Eine unendliche Geschichte: B-Plan Strand soll ab 2024 Rechtssicherheit bieten


12. Oktober 2022

Schon seit mehr als zehn Jahren warten die Unternehmer am Strand von Warnemünde auf Planungssicherheit. So richtig eskaliert ist das Thema im Frühjahr 2021, als das Staatliches Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM) unhaltbare Zustände anprangerte, Schwarzbauten sah und Baustopps aussprach. Auch die Schuldfrage war geklärt: Die Rostocker Stadtverwaltung habe es über Jahre versäumt einen rechtskräftigen Bebauungsplan aufzulegen. Seither hangelt man sich von einer Duldung und Ausnahmegenehmigung zur nächsten (DWM berichtete).

Jetzt scheint alles auf einem guten Weg. Der Planungsstand zum dritten Entwurf des Bebauungsplans „Strandbereich Warnemünde“ (B-Plan) stand gestern auf der Tagesordnung des Ortsbeirates Warnemünde/ Diedrichshagen. Gern hätte der Leiter des zuständigen Amts für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Wirtschaft, Ralph Müller, bei dieser Gelegenheit auch das beauftragte Planungsbüro, Stadt- und Regionalplanung Wismar, vorgestellt. Doch der Geschäftsführer war erkrankt.

Grundsätzlich – das hätten die beiden letzten Jahre gezeigt – sei es dringend, den B-Plan eiligst voranzutreiben, damit das Bauamt in 2024 unbefristete Genehmigungen erteilen kann, betonte Ralph Müller. „Das ist ganz wichtig für die Unternehmen am Strand, die dann Investitionssicherheit haben.“ Im kommenden Sommer laufe es von Seiten der Stadt jedoch wieder auf eine Duldung hinaus. Der Amtsleiter teilte auch mit, dass es am 8. September bereits eine erste Ämterrunde zum Planungsstand gegeben hat. Es fehlten die Tourismuszentrale und das StALU MM als zwei wichtige Player in dieser Sache. Der Amtsleiter kündigte einen kurzfristigen Nachholtermin an.

Im ersten B-Plan Entwurf aus 2010 gab es ausschließlich saisonale Bebauungen und im zweiten aus 2012 eine Ganzjahresgastronomie auf einer Seebrücke, die nie gebaut wurde. Dem dritten Entwurf wird zugrunde gelegt, was unter Federführung der Tourismuszentrale mit allen Strand-Gewerbetreibenden abgestimmt wurde, um eine ordentliche Strandversorgung und die Durchführung von Veranstaltungen abzusichern. Dahinter wolle man nicht zurückbleiben. „Wir haben uns auch darauf verständigt, die Ganzjahresgastronomie wegzulassen. Das war immer ein kritischer Punkt und es gab nur knappe oder gar keine Mehrheiten in der Bürgerschaft.“ Das Planungsbüro werde jetzt eine Art Vorentwurf erarbeiten. Voraussichtlich bis zum Ende des Jahres solle zudem das Artenschutzgutachten vorliegen.

Ein Dauerthema in jeder operativen Abstimmung zu jeglichen baulichen Aktivitäten am Strand sei die Leitungsverlegung, erklärte Ulrike Döring, Leiterin des Büros Warnemünder Woche und als solche verantwortlich für die Sport & Beach Arena: „Für mich und viele andere Strandbewirtschafter ist die Leitungsverlegung die absolute Krux, für die mit dem StALU MM bislang keine Einigung gefunden werden konnte“, sagte die Mitarbeiterin in der Tourismuszentrale. Auch dieses Thema soll, so Müller, mit dem StALU MM diskutiert werden. Er hofft, dass sich Amt und Minister Till Backhaus auch für die Saison 2023 wieder auf eine Ausnahmegenehmigung einlassen. Es sei schließlich offenkundig, dass die Stadtverwaltung mit Hochdruck an dem Thema arbeite.

Eine Warnemünderin zeigte sich erschrocken darüber, dass es auch nach mehreren Jahren nicht gelungen ist, in dieser Sache einen echten Fortschritt vorzulegen. Dabei geht es doch um die Strandbewirtschafter, die sich jedes Jahr ungeheuer viel Mühe geben. Das seien diejenigen, die Sicherheit brauchen: „Für uns ist es nicht schlimm, wenn sich Stadt und Land im nächsten Jahr nicht einigen. Existenzbedrohend ist es dagegen für alle, die sich darauf verlassen, dass sie im nächsten Sommer am Strand wieder Geschäfte machen dürfen.“

Für den im Strukturausschuss engagierten Uwe Jahnke ist zu vermuten, dass auch 2023 der „Schlips wieder ins Rad kommt“. „Warum stellt man nicht jetzt schon die Forderung auf Ausnahmegenehmigung für die Saison 2023? Es muss abgeklärt werden, was im kommenden Jahr am Strand passiert und was nicht“, forderte der Diedrichshäger.

Amtsleiter Müller verwies einmal mehr auf das anstehende Gespräch mit Tourismuszentrale und StALU MM: „Wir werden einfließen lassen, dass es dringender Wunsch des Ortsbeirates und der Öffentlichkeit ist, den Unternehmen schon jetzt Sicherheit für 2023 zu geben.“ Es werde dazu auch ein Protokoll geben, welches dem Gremium zugestellt würde. In Abhängigkeit vom Ausgang müsse man dann weitersehen und gemeinsam eine Strategie überlegen.

