Trauer und Betroffenheit im Edvard-Munch-Haus Warnemünde: Der alte Birnbaum fiel in der Nacht von Montag auf Dienstag dem Sturm zum Opfer. Er stürzte auf das Nachbarhaus und beschädigte dabei einen Teil des Daches und der Dachrinne.
Der Warnemünder Birnbaum gehörte immer zum romantischen Bild des Hofs und ist in die Kunstgeschichte eingegangen: Schon während Edvard Munchs Aufenthalt im damaligen Fischerdorf Warnemünde war der Birnbaum schätzungsweise über 100 Jahre alt. Munch hatte sich damals 1907/1908 zwischen Berlin, Kopenhagen und Oslo nach Warnemünde zurückgezogen. Er experimentierte hier mit einer Kamera – wir würden ihn heute als Multimedia-Pionier bezeichnen. Seine Männerakte versetzten das beschauliche Fischerdorf Warnemünde in moralische Unruhe. Hier schuf er auch Bühnenbilder für das Deutsche Theater in Berlin sowie unzählige Zeichnungen und Gemälde. Darunter Porträts der Haushälterin und eben auch seines Vermieters, des Warnemünder Lotsen Carl Nielsen, wie er unter dem steinalten Birnbaum im Innenhof des Hauses Am Strom 53 steht.
Dieser Birnbaum hatte für Edvard Munch eine Bedeutung, so wie die Natur überhaupt. Nicht ohne Grund lautete auch der Titel der von Schriftsteller Karl Ove Knausgård 2017 im Osloser Munch Museet kuratierten Ausstellung „Zum Wald“. Die Ausstellung wird ab dem 12.10.19 in der Düsseldorfer Kunstsammlung NRW unter dem Titel „Die Sonne“ eröffnet. Es bleibt zu hoffen, dass auch Originale seiner Warnemünder Birnbaumbilder dort zu sehen sein werden.
Der etwa über 200 Jahre alte Baum wird voraussichtlich am Freitag von der Feuerwehr abgenommen.
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