Die Hanse Sail ist ohne ihre beeindruckenden Traditionsschiffe kaum vorstellbar. Jedes Jahr locken die majestätischen Segler zahlreiche Gäste nach Rostock und sorgen für eine spektakuläre Kulisse an den Kaikanten. Hinter den Kulissen wird hart gearbeitet, damit diese Tradition erhalten bleibt. Jan-Matthias Westermann, Vorsitzender des deutschen Dachverbands für Traditionsschiffe, kämpft gegen Nachwuchsmangel und politische Hürden.
„Um die Traditionsschiffe konstant seetüchtig zu halten, braucht es engagierte Hände und genau die gehen Traditionsschiff-Vereinen gerade aus“, mahnt Westermann. Besonders dringend sei es, junge Menschen für die Schifffahrt zu begeistern. „Wir müssen auf die Jugend zugehen und mit ihnen über ihre Themen reden.“ Die Hanse Sail biete dafür den perfekten Rahmen
In diesem Jahr hat die Hanse Sail zwei innovative Projekte ins Leben gerufen, um junge Menschen für die Traditionsschifffahrt zu begeistern. Studierende der Universität Rostock betreuen den TikTok-Account der Hanse Sail und sprechen dort mit kreativen Inhalten direkt die Jugend an. Auch Westermann war in zwei Videos zu sehen. „Das ist ein hervorragender Ansatz und kann für Vereine eine echte Inspiration sein“, so Westermann.
Ein weiteres Highlight ist das Projekt „Baltic Friendsship“, das junge Menschen aus Deutschland und Polen zusammenbringt. Auf dem Dreimast-Segler Großherzogin Elisabeth erleben Auszubildende und Studierende einen dreitägigen Törn, der nicht nur Seemannschaft und Freundschaften fördern, sondern auch die Faszination für die Traditionsschifffahrt vermitteln soll. „Traditionsschiffe bieten eine tolle Plattform, um Teamwork, Toleranz und Zusammenhalt zu lernen“, betont Westermann.
Doch der Mangel an Nachwuchs ist nicht die einzige Herausforderung. In Folge 3 des Hanse Sail Podcasts „Aufgetakelt“ berichtet Westermann, wie er Zuschüsse in Höhe von 20 Millionen Euro von der Bundesregierung aushandeln konnte. Aufgrund bürokratischer Hürden konnten die Vereine jedoch bisher nur ein Viertel der Summe nutzen. „Wir müssen den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern, wenn wir in zehn Jahren noch deutsche Traditionssegler auf den Meeren erleben wollen“, warnt Westermann. Vor 2019 segelten noch etwa 130 Traditionsschiffe mit deutscher Flagge, heute seien es nicht mal mehr 100.
Um diese Hürden zu überwinden, plant Westermann mit der Gemeinsamen Kommission für historische Wasserfahrzeuge e.V. (GSHW) die Gründung einer Stiftung. Diese soll Vereinen schnell und unbürokratisch die notwendigen Gelder zur Instandsetzung der Schiffe bereitstellen. „Diese Stiftung soll durch Akquise von Drittmitteln die finanziellen Lücken schließen“, erklärt Westermann. Man wolle damit ein Modell adaptieren, dass in Ländern wie Dänemark oder Norwegen bereits sehr erfolgreich zur Anwendung kommt.
Die Hanse Sail 2024 findet vom 8. bis 11. August in Rostock statt. Das gesamte Programm mit allen teilnehmenden Schiffen kann auf hansesail.com eingesehen und gebucht werden. Das Hanse Sail Büro bietet zudem telefonische Beratung unter 0381/ 381 29 74 / -75 und vor Ort am Warnowufer 65 an.
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