Neue IOW-Ausstellung zeigt viele Gesichter der Ostsee


17. März 2016

Dass sich im Seegebiet an der heutigen Kadetrinne vor etwa 11.000 Jahren ein Wald befand, dürfte nur den wenigsten Ostseefans bekannt sein. „Dort unten auf dem Meeresgrund haben wir eine größere Fläche von Baumstümpfen gefunden“, erklärt Dr. Barbara Hentzsch vom Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde, IOW, bei einer kleinen Führung durch die Ausstellung „Forschungsvilla Ostsee“ anhand einer Baumscheibe. Das Meer hat sich seitdem vor allem durch Anstieg des Meeresspiegels mehrere Seemeilen in Richtung Süden ausgedehnt, während in Skandinavien durch Erdkrustenbewegungen neues Land entsteht. An der nächsten Station zeigt eine Nachbildung der Meeresboden-Sedimentstruktur, wie sich Klima und Vegetation entwickelt haben. Eines wird dabei schnell klar: „Sauerstoffmangel hat es in der Ostsee beispielsweise auch schon vor 8.000 Jahren gegeben.“

Diese und weitere interessante Themen rund um das heimische Binnenmeer werden in dem etwa 82 Quadratmeter großen Publikumsbereich im Souterrain der IOW-Villa, erreichbar über die Strandpromenade, populärwissenschaftlich veranschaulicht. Die Ausstellung wurde im Zuge der aufwendigen Sanierung des Gebäudes neu eingerichtet und soll zeigen, wie und woran die Warnemünder Ostseeforscher arbeiten. „Wir verstehen uns ausdrücklich nicht als Konkurrenz für etablierte Museen, sondern wollen möglichst vielen Menschen zeigen, was wir machen“, betont Barbara Hentzsch. Etwa 200.000 Euro hat das Institut dafür investiert.

Herzstück der Exposition ist ein 72 Zoll großer interaktiver Multi-Touch-Tisch, den Wissenschaftler vom IOW gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung entwickelten. 60.000 Euro an Fördergeldern konnten zusätzlich allein dafür eingeworben werden. Dieses Exponat liefert aktuell Informationen zu Sauerstoffarmut, „eine Grundschwierigkeit unseres Meeres“, und zu den seltenen Salzwassereinströmen. „Wir können jederzeit neue Daten einspeisen. Das erlaubt uns, den Zeitstrahl für die vorhandenen Simulationen weiter fortzuschreiben und das System um weitere Themenmodule zu erweitern“, sagt die IOW-Wissenschaftsmanagerin. Betreut wird die Sammlung durch den Meeresbiologen Dr. Sven Hille. Er wird ab dem 20. März auch Schülergruppen durch die Schau führen und ihnen die 17 Exponate begreiflich machen. Dabei kommt auch zur Sprache, wie man eigentlich Ostseeforscher wird und welche beruflichen Perspektiven es gibt.

Die historisch sehr wertvolle Villa in der Seestraße 15 wurde in den Jahren 1890/91 von dem Rostocker Chemiefabrikanten, Senator und Bürgerschaftspräsidenten Friedrich Witte, nach Plänen des Schweriner Hofbaumeisters Emil Liß, im Neorenaissance-Stil erbaut. Der Flugzeugingenieur Ernst Heinkel erwarb sie in den 1930er Jahren – seine Umbaumaßnahmen prägen das äußere neoklassizistische Erscheinungsbild des Gebäudes noch heute. 1945 ging die Villa in DDR-Besitz über und wurde ab 1952 als Institutsgebäude der Abteilung Meereskunde des Seehydrographischen Dienstes, später IOW, genutzt. Etwa 220 Mitarbeiter sind im Institut für Ostseeforschung Warnemünde angestellt.

Die Ausstellung „Forschungsvilla Ostseeforschung“ ist am Sonntag, den 20. März von 11.00 bis 16.00 Uhr sowie am 21., 23. und 30. März von 13.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Im April und Mai und ab September ist immer mittwochs zwischen 13.00 und 16.00 Uhr Besuchertag. In der Saison von Juni bis August kommt der Freitag noch hinzu – die Zeiten bleiben unverändert. Der Eintritt ist immer frei. Anmeldungen für Gruppenführungen bitte an forschungsvilla@io-warnemuende.de


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