und liehen ihm daraufhin 30.000 Mark für eine Barkasse. Auch sie wurde auf „Käpp'n Brass“ getauft.

Der Reeder wurde nicht müde und stockte auf. Einige Schiffe wurden gechartert, andere gekauft und 1992 dann schließlich der erste eigene Neubau. Es war wieder eine Käpp'n Brass. „Das hat Wellen geschlagen damals in Warnemünde. Noch dazu war es das erste Schiff, das nach der Wiedervereinigung auf der Berliner Yachtwerft gebaut wurde“, berichtet Rainer Möller, der aus einer alteingesessenen Warnemünder Fischerfamilie stammt. Auch Vater Paul-Friedrich Möller hatte ein Fischerboot und nahm den kleinen Rainer gern mal mit auf die Ostsee. Sohnemann fing Feuer und der Lebensplan stand. Er wollte Schiffer werden und hat sich von der Pike auf hochgearbeitet. 1979 begann die seemännische Karriere des gelernten Drehers als Decksmann bei Ewald Malcherzyk. Er qualifizierte sich weiter und machte das kleine Seepatent „Schiffsführer Küstenfahrt“. „Damit darf ich sogar auf die Ostsee raus“, betont Möller, der bis zur Wende Vertragspartner der Weißen Flotte war.

Im Jahr 1995 folgten mit Min Herzing und der nunmehr dritten Käpp’n Brass zwei weitere Neubauten. Das Möllersche Prinzip bis 2013: „alte“ Schiffe verkaufen und neue bauen lassen. „Es lief richtig gut und mit jedem neuen Schiff gab es Verbesserungen, Weiterentwicklungen aus unseren Erfahrungen und natürlich nahmen wir auch Trends auf.“ Einer davon war die VIP-Lounge auf der ersten Ostseebad Warnemünde, ein Neubau aus dem Jahr 1996, ergänzt Silvia Grahl, seit 1985 die gute Seele des Unternehmens. Immer habe es Interessenten für die „Gebrauchten“ gegeben. Die Schiffe von Reeder Möller aus Warnemünde waren auf dem Markt begehrt. Jüngstes Beispiel, die zweite Ostseebad Warnemünde, gebaut 2013 und im Juli 2022 nach Hamburg verkauft, wo sie als Elbkristall auf der Elbe unterwegs ist. Heute wäre ein solcher Schiffsneubau nicht mehr unter fünf Millionen Euro machbar, ist der Warnemünder überzeugt. Der Verkauf war alternativlos, weil ansonsten die Firmentrennung nicht hinzubekommen war.

Die Frage, ob er es wieder tun würde, bejaht Rainer Möller. „Wahrscheinlich würde ich nicht mehr jeden Trend mitmachen, aber wir hatten sehr gute Jahre.“ Warum er den Beruf so sehr liebt? „Mein Hobby ist mein Beruf. Ich finde es sehr spannend mitzuerleben, was sich vom Wasser aus betrachtet über die Jahre alles verändert hat. Der Abriss der Mittelmole zum Beispiel oder die Verbreiterung des Seekanals.“ Dazu kommt dann noch die Freude der Leute, die man bei Hafenrundfahrten sehr deutlich spürt. Möllers persönliches Lieblingsschiff ist übrigens die Min Herzing. Die ist er in seiner aktiven Schifferzeit selbst gefahren. Flaggschiff und „Schönste“ war natürlich die Ostseebad Warnemünde. Bei der Kundschaft kommen dagegen Käpp’n Brass und Min Herzing am besten an.

Für die Zukunft plant das Ehepaar Möller keine weiteren Schiffsneubauten. Man wolle mit dem Bestand weiterfahren. Sehr deutlich merkten auch die Fahrgastreeder, dass die Menschen weniger Geld in der Tasche haben. Auch die immer wieder neuen Forderungen der Berufsgenossenschaft machen das Leben nicht einfacher. Ans Aufhören denkt der 68-Jährige dennoch nicht. Die Fahrgastschifffahrt sei schließlich sein Lebenswerk. Die beiden Söhne Hannes und Hein Möller leben den Schiffertraum indes weiter. Beide gründeten am 5. Juli 2022 die H&H GmbH, kauften die Carpe Diem aus Holland und bekamen von Vater Rainer die Min Herzing geschenkt.


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