Mittelmole Warnemünde: Der Versuch eines Kompromisses


14. November 2018

Hoffnungslos überfüllt war die Cafeteria Ripka im Technologiepark Warnemünde bei der gestrigen Ortsbeiratssitzung. Etwa 250 interessierte Bürger waren gekommen, um sich einen Eindruck über die aktuellen Planungen zur Mittelmolen-Bebauung zu verschaffen.

Das Thema beschäftigt die Warnemünder seit mehreren Jahren: Ein erster Funktionsplan wurde schon 2014 vorgestellt und heftig kritisiert. Ein Ende 2015 veranstaltetes Bürgerforum im Kurhaus sorgte für weiteren Unmut und die Situation schien verfahren. Unzufrieden war man vor allem mit der Höhenentwicklung an der Nordspitze, rund um das ehemalige Scandlines-Hochhaus. Hier soll künftig das „Quintett“ mit dem Bestandsbau „Wirotel“ verortet sein. Hinter den Kulissen haben Stadtplaner und kommunale Wohnungsgesellschaft Wiro – sie ist Eigentümerin des Filetstücks – in den vergangenen Jahren weitergeplant. Man habe im „kleinen Kreis“ gearbeitet, um eine zustimmungsfähige Lösung präsentieren zu können. Der Bereichsleiter für Investitionen, Christian Jentzsch, stellte den Warnemündern diese neuen Ideen vor.

Eine wichtige Information gab es vorab: Es gehe weder um Funktionalität noch Fassadengestaltung, Dachformen oder ähnliches, sondern ausschließlich um die Volumen künftiger Gebäude. Diese Kubatur gelte später als Grundlage für weitere Planungen.

Auch die neue Studie sieht mit dem „Quintett“ im Norden und einem angrenzenden „Stromquartier“ in Richtung Bahnhof zwei Wohnquartiere vor. Hinzu kommt noch ein Parkhaus mit 500 Stellplätzen. Das im Umbau befindliche Wirotel mit seinen acht Geschossen soll das höchste der fünf Gebäude an der Nordspitze sein. Alle anderen würden in diesem Bereich mit fünf bis sechs Geschossen, 16 bis 22 Metern Höhe und Abstufungen im Dachbereich geplant. Kompensiert werden solle der Verlust an Wohnfläche zum Teil im „Stromquartier“, wo anstatt der im Bürgerschaftsbeschluss verankerten Drei- bis Viergeschosser mit bis zu fünf Etagen geplant wird. Im Innenraum soll es viel Grün und zum Kai hin eine größere Freifläche geben. Diese wiederum erhöhe die Aufenthaltsqualität für Anwohner und Kreuzfahrtpassagiere. Von einer „Halböffentlichkeit“ in diesem Areal spricht Christian Jentzsch. Unstrittig und auch im aktuellen Konzept enthalten sei die Rundum-Begehbarkeit der Mittelmole als „Auslauffläche“. Bei der Fassadengestaltung wolle man vorhandene Elemente am Alten Strom aufnehmen. In den Erdgeschossen könnten Geschäfte und auch der geforderte multifunktionale Veranstaltungsraum für 200 Personen entstehen. Die Wiro verzichtet mit dem überarbeiteten Konzept auf etwa 1.000 Quadratmeter Wohnfläche und geht von etwa 300 neuen Wohneinheiten aus.

Die Warnemünder hatten nach der Präsentation viel Diskussionsbedarf. „Die Bebauung wirkt wie ein Fremdkörper“, meinte Henry Krause, der eine Sofort-Abstimmung im Raum forderte. Für Kritik sorgten vor allem die fünf Geschosse im Stromquartier. Ein Bürgerschaftsbeschluss sei kein Verhandlungsangebot, stellte Beiratsmitglied Helge Bothur fest. Er sieht im Quintett einen ersten Schritt, lehnt die fünf Geschosse im Stromquartier aber ab. Den Planern legte Bothur ans Herz, auch eine Variante mit Drei- und Viergeschossern zu rechnen und sich nicht allein auf die Aussage „das rechnet sich nicht“ zu versteifen.

Kritisiert wurde auch, dass dem Wohnen auf der Mittelmole, anders als im Strukturkonzept verankert, noch immer eine übergeordnete Bedeutung beigemessen würde: „Wir werden Rostocks Wohnproblem nicht auf der Mittelmole lösen“, ist Heiko Schulze, Sprecher der Bürgerinitiative Interessengemeinschaft „Alter Fährhafen Warnemünde“, überzeugt. Genau, wie viele andere Besucher ist er der Meinung, dass die Ortsbeiratssitzung auf beengtem Raum nicht der richtige Rahmen für dieses emotionsgeladene Thema sei. „Wir wollen kein zweites Molenfeuer, aber Warnemünde soll sich auf der Mittelmole in moderner Form wiederfinden“, so der Beiratsvorsitzende, Alexander Prechtel. Die Informationsveranstaltung sei ein erster Schritt und weitere müssten nun folgen.

Angeregt wurde, demnächst in größerem Rahmen über das Konzept zu diskutieren. Zielführend wäre, wenn dazu die Präsentation vorab im Internet veröffentlicht würde – so könnte man alle Teilnehmer auf den gleichen Info-Level heben. Auch wurde darum gebeten, für kommende Veranstaltungen ein maßstabsgerechtes Modell herzustellen.

Einen städtebaulichen Wettbewerb mit architektonischen Entwürfen werde es erst nach erteiltem Baurecht geben.

Visualisierungen: Böge Lindner K2 Architekten

Nachtrag der Redaktion: Die Wiro hat ihre Präsentation vom Dienstagabend mittlerweile online gestellt. Sie ist unter www.mittelmole.de für alle einsehbar.


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