Noch mehr Barrierefreiheit am Strand von Warnemünde


23. Juni 2022

Im Jahr 1882, also vor 140 Jahren, erfand Hof-Korbmachermeister Wilhelm Bartelmann in Warnemünde den Strandkorb. Das beliebte Sitz- und Liegemöbel prägt seither das Ostseebad und entwickelte sich ständig weiter. Die Entwicklung ist mittlerweile soweit vorangeschritten, dass wir sogar barrierefreie Strandkörbe vorweisen können. Zwei davon stehen seit heute am Strand von Warnemünde. Möglich gemacht haben das die Akteure des Förderprojektes „Kommune Inklusiv“ (KI) und die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde.

Aus der Stadtgesellschaft heraus sei die Modellinitiative von „Aktion Mensch“ entstanden, betont Sozialsenator Steffen Bockhahn. Immer auf der Suche nach Partnern, die aufzeigen, dass Inklusion funktionieren kann. „Inklusion und Tourismus sind in Rostock ein Thema. Das ist einfach so passiert, auch durch privates Engagement der Strandkorbvermieter“, betont der Senator, der gleichzeitig Schirmherr von Kommune Inklusiv Rostock ist. Die Hanse- und Universitätsstadt ist eine von fünf Kommunen in MV, die diesen Titel trägt.

Mit fünf rollstuhlgängigen Strandzugängen in Warnemünde, barrierefreien Toiletten und Parkplätzen in direkter Strandnähe habe man aus touristischer Sicht gute Rahmenbedingungen vorzuweisen, weiß Tourismusdirektor Matthias Fromm. Und diese Bedingungen werden durch die beiden Strandkörbe noch verbessert: „Damit schließen wir eine Lücke in der Servicekette“, so der Tourismuschef.

Im Rahmen eines landesweiten Wettbewerbs des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern (TMV) hatte die Tourismuszentrale bereits 2019 und 2020 einen barrierefreien Strandkorb als „Wanderpokal“ gewonnen. Dieser stand jeweils eine Saison bei den Strandkorbvermietern Alexander Fritz und Matthias Treichel. Letzterer betreibt die Strandoase am Aufgang 4 und ist in Sachen Behindertenfreundlichkeit ein „alter Hase“. Schon im Jahr 2004 hatte er gemeinsam mit dem Rostocker Sozialpolitiker, Ralf Grabow, dazu ein Konzept gestrickt. Seit zehn Jahren hat er beispielsweise einen Baderollstuhl im Einsatz. Das sei aber nur eine Seite der Medaille. Viel wichtiger ist der Mensch, der dahintersteht. In seinem Unternehmen ist das Detlef Horst, ein Betreuer mit viel Herz und ohne Berührungsängste (DWM berichtete). „Schön, dass wir jetzt zwei so tolle Strandkörbe haben und wir uns nicht neidisch von der Seite beäugen müssen“, schmunzelt Treichel. Wegen der Preisgestaltung wollen sich die beiden Unternehmer absprechen.  

Die heute aufgestellten Strandkörbe im Wert von jeweils 9.000 Euro befinden sich noch bis Ende 2023 im Eigentum von Kommune Inklusiv, dürfen durch die beiden Pächter Fritz, Aufgang 10, und Treichel, Aufgang 4, die auch für die Nebenkosten aufkommen, jedoch dauerhaft genutzt werden. Beide Aufgänge sind über befestigte Wegeführungen mit Holzplanken und rutschfesten Matten bis zu den Strandkörben befahrbar. „Mit Alexander Fritz und Matthias Treichel konnten zwei langjährige Strandkorbvermieter als Partner gewonnen werden. Sie kümmern sich selbständig um alle Belange und stehen den Gästen vorbildlich zur Seite, wenn Unterstützung benötigt wird“, hebt Fromm hervor.

Die Kooperation mit beiden Strandkorbvermietern wurde zunächst für zwei Jahre geschlossen. In dieser Zeit werden ein Monitoring und eine Auswertung des Gästefeedbacks erfolgen.

Beide Strandaufgänge wurden mit speziellen Hinweisschildern für die barrierefreien Strandkörbe ausgestattet. Daran befinden sich QR-Codes, die direkt zu den jeweiligen Buchungsseiten führen. Die Reservierung kann aber auch schon von zuhause, in der Urlaubsunterkunft, über die Internetseiten der Betreiber oder telefonisch erfolgen.

Die je 140 Kilogramm schweren Strandmöbel wurden in der Korbwerk Manufaktur auf der Insel Usedom als Dreisitzer mit einer Sitzbank für zwei Personen und einem Rollstuhlplatz, der über eine Rampe direkt befahrbar ist, gefertigt. Weitere Komfortmerkmale sind ausziehbare Fußstützen, ausklappbare Tische, eine verstellbare Rückenlehne und eine Sonnenblende. Von der Zielgruppe werden die Neuerungen am Strand von Warnemünde begrüßt: Bettina und Robert Bull aus Rostock etwa finden die Idee toll, auch wenn sie den Strandkorb wegen der beschwerlichen Anfahrt kaum nutzen werden. Eine vermehrte Nutzung hat hingegen Rollifahrerin Sandy Werner angekündigt: „Ich wohne in Lütten Klein und werde den Strand jetzt häufiger aufsuchen.


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