Für 3.300 Menschen im Einsatz – Seenotretter ziehen Bilanz


10. Januar 2023

Auf Nord- und Ostsee sind die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) im Jahr 2022 rund 1.900 Mal im Einsatz gewesen. Sie haben dabei nahezu 3.300 Menschen geholfen. Damit hatten sie auf ihren Stationen in ganz Norddeutschland insgesamt etwas weniger Arbeit als im Vorjahr. Allerdings musste die DGzRS allein beinahe 400 Menschen aus Seenot retten oder Gefahr befreien – deutlich mehr als 2021. In Mecklenburg-Vorpommern waren sie zu 461 Einsatzfahrten für 858 Menschen unterwegs. Sie retteten 16 Menschen aus Seenot und befreiten weitere 105 aus Gefahrensituationen.

Die Seenotretter kamen zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, waren viele Male für Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern oder Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen im Einsatz. Auch Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf ihre Hilfe verlassen. Der Einsatz bei jedem Wetter und rund um die Uhr ist oft mit großen Herausforderungen verbunden, vor allem in diesen Wochen und Monaten. Die Seenotretter kennen keine Saison. Jetzt, in der raueren Jahreszeit, sind sie besonders gefordert.

Besondere Unterstützung erfuhren die Seenotretter im abgelaufenen Jahr durch ihre Botschafterin Barbara Wussow. Die aus der beliebten Fernsehserie „Das Traumschiff“ bekannte Schauspielerin nahm beim Hamburger Hafengeburtstag an einer Übung mit dem Seenotrettungskreuzer Hamburg (Station Borkum) teil und berichtete im Fernsehen über ihr Engagement für die DGzRS. Auf dem neuen „Traumschiff“, der Artania, auf der im vergangenen Jahr erstmals gedreht wurde, stellte sie am Rande der Dreharbeiten ein Sammelschiffchen auf.

Die allseitige Freiwilligkeit beeindruckt sie besonders: „Ich bin fasziniert, dass Menschen, die bei der Post, beim Frisör oder wo auch immer arbeiten, alles stehen und liegen lassen, wenn sie alarmiert werden, und ihre Ausrüstung schnappen, um Menschen aus Seenot zu retten – bei jedem Wetter, rund um die Uhr. Aber: Die Menschen an Land sind genauso wichtig. Ohne ihre Spenden geht es nicht.“

Neuer ehrenamtlicher Botschafter der Seenotretter ab 2023 ist der achtfache und amtierende deutsche Kitesurfmeister Linus Erdmann. „Glücklicherweise bin ich in den 16 Jahren, in denen ich diesen Sport betreibe, bisher nicht in Not geraten oder verletzt worden. Kitesurfen ist sehr sicher, wenn man weiß, was man tut. Niemand sollte beispielweise allein oder bei ablandigem Wind auf See hinausgehen. Doch trotz größter Umsicht und bester Vorbereitung kann Wassersportlern wie uns, aber auch allen Seeleuten schnell etwas Unvorhergesehenes passieren“, sagt der gebürtige Hamburger und Wahl-Fehmaraner. Es sei sehr beruhigend zu wissen, dass die Seenotretter auf See für alle gleichermaßen da sind und niemanden alleinlassen. „Die auffälligen Rettungseinheiten der DGzRS vermitteln bereits von weitem viel Sicherheit. Aber das sollte uns auch stets Ermahnung sein, dass es da draußen immer Risiken geben wird, die größer und stärker als der Mensch sind.“

Durchschnittlich 30 Jahre lang sind die Rettungseinheiten der DGzRS im harten Einsatz. Entsprechend müssen die Seenotretter ständig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote durch moderne Neubauten ersetzen. „Zweckgebundene Erbschaften helfen uns dabei ebenso wie die beständige Spendenbereitschaft vieler einzelner Menschen im ganzen Land, die zusammen Großes bewirken“, erläutert DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler.

2022 ist das neue Trainingsboot Christoph Langner der 8,9-Meter-Klasse zur ständigen Aus- und Fortbildung in Dienst gestellt worden. Zwei Seenotrettungsboote mit den internen Bezeichnungen SRB 84 und SRB 85 für die Rettungsflotte der DGzRS sind im Bau und werden 2023 abgeliefert. Es handelt sich dabei um eine weitere 10,1-Meter-Einheit für die Station Neuharlingersiel und das erste Seenotrettungsboot einer völlig neuen Klasse für Stationen in Mecklenburg-Vorpommern, die besondere Mobilität erfordern. Diese Boote werden, wie ihre bald 30 Jahre alten Vorgänger, mit Zugmaschine und Spezialtrailer über den Strand zu Wasser gebracht. Auf diese Weise sind sie sowohl auf der Ostsee als auch auf den weit verzweigten rückwärtigen Bodden und Haffs jederzeit einsatzklar.

Seit Jahren gibt es die kostenlose Sicherheitsapp „SafeTrx“ (gesprochen: säf träcks, abgekürzt für engl. „sichere Routen“) der Seenotretter, entwickelt von der irischen Softwarefirma 8West. Wer Wassersport betreibt, kann per Mobiltelefon seine Route aufzeichnen. Die Rettungsleitstelle See der DGzRS, das Maritime Rescue Co-ordination Centre (MRCC) Bremen, hat im Notfall Zugriff darauf.

8West hat nun – gemeinsam mit Sony – SafeTrx Active entwickelt, eine am Handgelenk zu tragende SafeTrx-Lösung, mit der die eigene Route aufgezeichnet wird und bei Bedarf die Seenotretter alarmiert werden können. Dies ist besonders für Menschen interessant, die kein Mobiltelefon mit aufs Wasser nehmen möchten, etwa beim Surfen oder Kitesurfen. Alarmierungen im Such- und Rettungsgebiet der DGzRS laufen direkt im MRCC Bremen auf.

Seit ihrer Gründung vor mehr als 157 Jahren zählt die Statistik der Seenotretter mehr als 86.300 Gerettete – nach wie vor ohne jegliche staatlich-öffentliche Mittel zu beanspruchen.


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