Fotoausstellung zeigt die Küste in anderem Licht


11. Juli 2019

Eigentlich ist Peter Paul Lorenz Beleuchtungsmeister am Dresdner Staatsschauspiel. Seine heimliche Liebe aber gilt seiner alten Heimat, dem Meer und der Küste. In seinen Fotografien lichtet der Schweriner maritime Orte an Europas Stränden ab – allerdings aus außergewöhnlichen Perspektiven. Lorenz zeigt die weniger romantische Welt und blickt hinter die Dünen und Deiche, wo das wahre Leben zu entdecken ist: verfallene Stege, verlassene Orte und einsame Häfen, betonierter Küstenschutz und historische Armeestellungen. „Ich gehe dorthin, wo man als Urlauber nicht hinkommt – das sind die spannenden Orte für mich“, sagt der 52-jährige Mecklenburger. Seine außergewöhnlichen Ansichten sind ab dem 18. Juli auf dem Traditionsschiff zu sehen.

Wie ein abgenagtes Fischskelett ragt ein rostender, verlassener Bootssteg ins Rote Meer. Die Fantasie kann sich ausmalen, wie im ägyptischen Strandort Hurghada vor Jahren noch unbeschwert gebadet oder ein neues Feriendomizil geplant wurde. Aus der Traum. Das Bild stammt von 2005 und ist eines des ältesten in der neuen Ausstellung von Peter Paul Lorenz. Seitdem bereist er viele Orte an Europas Küsten, immer mit der Kamera in der Hand: Er streift durch einen einsamen Hafen auf der Azoreninsel Terceira und beobachtet tobende Kinder vor Containerkränen in Hamburg-Övelgönne. Er erklimmt Küstenschutzanlagen auf Helgoland, die zur Kaiserzeit angelegt und von der NS-Marine als „Hummerschere“ ausgebaut wurden, und er betrachtet Beton-Wellenbrecher an der Küste vor Nizza – wie manche Bilder sich gleichen. Lorenz zeigt die „Batterie Todt“, eine ehemalige Geschützstellung der Wehrmacht im französischen Calais und er lichtet den Badeort seiner Kindheit ab: Ahrenshoop.

„Ich fotografiere seit meiner Jugend, aber irgendwann hatte ich genug von beschaulichen Strandbildern und Meeresidyllen“, erzählt Lorenz. „Solche Romantik erschien mir nicht mehr wichtig und richtig.“ Stattdessen zeige er nun, wie der Mensch massiv in Küstenlandschaften eingreift und sie verändert. „Es ist spannend zu sehen, was die Küstenbewohner tun, um ihr Land zu sichern“, sagt er. Dennoch sind die meisten Bilder ohne Menschen komponiert. Sie sind geprägt von einer starken visuellen Ruhe, Würde und Stille des Ortes. An den facettenreichen Farbschattierungen sieht man zudem, das Licht in Lorenz’ Leben eine große Rolle spielt. Auch als Beleuchtungsmeister am Theater ist er für die Gestaltung passender Lichtinszenierungen verantwortlich.

Geboren 1967 und aufgewachsen in Schwerin, folgt er Mitte der 1980er Jahre zunächst dem Rat der Eltern und wird Nachrichtentechniker bei der Reichsbahn. Doch schon seit den späten 80er Jahren jobbt er als Beleuchter, etwa am Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin und am „neuen theater“ in Halle. Anfang der 90er Jahre arbeitet er als Fotograf für Zeitungen und Agenturen, später als Bühnentechniker am Opernhaus in Halle und viele Jahre als Lichtdesigner in Stuttgart, Mülheim, Berlin, Bielefeld und Leipzig – ehe er nach Dresden geht. Seine Sehnsucht aber gilt dabei immer auch der Fotografie und der Küste. „Die neue Ausstellung ist eine Retrospektive meiner Arbeit der vergangenen zehn Jahre“, sagt Lorenz. „Aber sie ist kein Schlussstrich – sondern eine Station auf meinen Weg, der wohl noch lange nicht am Ziel ist.“

Die Ausstellungseröffnung für „Orte.maritim“ findet am Donnerstag, 18. Juli um 16.00 Uhr, auf dem Traditionsschiff im IGA Park statt. Der Fotokünstler Peter Paul Lorenz wird dann persönlich anwesend sein und sich den Fragen der Zuschauer stellen.


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