Neues aus dem Munch-Haus: Vier Motive von Edvard Munch auf Spezialglas im Kunstgärtchen


30. April 2025

Aus dem Warnemünder Munch-Haus, Am Strom 53, gibt es etliche Neuigkeiten zu vermelden. Eine davon ist gleich vor dem Betreten des Gebäudes zu sehen: Da steht in grüner Farbe, dezent und denkmalgerecht, der Name Edvard Munch am Giebel. Der norwegische Maler hat von 1907 bis 1908 an dieser Adresse im Haus des Lotsenkapitäns Carl Nielsen gelebt. In dieser Zeit schuf der norwegische Expressionist knapp 65 Bilder sowie zahlreiche Skizzen.

Die nächste Neuigkeit betrifft das Personal: Seit März dieses Jahres ist der langjährige Schriftführer Ulrich Groß auch Vorsitzender des Edvard-Munch-Haus e. V. und damit Nachfolger von Manfred Keiper. Er sprüht vor Ideen und hat bereits viele Pläne.

Weiter geht es im Hof. Dort mussten die brüchigen Überreste des 2019 nach einem starken Sturm umgestürzten, sensationellen, 225 Jahre alten Birnbaums nun doch entfernt werden. Doch der Stamm mit Wurzelbereich hat einen Platz im Außenbereich des Warnemünder Fischerhauses gefunden und ist damit zu einem Ausstellungsstück geworden. „Innen im Baum war alles hohl. Als wir die Metallstützen entfernt haben, ist der Rest des Baums fast von selbst umgefallen“, berichtet Ulrich Groß. Jetzt liegt ein großer Stamm mit Wurzelteil für alle sichtbar im kleinen Hof des Munch-Hauses. Weitere Reste sollen in Kunstprojekten verarbeitet werden.

Gegenüber steht bereits ein neuer junger Birnbaum – und zwar keinesfalls irgendein beliebiger. „Das ist ein genetischer Nachkomme des alten Baumes. 2017 wurden mehrere Reiser entnommen, zwei Nachkommen des Warnemünder Birnbaums stehen bereits in Oslo vor dem ‚Munch‘ – so heißt das Museum in Oslo“, berichtet Ulrich Groß. Dass der neue Birnbaum so prächtig gedeiht und in diesem Jahr wunderschön geblüht hat, ist der guten Pflege und Fachkenntnis der Hinrichs Pflanzenhandel GmbH aus Kröpelin zu verdanken, die ihn gehegt und gepflegt hat. Die Symbolik dieser beiden Bäume gefällt Ulrich Groß: Er mag den Gedanken, dass der liegende alte Baum – mit etwas Fantasie – den Nachkommen im Blick hat. „Es ist ein bisschen so, als ob Eltern über ein Kind wachen.“

Das kleine Gärtchen hat sich quasi in einen Kunstgarten verwandelt: An einer Wand sind vier Motive von in Warnemünde entstandenen Munch-Bildern als Spezial-Glasdrucke der Glasmalerei Peters aus Paderborn aufgehängt worden. Die großzügige und besondere Umgestaltung des Innenhofs mit einer Pflasterung aus alten Steinen hat 35.000 Euro gekostet. Ein Teil der Summe stammt aus dem Bürgerfonds Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Rest von der Jahresköste der Kaufmannschaft der Hansestadt Rostock, den Stadtwerken Rostock AG, dem Lions Club Warnemünde, dem Rotary Club Warnemünde, der Rostocker Garten-, Landschafts- & Sportplatzbau GmbH, den Landschaftsarchitekten Adolphi-Rose, der Warnemünder Bau GmbH, Sven Thomas Olsen und der benachbarten Familie Jonas. Der älteste Spender ist der pensionierte Chemielehrer Jürgen Troester aus Hamburg. Er ist geistig und körperlich noch fit, konnte jedoch am Dienstag nicht persönlich zum eigens anberaumten Dankeschön-Treffen nach Warnemünde kommen. Doch sein Name ist – wie der aller anderen Spender – auf einer Tafel im Gärtchen zu lesen.

Was Ulrich Groß besonders freut: Mit der Umgestaltung des Außenbereichs erfüllt sich ein lang gehegter Wunsch. „Wir wollten im Garten etwas von Edvard Munch zeigen“, sagt er. Mit einer speziellen UV-Technik wurden vier Motive auf die Glasbilder aufgebracht. Der Vorstand hat sich für folgende Werke entschieden: das Bild mit dem Lotsen Carl Nielsen, eine Straßenszene mit spielenden Kindern, zwei Arbeitern – das Bild trägt den Titel Maurer und Mechaniker – sowie ein Selbstporträt. Munch wollte stets reale Szenen darstellen; Bilder von strickenden oder lesenden Frauen auf einem Stuhl waren nicht sein Stil. „Alle diese Originale hängen in Oslo im ‚Munch‘“, erzählt der neue Vorsitzende.

Das kunstvoll gestaltete Gärtchen des Munch-Hauses wurde am Dienstag im Rahmen der Dankeschön-Feier für die Sponsoren eingeweiht. Der bekannte Musiker Leon Zeug umrahmte die Veranstaltung musikalisch.

Auch Stipendiaten werden wieder im Munch-Haus auf Zeit leben und arbeiten. Unter ihnen der norwegische Soundkünstler Joakim Blattmann; außerdem kommt der norwegische Fotokünstler Crispin Gurholt zusammen mit dem deutschen Videokünstler Heiko Kalmbach. Das Stipendiatenjahr endet mit einem Besuch der norwegischen Filmemacherin Helene Sommer.

Im Gegenzug darf auch eine Stipendiatin aus Mecklenburg-Vorpommern im Juli nach Norwegen reisen – finanziert durch die Ekely-Stiftung. Ekely ist der Name des Viertels, in dem Edvard Munch gelebt hat und wo er am 23. Januar 1944 in seinem Haus auch verstorben ist.

Ab Freitag wird die Ausstellung „Munch in Warnemünde“ fortgeführt. Geöffnet ist immer freitags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei – Spenden sind jedoch willkommen. „Wir sind darauf angewiesen“, betont Ulrich Groß.

Maria Pistor


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