Ohne Kunststoff auf Mikroplastik-Jagd


23. Oktober 2018

Ein neuartiges mobiles Gerät zur Erfassung von Mikroplastik in Oberflächengewässern haben die Umweltforscher am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) entwickelt. „Rocket“ nennen sie ihre Konstruktion und eine besondere Herausforderung bestand darin, bei der Entwicklung weitestgehend auf Kunststoff zu verzichten. Die erfolgreichen Ergebnisse der Testphase veröffentlichten die Warnemünder nun in der internationalen Fachzeitschrift „Water“.

Mikroplastik ist in der Umwelt allgegenwärtig. Ob im arktischen Eis, im Sand der Sahara oder den Sedimenten der Tiefsee – überall sind die künstlichen Partikel zu finden. Zahlen, wieviel davon in der Umwelt vorkommt, beruhen in der Regel auf Schätzungen. Das Untersuchungsobjekt lässt sich nämlich nur schwer und mit aufwändigen Methoden erfassen. Erschwerend kommt hinzu, dass in unserer Plastikwelt schon das Entnehmen einer kontaminationsfreien Probe eine enorme Herausforderung bedeutet. Ob es die Kleidung des Beprobers, die Gerätschaften zur Entnahme oder die Probengefäße selbst sind: Bei der Erfassung von Mikroplastik muss jeglicher Kunststoff vermieden werden.

Die Autoren des Artikels in der Fachzeitschrift „Water“, Robin Lenz und Matthias Labrenz, untersuchen in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierten Projekt (MicroCatch_Balt), welches die wesentlichen Eintragspfade für Mikroplastik in die Ostsee entlang eines Flusssystems sind und wo im Flussverlauf eingetragenes Mikroplastik auch wieder entzogen wird. Ihr „Modell-Fluss“ ist die Warnow. Für die umfangreichen Beprobungen entwickelten sie ein Gerät, das in seiner silbrigen Alu-Kiste, mit Schläuchen und Hebeln ausgestattet, wie die Requisite eines 70er Jahre Science-Fiction-Streifens wirkt und deshalb den Spitznamen „The Rocket“ erhielt.

„Rocket“ bietet viele Vorteile. Vor allem zwei Effekte galt es zu vermeiden: Herkömmliche Techniken – sie nutzen für die Beprobung meist Planktonnetze – sind meist fehlerbehaftet, weil die Maschenweite entweder zu groß oder zu klein ist. Mit den parallel geschalteten Kerzenfiltern in dem geschlossenen System werden alle Partikel, die größer als zehn Mikrometer sind, aufgefangen. Aber noch ein Nachteil der Netz-Technik wurde mit der Rocket behoben: Das Gerät kommt fast völlig ohne Kunststoff aus. Nur eine einzige Plastikart, das relativ seltene PTFE (Polytetrafluoroäthylen), wurde im Inneren verbaut. Damit kann von einer nahezu kontaminationsfreien Beprobung ausgegangen werden.

Foto: IOW / K. Beck


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