Eine Ära geht zu Ende: Fischhandel Zimmermann mit neuem Inhaber

22 Jahren ist es her, dass Karla Zimmermann ihren mobilen Frischfischhandel gründete. Den Schritt in die Selbständigkeit wagte die damals 47-Jährige am 1. September 1998. Seither ist ihr Name eng mit dem Warnemünder Fischmarkt verknüpft. Für die rührige Unternehmerin ist es jetzt an der Zeit, loszulassen. Zumindest auf dem Papier. Wir resümieren…

In Sachsen geboren, lebt die gelernte Feinmechanikerin seit nunmehr 30 Jahren in Warnemünde. Zehn Jahre lang fuhr sie für die DDR-Handelsflotte als Obersteward zur See. „Es war die schönste und zugleich lehrreichste Zeit meines Lebens“, erinnert sich die heute 69-Jährige. Bei der DSR lernte sie auch ihren späteren Ehemann Dieter Zimmermann kennen. 1978 kam die gemeinsame Tochter Jana zur Welt und die junge Familie wurde sesshaft. Um Geld zu verdienen, verrichtete Karla in den darauffolgenden Jahren viele Jobs und sie war sich für beinahe gar nichts zu schade. Weitere zehn Jahre lang arbeitete sie in der hauswirtschaftlichen Altenpflege: „Auch diese Erfahrung möchte ich nicht missen, denn sie hat mich den Respekt vor dem Alter gelehrt.“

Erste Erfahrungen mit dem Fischhandel sammelte sie 1996 auf der Mittelmole. Damals noch im Angestelltenverhältnis. Irgendwann wollte sich ein benachbarter Händler zur Ruhe setzen und die couragierte Unternehmerin in spe ergriff ihre Chance. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. „Alles begann mit einem alten Fischmobil, für das ich glücklicherweise auch eine Fahrerlaubnis hatte“, erinnert sich Karla Zimmermann, die ihr Herz auf der Zunge trägt und damit Kultstatus erreicht hat. Die Vielfältigkeit des Sortiments und Qualität der Ware, bezogen vorrangig aus der Region, überzeugten ihre Kunden schnell und viele kamen deshalb regelmäßig. Jedem das Gefühl zu geben, er sei der einzig wichtige Kunde, war von Beginn an ihr Erfolgsrezept. Schon nach dem ersten Jahr ließ sich die rührige Geschäftsfrau ein neues Fischmobil ausbauen und extra für den Fischmarkt in Warnemünde kam sogar noch ein Verkaufsanhänger hinzu. „Beim Auf- und Abbau herrscht oft ein ziemliches Gemöhle und neben einigem Geschick beim Autofahren ist auch immer ein freundliches Miteinander notwendig, um das Chaos zu beherrschen.“ Und genau das hat die Warnemünderin in all den Jahren immer beherzigt. So richtig aneinandergeraten ist sie deshalb auch mit keinem ihrer Kollegen.

Im nächsten Jahr feiert Karla Zimmermann ihren 70. Geburtstag. Nach einem arbeitsreichen Leben der perfekte Zeitpunkt, die Nachfolge zu bestimmen. Ihre Wunschkandidatin war natürlich die eigene Tochter, doch für die Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern ist das Pensum nicht zu bewältigen. Mit Michael Bruß interessierte sich ein Neuling für das Marktgeschäft. Erste Sporen verdiente er sich in der Gastronomie, unter anderem im Hotel Neptun. Im Herbst vergangenen Jahres stellte Karla ihn an und Bruß blieb in Sachen Fischhandel hartnäckig. Wegen Corona platzten gleich mehrere Notartermine, doch zum 1. Juni 2020 war schließlich alles in Papier und Tüten. Den Firmennamen „Fischhandel Zimmermann“ behält Michael Bruß übrigens bei und auch die Forelle als Bildmarke hat Bestand. Alles andere wäre auch unklug, denn das Unternehmen hat einen hervorragenden Ruf und den hat sich Karla Zimmermann in den vergangenen 22 Jahren erarbeitet. So richtig Schluss machen will und kann sie deshalb auch noch nicht. Montag und Dienstag auf dem Doberaner Platz und meist auch am Sonnabend auf der Mittelmole, genießt sie im Fischmobil das Markttreiben. Zwar nur noch für ein paar Stunden, aber Leidenschaft und Spaß an der Sache versprüht sie noch immer.