Neues Konzept zum Abschieben der Dünen in Arbeit


28. April 2022

Die „Geschäftsanweisung zur Pflege und Bewirtschaftung des touristischen Wirtschaftsraums Strand, Dünen und Promenade in Warnemünde“ läuft im kommenden Jahr aus. Einfacher ausgedrückt geht es um das Konzept zum Abschieben der Dünen. Nach zehn Jahren muss es neu bewertet und falls möglich optimiert werden. Damit hat die Tourismuszentrale das Institut für ökologische Forschung und Planung, Biota, beauftragt. Begutachtet wurden die Strandabschnitte zwischen Westmole und Neuer Friedhof, also dort, wo regelmäßig abgeschoben oder gepflegt wird.

Hatten die Abschiebungen Auswirkungen auf die Dünen und wenn ja? Erste Antworten auf diese Fragen stellte Biota-Geschäftsführer Volker Thiele, in der letzten Ortsbeiratssitzung vor. Zum selben Thema stand er dem Gremium bereits vor zehn Jahren Rede und Antwort: „Jetzt geht es darum, die Fortführung des naturverträglichen Dünenmanagements zu bewerten und möglicherweise weiterzuführen.“ Im Zusammenhang damit stünde auch die Verlängerung der erteilten naturschutz- und wasserrechtlichen Ausnahmegenehmigungen.

Zunächst stand für Biota Sammeln und Beobachten auf der Agenda. Gefährdete und geschützte Arten in Flora und Fauna standen im Fokus: „Diese sind selbst in den abgeschobenen Bereichen vorhanden“, betonte Volker Thiele. Zwar gäbe es immer mal wieder Schwankungen, doch die seien auf die drei Hitzesommer zurückzuführen. „Bei den Reptilien gab es sogar eine positive Entwicklung, denn wir konnten zwei neue Nachweise der Zauneidechse erbringen“, sagte der Institutsleiter. Es handle sich um eine nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesene, europäisch geschützte Art, die sich in den Graudünenbereichen ausgebreitet hat. Beschäftigt hat man sich zudem mit der Sauberkeit am Strand. Die Beprobungen auf zwei gleich großen Flächen am Dünensaum und auf der Mitte des Strandes fanden im September, Oktober und Februar statt. „Unsere Auswertung zeigt, dass sich vor allem im Winter viel Unrat vor der Düne gesammelt hatte.“

Selbstverständlich fließen auch hochwasserschutztechnische Belange in die Ausarbeitungen ein. Dazu wurden 23 Profillinien erstellt und miteinander verglichen. „Das Hochwasserschutzprofil ist erkennbar und das Abschieberegime kann aus hochwasserschutztechnischer Sicht beibehalten werden.“ Ein sehr schönes Ergebnis, denn so Thiele, beim Hochwasserschutz höre der Spaß auf.

Ein nicht von der Hand zu weisendes Problem ist in Warnemünde dagegen die Winderosion: „Wir wissen, dass viel Sand in den Ort geweht wird. Das ist auch dem Abschieben der Dünen geschuldet.“ Der Wind komme vorrangig aus Nordwest und habe damit eine bessere Angriffsfläche. Für den „Trichter“ unterhalb von Leuchtturm und Teepott schlug der Biota-Geschäftsführer deshalb eine Ergänzung und veränderte Ausrichtung der Sandfangzäune vor. Allerdings sei eine regelmäßige Beräumung auch dann noch notwendig, denn eine völlige Unterbrechung des Sandtriebes könne nicht erreicht werden.

Zur Klärung, ob denn das Abschieben der Dünen in den vergangenen zehn Jahren aus touristischer Sicht etwas gebracht hat, wurden an Betroffene Unternehmen Fragebögen verschickt. Erste Tendenzen seien positiv. Jetzt werden alle Informationen zusammengeführt und fließen in ein neues Konzept zum Dünenmanagement für die nächsten zehn Jahre ein. Eine positive Stellungnahme erwartet Volker Thiele von der unteren Naturschutzbehörde, dem städtischen Grünamt: „Klar gibt es in den abgeschobenen Blöcken einige kleinere Probleme, doch die Graudüne wird erhalten und die Dünen in Markgrafenheide und in Richtung Wilhelmshöhe gepflegt.“ Entfernt werden in diesem Zuge beispielsweise ausländischen Gehölze, wie die ursprünglich aus Ostasien stammende Kartoffelrose.

Nicht hinzugezogen wurde bei den Dünenbetrachtungen die EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V.. „Gern hätten wir unsere langjährige Expertise beigesteuert“, sagt die Vorsitzende, Nardine Stybel. Seit Jahren schon befasst sich die internationale Küstenschutzorganisation mit dem Monitoring von Meeresmüll und konnten unter anderem nachweisen, dass die derzeit großflächig verwendeten Sandfangzäune selbst einen Kunststoffeintrag am Strand darstellen, da sie in kleine Bruchstücke zerfallen. Diese seien nicht nur am Strand, sondern auch in den vorderen Dünenbereichen zu finden. Eine Beseitigung ist aufgrund ihrer Größe kaum möglich. „Daher haben wir Ende 2021 testweise einen natürlichen Sandfangzaun unterhalb des Teepotts aufgebaut. Der bestand aus Holpfählen und angespültem Seegras. Im Ergebnis wurde der Sand unmittelbar am Zaun abgelagert und im Gegensatz zu den Kunststoffzäunen trotzte unser Seegraszaun den Stürmen zu Jahresbeginn“, berichtet Nardine Stybel. Die Verwendung des lokal angespülten Seegrases sei auch ein weiterer Aspekt im Sinne der Nachhaltigkeit: „Es stellt eine natürliche Ressource dar, die am Warnemünder Strand ungenutzt ist und kostenaufwändig vom Strand entfernt wird.“

Auch wenn das touristisch orientierte Dünenmanagement die Belange des Küstenschutzes und Naturschutzes nicht einschränkt, könne es aus Sicht von Nardine Stybel mit Blick auf Nachhaltigkeit definitiv optimiert werden.


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