Eingriff ins Biotop Warnemünder Wiesensoll geht weiter


27. Februar 2023

Erneut stehen eine Handvoll Frauen und Männer der Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI) fassungslos vor vollendeten Tatsachen. Ein Raupenbagger schob sich am Freitag durch das geschützte Biotop, oder besser gesagt, das, was davon nach den massiven Abholzungen noch übrig ist. Im Auftrag des Wasser- und Bodenverbandes solle er die Grabensohle des Entwässerungsgrabens beräumen, sagte der Raupenbaggerfahrer auf Nachfrage der BI.

„Wieder sind weder wir als Bürgerinitiative noch der Ortsbeirat Warnemünde/ Diedrichshagen vorab informiert worden über diesen neuerlichen Eingriff mit schwerem Gerät“, sagte Sprecherin Annette Boog. Nur zufällig hätten sie den Bagger entdeckt, sich daraufhin gegenseitig sofort informiert und vor Ort getroffen. Erst bei der letzten Sitzung der BI am Mittwoch war die Biotopzerstörung durch die massiven Baumfällungen im Warnemünder Wiesensoll (DWM berichtet, 20.02.2023) ein Thema gewesen und heftig diskutiert worden.

„Wir sind gerade dabei, nachzuvollziehen, wie es zu diesem schweren Eingriff gekommen ist. Zwölf große Bäume mit einem Stammdurchmesser zwischen 80 und 110 Zentimetern wurden auf einer Fläche von gut 1000 Quadratmetern für uns völlig überraschend abgeholzt. Das ist ein Zustand, den wir nach wie vor unhaltbar finden und bislang haben wir keine Antworten erhalten auf unsere Fragen an das Grünamt. Wir möchten klären, inwieweit die Fällungen rechtens waren“, kündigte die Sprecherin an. Rückendeckung bekommen die Baumschützer dabei auch vom Ortsbeirat (OBR) und dessen Umweltausschuss, sowie vom Naturschutzbund Deutschland (NABU).

In der kommenden Woche ist eine Biotopbegehung mit einem Botaniker und Ökologen geplant. Dabei soll untersucht werden, ob es sich bei der abgeholzten Fläche eventuell um einen Bruch-, Sumpf- oder Auwald handelt. Solche Biotope unterliegen einem besonderen Schutz. Außerdem sei zu klären, inwieweit die Kahlschlagfläche in einem Abstand von bis zu 300 Metern zur Ostsee liegt. Laut Landeswaldgesetz Mecklenburg-Vorpommern bedürfen Kahlhiebe im Wald mit weniger als 300 Metern  Abstand zur Küstenlinie der vorherigen Genehmigung der Forstbehörde.

Insgesamt wünschen sich die Warnemünder Baumschützer wieder eine bessere Kommunikation mit dem städtischen Grünamt. Schließlich sei seit gut drei Jahren vereinbart, dass die Notwendigkeit einer Baumfällung acht Wochen bevor die Säge angesetzt wird, dem OBR und der BI mitgeteilt werden – außer bei Gefahr im Verzug. Weder bei den seit Ende Januar erfolgten Fällungen im Biotop zwischen Parkplatz Jugendherberge und neuem Friedhof, noch bei vier weiteren Bäumen im Arankapark, sei diese Vereinbarung seitens des Rostocker Grünamtes eingehalten worden.

Zwar gebe es einerseits immer wieder Bekundungen, wie sehr die Stadt es schätze, wenn Bürger sich engagieren, andererseits aber zu oft einfach keine Antworten, wenn Bürger Initiative zeigen und Fragen stellen – gefühlt passiere trotzdem alles einfach so weiter. Das sei manchmal nicht besonders motivierend, so die Frauen und Männer der BI übereinstimmend. Dennoch wollen die Baumschützer nicht lockerlassen, sich weiter in ihrer Freizeit für den Schutz und Erhalt des Baumbestandes engagieren – und sie werden nicht müde, immer wieder daran zu erinnern, wie wichtig Bäume für ein gutes Klima in der Stadt sind.

Übrigens, am kommenden Mittwoch, 1. März, lädt die Bürgerinitiative zum freiwilligen Müllsammeln im Küstenwald ein. „Es ist die gemeinsame Bewegung an der frischen Luft und gleichzeitig säubern wir den Waldstreifen von achtlos hingeworfenem oder hingewehtem Unrat“ gibt Annette Boog einen Ausblick. Wetterfeste Kleidung, Handschuhe und Müllbeutel sollten die Freiwilligen bitte selbst mitbringen, Treff ist um 12 Uhr am Imbiss Weststrand, schräg gegenüber vom großen Parkplatz an der Jugendherberge Warnemünde.

RikeM


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