Am vergangenen Sonnabend fand im Gemeindezentrum Elmenhorst ein festlicher Anlass statt – erfüllt von Erinnerungen, Stolz und einer tiefen Verbundenheit zur Musik. Es war die offizielle Geburtstagsfeier des Warnemünder Shantychors „De Klaashahns“, der nun bereits seit 60 Jahren die Herzen der Menschen mit seinen Seemannsliedern und Shantys berührt.
Inmitten der Feierlichkeiten der Warnemünder Joachim „Jochen“ Glende. Seit 1999 aktives Chormitglied und seit 2014 gesundheitsbedingt kein Sänger mehr, sondern Klaashahns-Chronist. Der heute 87-Jährige hat seinen ganz eigenen Weg gefunden, die Geschichte des Chores zu bewahren und weiterzugeben. Sechs ausführliche Chroniken, drei Fotobände, seit 2004 auch Jahreskalender und sogar ein Nachschlagewerk hat er aufgelegt. „Worüber Seefahrer singen“, lautet der Titel – eine Sammlung von 74 Liedern, die den Sängern nicht nur die Noten, sondern auch die Geschichten hinter den Melodien näherbringen soll. „Damit sie auch wissen, worüber sie singen“, lächelt der Senior.
Es war ein ergreifender Moment, als Jochen Glende bei der Feier seine neueste Chronik „60 Jahre Shantychor e.V. De Klaashahns“ aus Warnemünde präsentierte. Diese Chronik ist nicht nur ein Buch, sondern ein lebendiges Zeugnis dessen, was der Chor in sechs Jahrzehnten geschaffen hat. „Sie sind ihren Weg mit Freude gegangen, aber niemand außer ihnen selbst, kann einschätzen, wie tief die Schlaglöcher waren, die zeitweise ihre Wege prägten“, resümiert er das Chorleben. Doch aus jedem dieser Schlaglöcher sei die Gemeinschaft gestärkt hervorgegangen, mit neuem Bewusstsein und tieferer Verbundenheit.
Es ist ein Leben zwischen Bühne und Meer, zwischen den sanften Wellen der Ostsee und der harten Arbeit, die es bedeutet, Jahr für Jahr rund 50 bis 60 Auftritte zu bestreiten. Jochen Glende hat all dies dokumentiert – nicht nur aus einer formalen Chronistenpflicht heraus, sondern aus tiefer Dankbarkeit. Eine Herzenssache. „Der Chor hat mir in einer schwierigen Lebenslage geholfen. Das ist mein Weg, etwas zurückzugeben“, erklärt das heutige Ehrenmitglied der Klaashahns. Seine Bücher, archiviert im Warnemünder Heimatmuseum, sind dabei nicht nur Rückblicke, sondern Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft.
„De Klaashahns“ – das sind nicht nur Sänger, sondern Bewahrer einer längst vergangenen Welt, der Welt der Windjammer und der Seemannslieder, die von fernen Küsten und rauen Ozeanen erzählen. „Ich bin zwar kein Seefahrer“, sagt Glende mit einem Schmunzeln, „aber in mir lebt die Sympathie zu den Windjammern und ihren Shantys – und zu denen, die sie pflegen.“ Es ist ein Gedanke, der die ganze Feier durchzieht: die Liebe zur Musik, die Verbindung zur Tradition und das Wissen, dass diese Erinnerungen nicht verblassen dürfen.
Nach vielen Jahren als Chronist hat Jochen Glende seinen „Job“ nun niedergelegt. Mit einem stillen Bedauern, aber auch dem festen Glauben daran, dass jemand in seine Fußstapfen treten wird, sagt er: „Irgendwann ist es an der Zeit, zu gehen, und ich hoffe sehr, dass sich ein Nachfolger findet, denn die Geschichte des Chores ist noch lange nicht zu Ende geschrieben.“
Begonnen hat sie am 15. September 1964, als sich acht junge Warnemünder Segler, darunter auch die Brüder Uwe und Kurt Jahnke, zusammenfanden, um die Abende mit dem Singen von Seemannsliedern zu füllen. Ihre Freude am Gesang und der Wunsch, anderen Menschen damit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, legten den Grundstein für das, was heute „De Klaashahns“ sind – ein Chor, der die Herzen berührt und Erinnerungen an die alten Zeiten der Seefahrt wachhält.
Und so bleibt der Kreis der Vergangenheit und Zukunft geschlossen. Wer „De Klaashahns“ live erleben möchte, hat am 30. November die Chance dazu. Beim traditionellen Adventssingen um 17 Uhr in der Evangelischen Kirche von Warnemünde werden die Stimmen wieder erklingen – voller Leidenschaft, Geschichte und der Sehnsucht nach dem Meer.
Denn das, was die „De Klaashahns“ in all den Jahren bewegt hat, ist mehr als nur Musik. Es ist ein Stück gelebte Geschichte.
Kommentieren Sie den Artikel