Ein Baum im Kleinen Sommerweg soll weichen


17. Januar 2024

Der Sturm tobt aus Nordwest über die Ostsee heran, die großen Bäume in erster Reihe im Küstenwald wiegen sich im Takt der Böen. Sie sind winderprobt, die meisten halten seit vielen Jahrzehnten dem rauen Wetter hier stand. Durch den gut 125 Jahre alten Waldstreifen entlang der Küste gleich westlich von Warnemünde führen ein Wanderweg mit Meerblick – und am südlichen Waldrand ein jüngst erneuerter Radweg. Er ist Teil des europäischen Radwanderwegenetzes. Jetzt im Winter ist es hier ruhig, im Sommer sieht das ganz anders aus.

Anfang Januar teilte das Tiefbauamt der Hanse- und Universitätsstadt Rostock mit, dass im Zuge des Radweges, genauer gesagt im Kleinen Sommerweg, eine Baumfällung notwendig sei, um die Durchfahrtsbreite für die Feuerwehr herzustellen. Bei einem Vororttermin zu Beginn dieser Woche sollte geklärt werden, welcher der beiden Bäume, die den Weg verengen, gefällt werden kann. Das rief auch die Bürgerinitiative „Rettet den Küstenwald“ (BI) auf den Plan.

„Natürlich möchten wir, dass keiner dieser beiden großen Bäume gefällt wird, uns geht es ja darum, möglichst jeden Baum zu erhalten. Erst einmal gilt die grundsätzliche Frage, ob überhaupt Vorschriften existieren, die eine größere Durchfahrt fordern, als jetzt vorhanden ist. Die Bäume sind hier seit Jahrzehnten so gewachsen und haben bislang niemanden gestört“, erklärte BI-Sprecherin Annette Boog vor dem Treffen. Gleichzeitig zeigte sie sich erfreut, dass die BI neben den beteiligten städtischen Ämtern mit einbezogen wurde.

So ganz einfach ist die Ausgangslage im Kleinen Sommerweg nämlich nicht. Für den Weg und die erfolgte Erneuerung ist das Tiefbauamt zuständig. Im Zuge der Wegesanierung war auch das Brandschutz- und Rettungsamt beteiligt worden, die Feuerwehr hatte den Engpass zwischen den beiden Bäumen festgestellt. Der eine, die Eiche in der Eichenbaumreihe südlich des Weges, gehört in die Verantwortung des Amtes für Stadtgrün und der andere, die Buche im Naturschutzgebiet Stoltera nördlich des Weges, gehört zum Küstenwald und damit in den Bereich des Stadtforstamtes. Nachdem die Vertreter aller vier beteiligten Ämter sich beim Vororttermin selbst ein Bild gemacht hatten, war relativ schnell klar: Die Eiche soll stehen bleiben, die Buche soll weichen.

„Aus forstwirtschaftlicher Sicht würde ich sagen, diese Buche scheint nicht mehr ausreichend standsicher. Wenn oben ein großer Ast brechen würde, wäre gleichzeitig die Eiche gefährdet, da die Krone der Buche in die Eiche hineinwächst. Die Buchen am Südrand des Waldes wachsen ja Richtung Licht und bedrängen so die Eichenallee. Außerdem setzen wir hier im Küstenwald auf Naturverjüngung und die nachwachsenden Bäume brauchen Licht und Platz. Aus Gründen der Verkehrssicherheit müsste die Buche wahrscheinlich ohnehin in Kürze gefällt werden“, sagte Revierförster Christoph Willert.

Wenn die große Buche nördlich des Weges weg ist, steht einer ungehinderten Zufahrt für die Feuerwehr nichts mehr im Weg. Ziel sei es auf jeden Fall, die Eichenbaumreihe südlich des Kleinen Sommerweges komplett zu erhalten – am liebsten für die nächsten 100 Jahre. Und es war gut, sich direkt vor Ort getroffen, miteinander gesprochen und das Problem geklärt zu haben, darin waren sich alle Beteiligten nach einer knappen Stunde einig.

Text & Fotos: RikeM


| | | |

Kommentieren Sie den Artikel

Name
E-Mail
(wird nicht veröffentlicht)
Kommentar
Sicherheitscode

Ich willige ein, dass DER WARNEMÜNDER die von mir überreichten Informationen und Kontaktdaten dazu verwendet um mit mir anlässlich meiner Kontaktaufnahme in Verbindung zu treten, hierüber zu kommunizieren und meine Anfrage abzuwickeln. Dies gilt insbesondere für die Verwendung der E-Mail-Adresse zum vorgenannten Zweck. Die Datenschutzerklärung kann hier eingesehen werden.*


|