Im Heimatmuseum: Flucht nach Dänemark Mai 1945


14. Mai 2019

Ein hochemotionaler Museumsabend fand vor kurzem zum Thema „Mai 1945 – Flucht nach Dänemark“ im Heimatmuseum Warnemünde statt. Schon im Vorfeld hatten das Heimatmuseum und der Referent des Abends, Joachim Hanke, Zeitzeugen aufgerufen, sich zu melden. Etwa 30 Frauen und Männer standen in Vorbereitung auf den Abend für persönliche Gespräche bereit oder füllten Fragebögen aus.

In Anwesenheit seiner 99-jährigen Mutter schilderte Joachim Hanke die Flucht aus Warnemünde im Mai 1945 auf einem der letzten Minensuchboote die den Ort verließen und die anschließende Tortur des Flüchtlingsaufenthalts in Dänemark. Hoffte man zunächst, nur wenige Tage oder Wochen dort verbringen zu müssen, wurde es für die meisten Flüchtlinge ein langwieriger Aufenthalt von zwei bis vier Jahren.

Zunächst schilderte Joachim Hanke sein ganz persönliches Flüchtlingsschicksal. Zusammen mit seiner Mutter und weiteren Verwandte verschlug es ihn nach einem dreimonatigen Aufenthalt im Schloss Holckenhavn – hier verstarb sein jüngerer Bruder Peter aufgrund mangelnder medizinischer Versorgung – in das größte Flüchtlingslager nach Oksbøl im Südwesten Jütlands. Anschließend erläuterte der dänische Historiker John V. Jensen vom Varde Museum die Pläne für ein Flüchtlingsmuseum, das dort bis 2021 neu entstehen soll.

In der anschließenden Diskussionsrunde nutzten anwesende Zeitzeugen die Gelegenheit, ihre persönlichen Erinnerungen zu schildern. Die Palette dieser Erinnerungen reichte von überwiegend positiven bis zu negativen Berichten, die von mangelnder Versorgung mit Lebensmitteln und Medizin sowie schlechter Unterbringung zeugten. Auch Nachkommen bereits verstorbener Flüchtlinge kamen zu Wort.

Interessierte Besucher können sich ab sofort im Heimatmuseum auf zwei Plakaten über die Flucht der Deutschen nach Dänemark 1945 und über das Lager Oksbøl informieren. Außerdem sind in der Objektwand zum 20. Jahrhundert in der Dauerausstellung eindrucksvolle Zeugnisse aus der Lagerzeit ausgestellt. Darunter eine aus den Totensäcken der Wehrmacht selbstgeflochtene Aktenmappe und 28 selbstgeschnitzte Schachfiguren.

Am 5. Oktober wird Joachim Hanke mit seinem Vortrag in der Warnemünder Sonntagsschule zu Gast sein.

Christoph Wegner

Foto: Uwe Heimhardt


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