Kein gutes Jahr für Warnemünder Kurpark


30. Dezember 2021

„Was ist denn hier passiert? Überall blanke schwarze Erde, sogar unter den Büschen? Das sieht nicht gut aus!“ wundert sich eine Passantin auf ihrem Weg durch den Kurpark. Sie ist zu Besuch in Warnemünde, lebt sonst sehr naturverbunden auf dem Land. Laub im Herbst und Winter habe doch eine biologische Funktion, erklärt die 43-Jährige, es schützt den Boden, werde von Mikroorganismen zersetzt und damit wieder zu neuer nährstoffreicher Erde. Außerdem sei Laub ein wichtiger Lebensraum für Kleinstlebewesen, die wiederum Futter für Singvögel, wie Amseln und andere sind. Die Bäume und Sträucher produzieren Blätter, geben sie der Erde als Laub zurück – ein natürlicher Kreislauf.

„Das war wirklich kein gutes Jahr für den Warnemünder Kurpark“ fassen auch Anwohner  die vergangenen zwölf Monate zusammen. Zuerst im Februar – mitten in der Winterruhe – das mehrtägige Lichterfest. Als der Boden gerade antaute, rollten große Autos in die Parkanlage, erinnern sie sich. Für den Auf- und Abbau der umfangreichen Licht- und Klanginstallationen. Im Hochsommer folgte das Weinfest, mit noch mehr schweren Fahrzeugen, mehr als einem Dutzend großer Verkaufsanhänger und -buden, extra gelegten Wasserleitungen – dazu wieder komplette Stromverkabelung und tagelang sehr viele Menschen, die den kühlenden Schatten der großen Bäume und so manch edlen Tropfen genossen. Gerade wegen des Klimawandels bräuchten Bäume und Sträucher aber lockeren, gesunden Boden, der auch Wasser aufnehmen und speichern kann. Die meisten Pflanzen leben vor allem von versickerndem Oberflächenwasser. Ist der Boden zu fest, läuft der Regen einfach ab. Jeder, der einen Garten hat, kenne das.

Völliges Unverständnis zeigten aufmerksame Warnemünder angesichts der letzten Pflegemaßnahme für den Kurpark – Mitte Dezember, beauftragt durch das Rostocker Grünamt. Obwohl sowieso kaum noch Laub auf den Flächen lag rückten am Montag, 13. Dezember, erneut mehrere Fahrzeuge – fünf große Aufsitzmäher und drei motorbetriebene Laubpuster – an.  Stundenlang seien sie um die Bäume, durch Sträucher und Rabatten gekurvt, hinterließen dabei blanke, schwarze, erneut verdichtete Erde. Eine menschengemachte Naturkatastrophe für alle Kleinstlebewesen und das Mikroklima. Mal ganz abgesehen von der CO2 -Bilanz des ganztägigen Technikeinsatzes.

Angesprochen auf den Sinn ihrer Grünpflegetätigkeit  habe es eine kurze Antwort gegeben: „Gehen Sie zu der Stadt und beschweren Sie sich dort. Wir machen unsere Arbeit – ganz einfach!“ Zwei große blaue Plastemüllsäcke voller Grünschnitt lägen übrigens noch immer im Kurpark. Sie hätten nur den Auftrag gehabt, das Laub zu beseitigen, nicht Müll mitzunehmen, hieß es auf Nachfrage.

Künftig wollen die Anwohner das Thema erneut in den Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen bringen. Vielleicht wäre es ja nach einer gewissenhaften Jahresauswertung möglich, die Unterhaltungspflege des denkmalgeschützten Kurparks zurückzugeben in liebevolle Hände und mitdenkende Köpfe.

Wir sind alle Teil der Natur – jeder einzelne Mensch. Auf die Umwelt Rücksicht zu nehmen,  tut uns gut – nicht nur dem Körper, auch der Seele. Unser kleiner blauer Planet ist verletzlich, Natur nicht beliebig erweiterbar. Wenn wir künftig etwas besser machen wollen, sollten wir irgendwo anfangen – gemeinsam mit dem Grünamt der Hansestadt Rostock. Der 160 Jahre alte, denkmalgeschützte Warnemünder Kurpark scheint dafür eine gute Gelegenheit. Damit das Neue Jahr 2022 ein besseres für ihn wird.

RikeM


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