Eine Leuchtturmsaison, die keine war: Auch das Adventssingen fällt aus!


08. Oktober 2020

Eine ganz „normale“ Leuchtturmsaison zieht sich in Warnemünde üblicherweise vom Ostersonnabend bis Anfang Oktober. Doch was ist in diesem Jahr schon normal? So, wie nahezu alle Leuchttürme im Land, musste nämlich auch der in unserem schönen Ostseebad geschlossen bleiben. Wir erklären, warum das so war:

Entgegen anderslautenden Gerüchten gibt es am Turm keine baulichen Mängel! Auch die seit 2015 unter Beobachtung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Stralsund (WSA) stehenden Vertikalrisse haben mit der Schließung rein gar nichts zu tun. Dass das noch immer aktive Seezeichen in diesem Jahr nicht wie geplant für die Öffentlich zugänglich gemacht werden konnte, hat einzig und allein mit Corona zu tun.

Wie schon in den 25 Jahren zuvor, hatten die Leuchtturmmänner im zeitigen Frühjahr damit begonnen, den Turm „saisonfein“ zu machen. Mitte März kam der Shutdown und den Vorbereitungen wurde ein jähes Ende gesetzt. „Das WSA meldete sich bei uns schriftlich und erklärte, dass eine Turmöffnung wegen der Pandemie nicht möglich sei“, erinnert sich der Vorsitzende des Leuchtturmfördervereins, Klaus Möller. Anfang Juni – genau am Geburtstag des Warnemünders – folgte die Entwarnung: Aus Behördensicht sei eine Öffnung unter Einhaltung der geltenden Hygiene- und Abstandsregeln nun doch möglich. Kurzfristig hielt der Vereinsvorstand Rücksprache mit dem Gesundheitsamt, erarbeitete ein Konzept und diskutierte dieses mit den aktiven Leuchtturmmännern, die ja schließlich vor Ort ihren Dienst tun sollten. Wegen des nicht einzuhaltenden Mindestabstandes war der Grundgedanke, vor dem Turm kleinere Menschengruppen zu sammeln und diesen jeweils 15 Minuten für den Turmbesuch einzuräumen. Der Ticketverkauf hätte bei Wind und Wetter draußen stattfinden müssen und dann noch das ständige Desinfizieren… Keine guten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison. Die zum Teil betagten Leuchtturmmänner – viele von ihnen gehören zur Risikogruppe – sprachen sich dann auch gegen eine Öffnung aus. Der Vorstand folgte dieser Entscheidung.

Die quasi nicht stattgefundene Saison hat natürlich auch finanzielle Folgen und das nicht nur für den Verein. Im Rekordjahr 2019 nahmen immerhin 82.222 Besucher die 135 Stufen in Kauf, um mit einem sensationellen Rundumblick belohnt zu werden. Durchschnittlich etwa 120.000 Euro wurden so Jahr für Jahr eingespielt. Jeweils 15 Prozent müssen davon an den Bund als Eigentümer des Turms abgeführt werden. Die restlichen Mittel werden alljährlich für den Erhalt des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerks aufgewendet und fließen darüber hinaus satzungsgemäß in die Förderung kultureller und sozialer Projekte. „Bis auf ein paar Einzelspenden hatten wir in 2020 keinerlei Einnahmen und können somit auch nichts ausreichen“, bekennt der Leuchtturmchef. Geplante Arbeiten sind auf einen späteren Zeitraum verschoben und kulturelle Höhepunkte abgesagt. Besonders traurig: Auch das beliebte Adventsingen mit dem Kinderchor der Heinrich-Heine-Grundschule muss ausfallen. Abstandsregeln sind nämlich auch hier nicht einzuhalten. Eine weitere wichtige Warnemünder Konstante hat erfreulicherweise Bestand: Der 25. Tidingsbringer – eine Gemeinschaftsproduktion des Fördervereins Leuchtturm Warnemünde e.V. und des Verlags Redieck & Schade – soll Anfang Dezember erscheinen.

Trotz der misslichen Umstände hat der Verein auch im Corona-Jahr 2020 eine Menge bewegen können. So fand beispielsweise das vom Hanse Sail Büro und der Hanseatischen Eventagentur initiierte Konzert „Kultur erleben – Rostock erleben“ unter dem Dach des Leuchtturmvereins statt. Und weil die Hoffnung bekanntlich immer zuletzt stirbt, beginnen die fleißigen Leuchtturmmänner auch im Frühjahr 2021 wieder mit ihren Saisonvorbereitungen. Egal, ob es bis dahin einen Impfstoff gibt oder nicht – die Dinge nehmen sowieso ihren Lauf.


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