Die Villa in der Seestraße 15 ist gerade vielen älteren Warnemünde-Besuchern noch als „Heinkel-Villa“ geläufig. Bereits 1880 errichtet, erwarb der Flugzeugingenieur Ernst Heinkel das Gebäude in den 1930er Jahren und baute es dann zwischen 1938 und 1940 komplett um. Der Industrielle setzte dabei zeitgemäß vor allem auf Schlichtheit. Das äußere Erscheinungsbild des Komplexes wird noch heute durch diese Umbauten geprägt. Eine weitere Umgestaltung, vorrangig im Hofbereich, folgte dann in den 1960er Jahren, also während der DDR-Mangelzeit.
Jetzt steht eine erneute großangelegte Sanierung an, denn das Land Mecklenburg-Vorpommern investiert in der einstigen Heinkel-Villa etwa 2,5 Mio. Euro aus einem Europäischen Förderfond. Und für dieses Vorhaben ist natürlich viel Fingerspitzengefühl erforderlich. „Der ursprünglichen Bau mit den roten Klinkertürmen lässt sich leider nicht wieder herstellen, aber der Stil aus 1940 ist machbar“ erklärt IOW-Leiter Prof. Ulrich Bathmann. Das Institut für Ostseeforschung nutzt das Gebäude schon seit vielen Jahren für seine Wissenschaft. Bei der Farbgebung sollen die ursprünglichen Erd- und Rottöne wieder aufgegriffen werden, die aus DDR-Zeiten stammende graue Bemalung einiger Gebäudeteile entfällt. Ganz neu entsteht ein gläserner Eingangsbereich am linken Giebel des Hauses.
Nutznießer all dieser geplanten Neuerungen und Investitionen sind neben dem IOW vor allen Dingen aber auch die Warnemünder und ihre Gäste. Im Zuge der Sanierung entsteht im Souterrain des Gebäudes unter dem Titel „Schaufenster Ostseeforschung“ auf 81m² nämlich ein hochmodernes Informationszentrum rund um das Binnenmeer. „Hier wollen wir unsere Wissenschaft zeitgemäß und verständlich präsentieren“, erläutert der Instituts-Leiter. Multimedia-Angebote, Computeranimationen und andere interaktive Spielereien werden hier zu finden sein. Durch ein Mikroskop können sich interessierte Besucher die Zusammensetzung des Phytoplanktons anschauen und mittels Touchscreen herausfinden, wie die Ostsee auf Wassereinbrüche reagiert. „Das Ganze ist ziemlich einmalig und stellt einen attraktiven Besuchermagneten dar, besonders dann, wenn mal kein Strandwetter herrscht“, freut sich auch Ortbeirats-Chef Alexander Prechtel. Neben dem neuen Informationszentrum entstehen in der IOW-Villa noch Büros, Seminarräume und vier Gästezimmer im Dachgeschoss. Bereits Mitte 2015 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen und das „Schaufenster Ostseeforschung“ fertig sein.
Foto: Günther Rausch
Kommentieren Sie den Artikel
Ich warte seid mehreren Jahren auf das Erinnerungsschild an E. Heinkel. Das war ursprünglich am Tor des Hauses angebracht, wo ist es jetzt? Mfg. A. Niemann