Erstes Baumpatentreffen in Warnemünde


15. September 2021

Sie wollen konkret etwas für die Umwelt tun, Stadtbäumen „eine Stimme geben“: Mehr als 20 Frauen und Männer haben allein in diesem Jahr Baumpatenschaften in Warnemünde übernommen. Und es werden weitere Baumpaten gesucht.

„Die Bäume hier vor unserem Geschäft sehen doch total gut aus. Soll uns bloß keiner erzählen, sie seien alt und krank und müssten weg!“ sagt Joachim Hoffmann, Inhaber vom „Kinderland Hoffmann“ in der Mühlenstraße. Im Elternhaus seiner Frau haben sie den Spielzeugladen vor mehr als 30 Jahren eröffnet. Schon immer gehören die beiden Kopflinden rechts und links vor der Tür zum Straßenbild. Die eine ist besonders kräftig, mit auffallend dickem Stamm und dichter Krone. „Ja, hier im Nebenhaus war früher ein Bierkeller. Da wurden die Fässer rein und raus gerollt und natürlich lief manchmal auch etwas daneben. Da kann man mal sehen, wie nahrhaft Bier ist!“ lacht Joachim Hoffmann. Die zwei Kopflinden allerdings, die früher vor dem anderen Nachbarhaus standen, sind weg. „Dort war eine Fleischerei und es wurde viel mit Salz gearbeitet“, erzählt der Warnemünder weiter, „das mochten die Alleebäume wohl nicht.“

So hat jede der 62 Kopflinden in der Warnemünder Mühlenstraße ihre eigene Geschichte und schon mehr als die Hälfte inzwischen einen Baumpaten. Gepflanzt wurden die Alleebäume vor mehr als 120 Jahren, etwa zu der Zeit, als ein gewisser Herr Wachtler auch den Warnemünder Kurpark anlegte und für die Bepflanzung des sandigen Bodens eigens Blumenerde aus Holland herankarren ließ. Mächtige Buchen, Eichen, Kastanien und andere Bäume wachsen hier noch heute. Wer möchte, kann auch für sie eine vom Rostocker Amt für Stadtgrün bescheinigte Baumpatenschaft übernehmen.

Doch was heißt es eigentlich, Baumpate zu sein? Wie geht das? Ist es z.B. bei zunehmender Trockenheit sinnvoll, die Bäume zu gießen? Diese und viele weitere Fragen wollen Vertreter der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald Warnemünde“ gemeinsam mit einer Vertreterin des Grünamtes der Hanse- und Universitätsstadt Rostock beim ersten Warnemünder Baumpatentreffen klären.

Stadtbäume, darin sind sich Experten einig, sind weit mehr, als nur schön anzusehen. Bäume können, was wir Menschen nicht beherrschen – Photosynthese. Sie nutzen das Licht der Sonne, ziehen Kohlendioxyd (CO2) aus der Luft, speichern den Kohlenstoff (C) in Form von Holz und geben Sauerstoff (O2) ab, den wir dann wieder einatmen.

Bäume spenden Schatten, kühlen die Umgebung (durch Verdunstung), binden Schadstoffe, reinigen die Luft, bremsen den Wind, sind Lebensraum für Vögel, Eichhörnchen, Insekten, Pilze, Mikroorganismen – und sie kommunizieren miteinander, bspw. über ihre Wurzeln im Boden oder Duftstoffe via Luft. Das belegen neuere Forschungsergebnisse.

„Wir sollten uns Mühe geben, die Sprache der Bäume besser zu verstehen und ihnen eine Stimme geben. Wir sollten sie schützen und nicht einfach, z.B. für den temporären Stellplatz eines Baucontainers, abholzen, nur weil sie nicht laut schreien können. Also, wer Baumpate wird, gibt seinem Baum eine Stimme, die auch andere Menschen verstehen“, sagt Annette Boog von der Bürgerinitiative.

Das erste Warnemünder Baumpatentreffen findet am Mittwoch, 22. September ab 18 Uhr, in der Gaststätte „Am Moor“ im Wiesenweg 4a statt. Alle Baumpaten und die, die es künftig vielleicht werden wollen, sind herzlich willkommen. Die Organisatoren bitten darum, die 3 G-Regel zu beachten, um an der Veranstaltung teilnehmen zu dürfen.

RikeM


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UWS - 19.09.2021 um 23:01 Uhr
Guten Abend, Baumpaten, die auf der Mühlenstraße Bäume pflegen und schützen haben großen Respekt und Anerkennung verdient. Es bleibt allerdings zu hoffen, dass diese Maßnahmen nicht dazu führen, dass auf den Baumscheiben traurige Stiefmütterchen und Geranien gepflanzt werden. Die Mühlenstraße ist kein Kleingarten und auch kein Blumen Kasten. Ebenfalls sollte auf die „Verzierung“ mit lackierten Kieselsteinen verzichtet werden. Dies erinnert leider an Kindergräber. Vielen Dank.
limalo - 15.09.2021 um 12:07 Uhr
Die Kopflinden in der Mühlenstrasse sind sehr schön und erhaltenswert !!
Aber man kann nicht nur nach oben schauen um diese Strasse zu durchqueren.
Die Sanierung ist dringend notwendig ! Die Baumpaten sollten auch das in Betracht ziehen , damit die Schönheit und Nützlichkeit der Linden noch aufgewertet wird .
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