Künstlerischer Jahreshöhepunkt in der Galerie Möller


19. Dezember 2019

Künstlerkollege Joachim John bezeichnete die Grafikerin und Zeichnerin Inge Jastram einmal als eine der immer seltener werdenden „Kopfhandwerkerinnen“. Sie könne noch per Herz und Hand zeichnen, wisse die alte Stahlfeder wie die simple, scharf geschliffene Stahlnadel zu führen.

Unter Kunstfreunden und -sammlern hierzulande gilt Inge Jastram als „Grande Dame“ ihres Metiers. Die in Thüringen geborene Künstlerin blickt auf sechs Schaffensjahrzehnte zurück. Ihr Grafikstudium schloss sie bei dem großen Buchillustrator Werner Klemke an der Kunsthochschule in Berlin-Weissensee ab. Sie folgte ihrem Bildhauergatten Jo Jastram in den Norden, wo sie in Rostock, später dann in Kneese bei Marlow Atelier und Grafikwerkstatt einrichtete.

Inge Jastram ist in ihrer Kunst eine genaue, empfindsame und anteilnehmende Beobachterin gesellschaftlicher, familiärer und individueller  Schicksale, in deren Mittelpunkt Szenen aus dem Leben von Frauen und Mädchen im hier und jetzt stehen: die „Junge Jüdin“, die „Alternde Frau“, „Die Fremde“. Als grafische Technik bevorzugt sie die Kaltnadelradierung. Diese kommt ihrer künstlerischen Mentalität in ihrer knappen und direkten Ausdruckskraft am nächsten. Manchmal werden Zeichnungen und Radierungen auch farbig gefasst. Eines der großen Themen in der Jastramschen Bildwelt ist der Zirkus mit seinen Artisten und Clowns. In diesen oft anspruchsvoll-großformatigen farbigen Zeichnungen und kolorierten Radierungen wird eine phantastische Welt der Kindheitsträume ausgebreitet.   

2019 feierte die Künstlerin ihren 85. Geburtstag mit zahlreichen Ausstellungen. Zudem wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt. Die Warnemünder Galerie von Ulrike und Peter Möller hat das Schaffen Jastrams – sie zählt zu den Stammkünstlerinnen des Hauses – von Beginn an mit zahlreichen Werkpräsentationen begleitet. Mit einer Auswahl älterer und neuer Blätter wird jetzt ein Höhepunkt im zu Ende gehenden Galeriejahr gestaltet.

Begleitet wird die Ausstellung mit den vielseitigen Kreationen der Schmuckdesignerin Karin Böhmer. Neben ihrem Silberschmuck bei dem sie besonders den Verschlüssen der Steinketten viel Aufmerksamkeit widmet und damit Akzente setzt, kreiert sie unter dem Titel „Beutel-Meise“ Taschen, Rucksäcke oder nachhaltige Häkelbeutel. Sie experimentiert mit verschiedenen Druckverfahren auf Stoff und Papier, übt die Zen-Tingel-Tanget Zeichentechnik aus und verwendet alternative Materialien.

Dabei sticht die Verwendung alter Fahrradschläuche besonders heraus. „Velo-Gum“, dahinter verbergen sich besonders Ketten und Armbänder mit verblüffender Gestaltungsvielfalt. Die im Harz geborene Designerin, hat in Heiligendamm an der Fachschule für angewandte Kunst studiert, lebte lange in Mecklenburg und hatte zuletzt ihr Werkstatt-Atelier in Schwein. Jetzt lebt und arbeitet sie wieder im Harz.

Zur heutigen Ausstellungseröffnung um 19.00 Uhr, musizieren Henrik & Paul. Es spricht Klaus Tiedemann.

Foto: Galerie Möller


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