Warnemünde wächst für seinen Weihnachtsmarkt enger zusammen


27. Februar 2023

Diesen Vormittag hatte sich Karl Raeuber von der Bürgerinitiative „Warnemünde ist kein Ballermann“ (BI) sicher ganz anders vorgestellt. Er hatte gestern zu einer Unterschriftensammlung gegen vermeintliche „Krawallmusik“ am Kirchenplatz aufgerufen. Gemeint war ausgerechnet der seit vielen Jahren etablierte und unter Einheimischen wie Gästen sehr beliebte Weihnachts- und Neujahrsmarkt, initiiert durch den hiesigen Handels- und Gewerbeverein. Aus Sicht der BI – Raeuber wollte uns nicht verraten, wie viele Mitstreiter er hat – sei die Livemusik viel zu laut gewesen. Ein sehr subjektives Empfinden, zumal er keine Messungen vorgenommen hatte. Auch die fast täglich alarmierte Polizei konnte kein Fehlverhalten feststellen und musste immer wieder unverrichteter Dinge abfahren.

Jetzt also zeitversetzt eine sonntägliche Unterschriftensammlung, die Raeuber jedoch nicht den gewünschten Erfolg brachte. Meist stand er nämlich trotz mitgebrachter „Bewirtungsbrötchen“ ganz allein in seinem Zelt, das er dummerweise auch noch direkt in der Feuerwehrzufahrt errichtet hatte.

Auf der anderen Seite des Kirchenplatzes, direkt vor Guido’s Coffeebar, formierte sich hingegen eine regelrechte Gegenbewegung. Etwa 200 Warnemünder verzichteten auf ihre Sonntagsruhe und versammelten sich für „ihren“ Weihnachtsmarkt – der doch bitteschön genauso bleiben soll, wie er ist – auf dem Kirchenplatz. Gekommen waren Vereins- und Wirtschaftsvertreter, Lokalpolitiker, Künstler, aber auch stinknormale Bürger. Der Tenor: Wir wollen Livemusik als Plattform für heimische Künstler im Warnemünder Weihnachtswinterdorf erhalten.

„Spontan hatten wir uns entschlossen, Flagge zu zeigen und musizierten ganz entspannt. Eine tolle Aktion, die richtig gut funktionierte und dazu noch Spaß gemacht hat“, sagt Norbert Ripka von den Warnemünder Jungs, die sich als Künstler einbringen wollten. Seine große Hoffnung ist, dass sich die Stadtverwaltung jetzt nicht kirre machen lässt. Schließlich stehe Karl Raeuber für eine verschwindend kleine Minderheit im Ostseebad. Unternehmer Ripka jedenfalls hatte die Gunst der Stunde genutzt und ad hoc eine Spendensammlung zugunsten des Weihnachtsmarktes angeregt. 412 Euro kamen so innerhalb kurzer Zeit zusammen.

Aus Sicht des ehemaligen Umweltsenators Holger Matthäus war „der Warnemünder Weihnachtsmarkt immissionsschutzrechtlich zulässig. Gesetze bestimmen unser Zusammenleben. Punkt.“ So kommentierte er einen Facebook-Post zum Thema.

Als sehr überzogen und gar despektierlich empfand der Warnemünder Musikexperte „Doc“ Andreas Buhse die Aussage Raeubers, bei der Weihnachtsmarkt-Bespielung habe es sich um „Krawallmusik“ gehandelt. Sein Tipp: Umziehen! „Wir sind seinerzeit aus demselben Grund aus der Friedrich-Franz-Straße weggezogen. Es war uns einfach zu laut“, erinnert der Doc.

Der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins kreidet Karl Raeuber an, dass dieser noch nicht einmal das Gespräch gesucht habe: „Das ist unprofessionell, aber so ist das wohl bei den ‚Jungen Wilden‘, die erst langsam begreifen, dass der Aufbau eines nachhaltigen Lebens als Schritt-Für-Schritt-Prozess – läuft und dass man mit Toleranz und dem Willen zur Konfliktlösung besser weiterkommt.“

Fotos: RikeM


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UWS - 27.02.2023 um 18:33 Uhr
Es ist unverschämt und ungehörig, Karl Räuber als „Jungen Wilden“ zu beleidigen. Im Übrigen hat der Warnemünder Weihnachtsmarkt nun wirklich nichts mit dem Schritt-für-Schritt Aufbau eines nachhaltigen Lebens zu tun; im Gegenteil. Dieser Umgang mit der Kritik ist unprofessionell. Aber in der Masse ist man eben stark.
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