Hunderte Freiwillige putzten den Strand


20. September 2020

Zigarettenkippen standen im Fokus des diesjährigen Internationalen Küstenputztages, an dem sich gestern auch in Rostock Hunderte freiwillige Helfer. Die gemeinsame Strandmüllsammlung fand an elf „Wasserstandorten“, verteilt über das ganze Stadtgebiet, statt. Gesammelt wurde alles, was nicht an die Ufer und ins Wasser gehört: Plastikflaschen, Plastiktüten, Styroporbehälter, Fischernetze, Leinen, aber auch Silvestermüll, Corona-Schutzmasken und natürlich Kippen.

Die Rangerin vom NABU Regionalverband Mittleres Mecklenburg e.V., Rebecca Kain, spricht von fast einer Tonne Müll – darunter mehr als 100.000 Zigarettenkippen – die in nur zwei Stunden zusammengetragen wurde. Und Ja, es sei nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein, aber es gehe auch nicht darum, die Strände und Ufersäume vom Müll zu befreien. Ziel sei es vielmehr, das Thema „Strandmüll“ ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.

Ehrensache für Rostocks Umweltsenator Holger Matthäus, den Küstenputztag schon zum dritten Mal zu begleiten: „Der Universalstoff Plastik ist vom Segen zum Fluch geworden, denn eine echte Kreislaufwirtschaft bekommen wir damit nicht hin. Viel zu viel Plastikmüll landet deshalb in der Umwelt“, sagte er beim Auftaktevent „MeerWissen!“ rund um die Warnemünder Jugendherberge. Und dabei sollte Müllvermeidung im Interesse aller sein, denn Nanoplastik sei zellgängig und gelange in die Magen- und Darmschleimhäute, wo sie bei Mensch und Tier Folgen auf die Gesundheit hat. „Wirklich zu sehen ist nämlich nur die Spitze des Eisberges“, so Matthäus.

Silvestermüll war auch bei der gestrigen Sammelaktion ein großes Thema. Das Problem: Die mit Plastikteilen versehenen Flugkörper landen an den Stränden und Ufersäumen, werden vom Wasser weggespült, sodass sie nicht mehr sichtbar sind und über die Jahre zu Mikroplastik „verarbeitet“. Ein Verbot des Silvesterfeuerwerks ohne Alternativen ist für Holger Matthäus dennoch kein Thema: „Zentrale Feuerwerke oder moderne Ideen, wie spektakuläre Drohnen-Events, bei denen mittels tausender Flugobjekte Kunstwerke an den Nachthimmel gezaubert werden, könnten die Lösung sein.“ Weitaus schwieriger stelle sich die Kippen-Problematik dar, denn die vermeintlichen Winzlinge verursachen einen immensen Schaden in der Umwelt. Sie setzen im Wasser Gifte frei und die Filter lösen sich erst nach Jahren im Meer auf. Über die Nahrungskette können sie so wieder auf dem eigenen Teller landen. „Hier kann man nur auf Umweltbildung – möglichst schon in der Schule – und das gestärkte Bewusstsein der Menschen setzen. Viele wissen es einfach nicht besser“, so der Senator. Außerdem spielten auch „soziale Kontrollen“ innerhalb der Familie eine immer größer werdende Rolle. Strandaschenbecher werden in Rostock schon seit vielen Jahren kostenfrei verteilt. Die kleine Blechbüchse passt zudem in die Hosentasche und begleitet Jörg Eckhardt bei jeder Urlaubsreise: „Eine tolle Initiative! Schon vor Jahren habe ich mir den Strandascher bei einem Warnemünde-Besuch mitgenommen und seitdem ich ihn immer dabei“, lobt der Hannoveraner.           

Die Stadt Rostock sei nach Ansicht des Senators im Hinblick auf die Sandfangzäune in der Pflicht. Diese bestünden ebenfalls aus Kunststoff, würden bei jedem Sturm gesandstrahlt und so in kleinste Teile zersetzt. So fällt immer wieder Plastikmüll an. „Das Leibniz-Institut für Ostseeforschung führt am Strand regelmäßig Untersuchungen durch und ein nicht unwesentlicher Anteil der Mikropartikel  sind Bestandteile der Sandfangzäune.“ Holger Matthäus ist außerdem der Meinung, dass es Pfand auf alles geben müsste. Besucher aus dem Ausland beneideten uns schon heute um unser Flaschen-Pfandsystem. Mit dem Pfand auf alles hat alles auch seinen Wert und nur so könne eine echte Kreislaufwirtschaft entstehen.  

Für die Initiatoren vom Rostocker Meeresmüllstammtisch steht fest, dass sie in der Hanse- und Universitätsstadt auch zum Küstenputztag 2021 viele Aktionen organisieren werden. Dann vielleicht mit noch mehr Teilnehmern.


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