Gebäudekomplex Parkstraße Warnemünde: Tafelsilber sollte nicht verkauft werden


21. Juni 2022

Zur Nachnutzung des ehemaligen Hotelkomplexes in der Warnemünder Parkstraße fand am 7. Juni eine Informationsveranstaltung statt. Teilgenommen hatten an diesem Gedankenaustausch Anja Epper für das Stadtplanungsamt, Sigrid Hecht als Vertreterin des kommunalen Immobiliendienstleisters KOE, ein Vertreter aus dem Büro des Oberbürgermeisters, die Fraktionen der Bürgerschaft in minimaler Besetzung und Wolfgang Nitzsche als zuständiger Ortsbeiratsvorsitzender. Letzterer informierte in der letzten Sitzung des Gremiums über das Treffen.

„Das Areal hat einen Verkehrswert zwischen 12 und 20 Millionen Euro, je nach Nutzung. Das war die Aussage, die über allem stand. Und wenn man das weiß, kann man sich gut vorstellen, in welche Richtung die Stadtverwaltung denkt, bei den Projekten, die man vor Augen hat“, sagte Wolfgang Nitzsche. Im Hinblick auf die Nachnutzung sei das Grundstück zweigeteilt: Der westliche Teil, das griechische Restaurant mit WTC, soll beim KOE verbleiben. Der Eigenbetrieb wird versuchen, dort Inhalte reinzubringen und diese könnten durchaus Wissenschaft und Bildung sein.

Für den östlichen Teil, den ehemaligen Hotelkomplex, gibt es bereits viele Bewerber. Zumindest in der politischen Runde wurde festgelegt, dass kein Verkauf anstehe und Erbbaurecht präferiert würde. „Das ist ein Ansatz, der sich natürlich noch verändern kann, wenn es eine gewisse Drucksituation gibt“, gab der Beiratsvorsitzende zu bedenken. Erschwerend kommt jedoch hinzu, dass über dem gesamten Areal eine Erhaltungssatzung liegt. Das heißt, man kann an der Struktur nicht viel drehen. Man könne im Inneren zwar sanieren, aber alles andere sei erstmal nicht möglich. Eine Ausnahme gibt es auch: Sollte die Sanierung teurer werden als ein Neubau, kann man überlegen, die Erhaltungssatzung aufzugeben. Die Probleme würden damit allerdings nicht kleiner: „Wenn wir dort alles wegschieben und neu aufbauen, kommen wir in die Situation, dass wir dort einen Wald haben und dieser schließt eine Bebauung kategorisch aus“, so Nitzsche.

Zumindest in der Politikerrunde wurde die Nachnutzung als Hotel abgelehnt. Auch die Stadtplanerin Anja Epper habe großen Wert daraufgelegt, dass die weitere Nutzung im Rahmen der Umsetzung des Strukturkonzeptes gemeinwohlorientierte Inhalte haben sollte. „Zudem haben wir gemeinsam mit der Denkmalpflege auf den baukulturellen Wert des Gebäudes hingewiesen. Es ist dieser klassische Kamm aus den 50er Jahren, zu erkennen vielleicht erst auf den zweiten Blick“, berichtete Epper. Die Bausubstanz sei wertvoll und Tafelsilber. „Eine Stadt sollte immer darauf verzichten, ihr Tafelsilber zu verkaufen“, betonte die Stadtplanerin. Schließlich gäbe es immer wieder Nutzungen, die wirtschaftlich nicht darstellbar seien: Begegnungsräume zum Beispiel, auch solche in Kombination mit dem neuen Leichtathletikstadion, Kinderhort oder die Unterbringung von Geflüchteten. Auch müsse das Anliegen aus Sicht des Amtes als Prüfauftrag in die Bürgerschaft gehen. „Der muss offen sein und kann nicht heißen: ‚Prüfauftrag, Ausschreibung!‘“. 20 Millionen hörten sich erstmal toll an, aber man kann das Gebäude nicht einfach abreißen und neu bauen. Am Ende bekomme man nämlich immer nur weniger Fläche raus. Jetzt müsse man schauen, ein Sanierungskonzept zu finden, das die künftigen Nutzungen berücksichtigt. „Was kann das für eine Perle werden.“

Der durch den Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen eingebrachte Antrag zur Nutzung des Gebäudekomplexes als Seniorenwohnanlage liegt bei der Bürgerschaft vor, wird aber immer wieder von der Agenda verdrängt. Auch morgen steht der Antrag auf der Tagesordnung des Stadtparlaments.

Update 24. Juni 2022: Die Rostocker Bürgerschaft hat die Causa „Parkstraße“ am Mittwoch erneut auf die nächste Sitzung verschoben...

Foto: Taslair


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UWS - 27.06.2022 um 20:22 Uhr
Von Tafelsilber allein kann keines der geplanten, wichtigen Neubauprojekte in Rostock realisiert werden. Es ist sehr zu begrüßen, dass sämtliche Möglichkeiten auf den Tisch kommen, auch der Verkauf von sogenanntem „Tafelsilber“, das heißt städtischen Grundstücken.
lima - 27.06.2022 um 16:17 Uhr
Lt. Pressemitteilungen wird ein Verkauf des "Tafelsilbers" jetzt doch diskutiert......immer diese Besserwisser , Rangeleien , das kostet Zeit und Geld sowie Ansehen.
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