Mittelmole ist im Bürgerschaftswahlkampf angekommen


09. Mai 2014

Selten war die Einigkeit unter den Bürgerschaftsfraktionen so groß wie gestern Abend im Technologiezentrum Warnemünde. Kein Wunder – ging es doch um nicht weniger als die aktuelle Mittelmolen-Bebauung und Rostock steht kurz vor den Kommunalwahlen. Der Handels- und Gewerbeverein (HGV) hatte gemeinsam mit dem Tourismusverein, den familiengeführten Hotels und der Interessengemeinschaft Alter Fährhafen Warnemünde zur öffentlichen Podiumsdiskussion geladen. „Wir sehen das als unsere letzte Chance, die Stadtpolitiker zu überzeugen“, sagt Hotelier und Unternehmer Dietmar Vogel vom HGV.  Die Bürgervertreter einschließlich Präsidentin Karina Jens waren gekommen und stellten sich den Fragen der etwa 200 anwesenden Warnemünder und Rostocker. Das Stadtplanungsamt, die WIRO als Grundstückseigentümerin und auch Oberbürgermeister Roland Methling waren der Einladung hingegen nicht gefolgt.

Der Architekt Enno Zeug und die IG Alter Fährhafen Warnemünde stellten im Vorfeld der Diskussionsrunde Ihre Auffassungen eines möglichen Funktionsplanes  vor. Die beiden Vorschläge schließen sich dabei nicht aus und könnten durchaus als Grundlage für eine gelungene Warnemünder Gesamtkonzeption dienen.  Gefordert werden ein völlig neuer Planungsansatz zur ganzheitlichen Betrachtung des Ostseebades und keine weitere Insellösung für die Mittelmole. Enno Zeug betrachtet es gar als Kardinalsfehler des städtebaulichen Wettbewerbs, dass der Wettbewerbsbereich am Durchstich Mittelmole endete. „Hier wurde eine einmalige Chance vertan, denn internationale Architekten hätten Ihre Ideen für Warnemünde einbringen können“, so Zeug, der auch im Bauausschuss des Ortsbeirates sitzt.

Frank Martens vom Tourismusverein brachte die Sorgen der Hoteliers zum Ausdruck und formulierte den immer wichtiger werdenden direkten Zusammenhang zwischen der Attraktivität eines Standortes  und dem Tourismus. Und gerade diese so wichtige Attraktivität und Identität Warnemündes sehen viele durch das Zubetonieren des Filetgrundstücks gefährdet. Statt vordergründiger Wohnbebauung auf der Mittelmole braucht Warnemünde touristische Alleinstellungsmerkmale. „Wir fühlen uns optisch und emotional zubetoniert und vermissen bei den Planern eine große Vision“, formuliert Jürgen Dührkop von der IG Alter Fährhafen die Ängste vieler Bürger.

Auch bei der geplanten Landmarke, einem Hochhaus, „mindestens so hoch wie das Hotel Neptun“, in Verlängerung der Bahnhofsbrücke, teilen die Kommunalpolitiker die Ablehnung der Bürger. Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens fühlte sich bei Vorlage der Entwürfe latent an Chicago erinnert. „Ich als Karina Jens bin bei Ihnen und ich glaube, dass alles richtig ist, was sie machen “. Und es gab noch mehr Versprechungen und Statements am gestrigen Abend. Helge Bothur (Linke) etwa fordert einen Neuanfang: „Mit uns wird es eine Landmarke in Form eines Hochhauses nicht geben“. Dr. Sybille Bachmann (Rostocker Bund) lehnt die hohe Wohnbebauung ab und fordert dringend veranschaulichende Modelle. Prof. Dieter Neßelmann erklärte ebenfalls, dass es die Umsetzung der Bebauung mit der CDU so nicht geben wird und Uwe Flachsmeyer von den Grünen wünscht sich wie alle anderen eine ganzheitliche Beplanung und keinen losgelösten B-Plan für die Mittelmole. Der Warnemünder Detlev Harms (Für Rostock) trägt die Ideen der IG Alter Fährhafen mit und ist damit anderer Meinung als Parteikollege und OB Roland Methling. Und auch Jan Hammer von der FDP räumt ein, dass er dem Projekt Mittelmole bislang relativ kritiklos gegenüberstand, nun aber einen gesamten Funktionsplan für den Ort als notwendig betrachtet. Kurz machte es der SPD-Kandidat Robert Buhse: „Jetzt sind sich ja alle einig und es müsste schnell gehen.“

Der Ortsbeiratsvorsitzende Alexander Prechtel kündigte an, einen Antrag an die Bürgerschaft zu formulieren. „Wir fordern die gesamtheitliche Betrachtung Warnemündes und keine Hochbebauung auf der Mittelmole. Das Ganze müsste wegen der Einigkeit unter den Fraktionen unkompliziert über die Bühne gehen“, ist sich Prechtel sicher.

Foto: Günther Rausch


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