Baumfällungen in Warnemünder Biotop ohne Ankündigung


20. Februar 2023

Auch knapp eine Woche nachdem sie die massiven Abholzungen zwischen Parkplatz Jugendherberge und Neuem Friedhof Warnemünde entdeckt und dokumentiert haben, sind die Wogen für die Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI) längst nicht geglättet. „Dieser Zustand, dass große Bäume plötzlich weg sind, einfach gefällt wurden – ohne Vorankündigung, ohne, dass wir sie vorab in Augenschein nehmen konnten – das ist für uns als BI nicht akzeptabel. Für uns zählt jeder Baum“, formulierte Sprecherin Annette Boog ruhig und gefasst auf der letzten Sitzung des Ortsbeirates Warnemünde/ Diedrichshagen in Richtung des städtischen Grünamtes.

Die Arbeiten seien geplant gewesen und vorgesehen für die Grabenberäumung, der Wasser- und Bodenverband müsse Arbeitsfreiheit haben für die Beräumung des Entwässerungsgrabens, erwiderte Renate Behrmann, kommissarische Amtsleiterin des Rostocker Grünamtes. Zudem sei das auf der Fläche vorhandene geschützte Biotop nur ein Kleingewässer, der Gehölzbestand wiederum eine Waldfläche nach Landeswaldgesetz (ab 2.000 Quadratmetern) und nicht als geschütztes Biotop verzeichnet. Ein Baumkontrolleur hätte festgestellt, dass die Verkehrssicherheit nicht länger gewährleistet werden könne. Die Landesforstbehörde sei bei den Fällarbeiten, die vom 23. bis 26. Januar stattgefunden haben, mit vor Ort gewesen und habe versichert, dass eine Nachpflanzung nicht notwendig sei, da die Naturverjüngung automatisch erfolge, führte Behrmann weiter aus.

Diese Ausführungen nahm nicht nur Annette Boog mehr oder weniger staunend zur Kenntnis. Eine ausreichende Erklärung sei es für sie auf keinen Fall, eher ein Rückfall in längst vergangen geglaubte Zeiten, wo zuerst Fakten geschaffen werden – sprich, die Bäume schon weg sind, bevor darüber gesprochen wird. Erst Anfang Januar hatten sich Vertreter der BI und des Grünamtes getroffen, waren gemeinsam die aktuelle Fällliste in Warnemünde abgegangen, hatten jeden Baum nochmal in Augenschein genommen, sich gefreut, miteinander im Gespräch zu sein (DWM berichtete, 09.01.2023). Warum jetzt plötzlich so viele große Bäume fallen mussten, die gar nicht auf der Liste standen, erschließt sich den Baumschützern nicht.

Ihre anfängliche Fassungslosigkeit über den massiven Eingriff in die Natur im Landschaftsschutzgebiet Diedrichshäger Land weiche nur langsam, so Boog. Bereits 1984, also schon zu DDR-Zeiten, sei das Areal als Flächennaturdenkmal Warnemünder Wiesensoll unter Schutz gestellt worden. Damit sollten – neben dem Lebensraum für Tiere und Pflanzen – vor allem auch Eigenart und Schönheit des natürlichen Bewuchses geschützt werden. „Das ist jetzt einfach alles kaputt! Wir wollen aufklären, was da passiert ist, wer die Arbeiten warum in Auftrag gegeben hat und was damit bezweckt wird“, kündigt die Juristin heute an. Die unangekündigte Abholzung im Warnemünder Biotop wird auch das Thema der nächsten Sitzung der Bürgerinitiative am kommenden Mittwoch sein.

RikeM


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|