Forschungsschiff begibt sich ins Ostsee-Eis


18. Februar 2021

Das kennt man aus Süßwasser-Seen: Kühlt das Wasser im Winter ab, wird es schwerer und sinkt ab. Am Boden verdrängt es das im Laufe des Sommers an Sauerstoff verarmte Tiefenwasser.

In der Ostsee, zwischen der dänischen Insel Fünen im Westen und dem schwedischen Aland im Nordosten, funktioniert das nicht. Dort liegt nämlich Salzwasser am Boden. Das kalte Oberflächenwasser kann gar nicht so schwer werden, dass es das Salzwasser verdrängt.

Anders sind die Verhältnisse im Bottnischen Meerbusen zwischen Schweden und Finnland: Hier ist das Ostseewasser so sehr ausgesüßt, dass die winterliche Bewegung der Wassermassen sehr tief reicht. Deshalb leiden die nördlichen Ostseebecken im Gegensatz zu den zentralen auch nicht unter permanentem Sauerstoffmangel.

In den letzten Jahren mehrten sich die Anzeichen, dass diese Ereignisse auch positive Auswirkungen auf die südlich Teilbecken der Gotlandsee haben. Eine spannende Entwicklung, denn die „toten Zonen“ am Boden der zentralen Ostsee gelten nach wie vor als eines der größten Umweltprobleme. Bewahrheiten sich die Annahmen, müssen bestehende Modellvorstellungen vom Stoffhaushalt der Ostsee revidiert werden. Ein Team von Physikern und Geologen aus Warnemünde, Kiel und Szczecin wird vom 25. Februar bis 23. März mit dem Forschungsschiff Maria S. Merian auf der nördlichen Ostsee unterwegs sein, um genau das zu untersuchen: „Unser Team setzt sich aus messenden Ozeanographen, Ökosystem-Modellierern, Sedimentologen und Geophysikern zusammen. Mit einem möglichst breiten Methodenspektrum wollen wir die Gegenwart verstehen, die Vergangenheit entschlüsseln und so unsere Modelle soweit verbessern, dass sie uns vermitteln können, wie der Klimawandel auf diese Prozesse wirken wird“, erklärt Fahrtleiter Ralph Schneider, Professor für Geologie am Zentrum für Interdisziplinäre Meereswissenschaften (KMS) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Unter seinen Warnemünder Kollegen an Bord sind auch Physikalische Ozeanographen vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW). Sie wollen möglichst genau erfassen, wie sich die Tiefenwasserbildung entwickelt und wie die Rahmenbedingungen aussehen. „Diese Messdaten sind für uns essentiell, um unsere Modelle auf die neuen Erkenntnisse einstellen zu können“, erläutert Thomas Neumann, der am IOW Ökosystem-Modellierung betreibt.

Ihre wissenschaftliche Jungfernfahrt absolvierte die Maria S. Merian vor 15 Jahren ebenfalls in die nördliche Ostsee. Die 99. Fahrt steht wie alle derzeitigen Forschungsfahrten unter dem Einfluss der Corona-Pandemie und wurde nur durch das lückenlose Hygienekonzept der Reederei Briese möglich. Die Fahrt beginnt und endet in Emden. Zuvor werden alle Mitfahrenden auf Covid-19 getestet und erst nach viertägiger Isolation und einer erneuten Testung mit negativem Ergebnis an Bord gehen.

Foto: IOW / T. Neumann


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