Ortsbeiratsmitglied Jobst Mehlan gab abschließend zu bedenken, dass es der Wunsch vieler Urlauber sei, Gastronomie auch über den Sommer hinaus am Strand erleben zu dürfen. „Den Sonnenuntergang genießen mit einem Glühwein in der Hand.“ Der Ortsbeirat verstehe sich auch als Stimmungsseismograph und deshalb sei es ein Anliegen der Warnemünder.  

Foto: Taslair


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Simon Philipp - 27.04.2023 um 06:59 Uhr
Ich kann mich meiner Vorgängerin Sandra nur anschliessen. Im Wesentlichen stellt der B-Plan eher eine Gefahr für die Bewirtschafter dar, als das es Planungssicherheit gäbe. Im Rahmen B-Planung werden ebenfalls internationale Ausschreibungskriterien auf den Plan gerufen welche dazu führen, dass auf europäischer Ebene sich neue Bewirtschafter für den Strand bewerben. Weiterhin ist jedoch der wesentlichste Faktor die Jahrespacht. Die Abschnitte werden dann "verauktioniert" und an den meistbietenden verpachtet. Der ungehindete Zugriff von Hotels, welche mit der klassischen Strandbewirtschaftung weniger um Sinn haben ist dann das greifbare Ende der Strandkorbvermietungen / Surfanbietern und weiteren Dienstleistern am Strand. Aus dem Auslandsurlaub kennen wir die eingesperrten Pachtgebiete an den Stränden, zu denen meine Familie und ich nur mit kostenpflichtigen Bändchen Zugang erhalten haben. Wir meinen, einen B-Plan über den Zaun zu brechen, nur weil sich ein einziger Bewirtschafter nicht an die Regeln gehalten hat ist unnötig, für viele existenzbedrohlich und nicht im Sinne der Bevölkerung der dann doch häufiger das Wort abgeschnitten wird.
Sandra - 15.10.2022 um 10:30 Uhr
Man sollte aufpassen, dass die "kleine Stadt am Meer", nicht völlig dem Tourismus geopfert wird. Für noch mehr Schickimicki ist meiner Meinung nach kein Bedarf. Wenn ich Glühwein am Strand will, pack ich mir ne Decke unter den Arm und fertig. Durchgestylte Seebäder gibt es genügend, ganz ehrlich "reicht" mir schon der neue Bahnhofsvorplatz und bis September dieses Urviech von Riesenrad, von dem "Mallorca-Flair" in diesem "Biergarten" will ich gar nicht anfangen. Immer mehr und mehr "Attraktionen" - wozu? Warnemünde hat einen wunderschönen Strand und den -noch- unverbauten Blick auf die Ostsee. DAS ist Alleinstellungsmerkmal mehr als genug.
limalo - 13.10.2022 um 10:04 Uhr
Es wird schon seit Jahren alles dem "Geschäft" mit dem Tourismus untergeordnet. Der Naturschutz wird nur dann aufgerufen , wenn Schädigungen sichtbar sind .(Auch dann nur halbherzig, es darf nichts kosten) Die Sonnenuntergänge kann man auch auf einer Decke im Sand mit einem Getränk aus der Thermoskanne geniessen. Die Anliegen der Warnemuender sind bekannt und haben mit Glühwein nichts zu tun !!!!
UWS - 13.10.2022 um 08:49 Uhr
WARNEMÜNDE AM LIMIT - HOCH LEBE DER TOURISMUS Wer an dieser Ortsbeiratssitzung teilgenommen hat, konnte nur staunen. Der Tagesordnungspunkt zum Thema Bebauungsplan für den Strand ist abgeschlossen, und Herr Doktor Mehlan, Mitglied des Ortsbeirates, ergreift noch einmal das Wort. Minutenlang erklärt er in einem flammenden Plädoyer die Wünsche der Urlauber und schwärmt von dem Genuss eines Glühweins beim Sonnenuntergang. Schließlich sei der Ortsbeirat auch ein Stimmungsbarometer für die Anliegen der Warnemünder. Sein gutes Recht; soweit so…….
Andere Meinungen zu dem Überquellen des Tourismus in Warnemünde werden nicht zugelassen; ihnen wird das Wort abgeschnitten. Schließlich sei der Tagesordnungspunkt beendet.
WO IST EIGENTLICH IM ORTSBEIRAT DIE VERTRETUNG DER EINWOHNER/INNEN, die es leid sind, über den Sommer hinaus den Massentourismus vor ihrer Haustür zu erdulden?
Die Sommermonate haben wieder einmal deutlich die Überbelastung von Warnemünde mit Verkehrsproblemen, fehlenden Toiletten, Urin Gestank, Müll, Beschädigungen, Umweltbelastungen am Strand, in Parks, Waldstücken und an vielen anderen Stellen gezeigt. Die Mühlen des Tourismus sind auf Hochtouren gelaufen; „dem 9 Euro Ticket sei Dank“.
Die meisten Einheimischen freuen sich nun, dass die Mühlen in den kommenden Monaten hoffentlich etwas langsamer mahlen.
Diese Interessen fallen in Ortsbeirat sichtlich ohne Widerspruch unter den Tisch. Wenn man Böses denken wollte, könnte man annehmen, die Mitglieder des Gremiums seien selber Gastronomen oder Vermieter von Ferienwohnungen. Aber so etwas tut man nicht.
Auf einen bekömmlichen Herbst, sehr gerne mit einem Glühwein…….
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