Direkt aus Warnemünde: Dünenmonitoring für nachhaltige Konzepte


06. Oktober 2020

Die Bestandsaufnahme von Veränderungen der Dünenfelder haben sich die Mitarbeiter der EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. mit Sitz im Technologiezentrum des Ostseebades auf die Fahnen geschrieben. Dazu werden sehr regelmäßig von der obersten Leuchtturmgalerie in zwei Richtungen – die Promenade im Westen und das Molenfeuer im Osten – Fotos gemacht und mit älteren Aufnahmen verglichen. Im Jahr 2015 begann dieses Dünenmonitoring. „Als in Warnemünde ansässige Organisation nutzen wir unseren Standort, um Veränderungen im Küstenraum durch verschiedenste Aktivitäten aus wirtschaftlicher, ökologischer und gesellschaftlicher Sicht zu dokumentieren. Was ziehen das Aufstellen von Sandfangzäunen, das Abschieben von Dünenfeldern oder das Nachpflanzen von Strandhafer nach sich?“, erklärt die EUCC-D Geschäftsführerin, Nardine Stybel, den Ansatz.

Die an den hiesigen Stränden zum Einsatz kommenden Sandfangzäune haben sich beispielsweise zu einem echten Problem gemausert. Hergestellt aus Kunststoff, gesandstrahlt durch Wind und Wetter, lösen sie sich praktisch auf. Die kleinen und größeren Plastikteile sind schon überall am Strand und auch in der Ostsee zu finden. Auf der anderen Seite werden Sandfangzäune aber gebraucht, denn sie halten den Sand fest. Durch das regelmäßige Abschieben der Dünenfelder wird eine natürliche Dünenentwicklung mit Pflanzen, die den Sand festhalten, nämlich nicht zugelassen. „Aus touristischer Sicht kann ich das nachvollziehen, aber es ist ein regelmäßiger Eingriff, der mit Nachhaltigkeit nichts zu tun hat“, sagt die Biologin und Wissenschaftsjournalistin. Wann welches Dünenfeld abgeschoben werden darf, ist in der „Geschäftsanweisung zur Pflege und Bewirtschaftung des touristischen Wirtschaftsraums Strand, Dünen und Promenade in Warnemünde“ geregelt. Diese wurde 2013 um weitere zehn Jahre verlängert. „2023 wäre die nächste Möglichkeit, das Konzept zu überdenken und unsere Fotos könnten dafür eine wichtige Diskussionsgrundlage bilden“, so Stybel.   

Eine nachhaltige Materialalternative für Sandfänger könnte Treibsel sein. Diese natürliche Ressource wird als Seegras-Algen-Mischung fast täglich an Land gespült und ist oft Ärgernis von Küstenorten und Strandbesuchern. Wie so oft ist es allerdings immer auch eine Frage des Bewusstseins und der Akzeptanz. Im vergangenen Jahr wurden Touristenbefragungen durchgeführt. Das Ergebnis: Je mehr die Menschen über Treibsel wissen, desto höher ist auch die Akzeptanz. Nur anfangen zu stinken sollte es nicht.

Das von der EU geförderte interregionales Ostseeprojekt „Contra“ (Conversion of a Nuisance to a Resource and Asset) befasst sich mit der Frage, was man mit dem „störenden“ organischen Material in den unterschiedlichen Küstenregionen so alles anfangen könnte. Als Koordinator fungiert die Universität Rostock. In einigen Regionen wird Treibsel schon heute für Küstenschutzmaßnahmen genutzt. Zu diesem Thema findet am 19. November in Rostock ein Workshop statt.

EUCC – Die Küsten Union Deutschland e.V. ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) mit dem erklärten Ziel, die nachhaltige Entwicklung von Küste und Meer sowie das Küstenzonenmanagement in Deutschland zu fördern. Das Dünenmonitoring in Warnemünde ist freiwilliges Projekt. Im Rahmen ihres Freiwilligen Ökologischen Jahrs (FÖJ) bringt sich seit September auch Vanessa Kruse in die Materie ein: „Das Thema interessiert mich auch privat, denn als Taucherin habe ich den Meeresmüll häufig vor Augen“, erklärt die 17-Jährige. 

Für die vierfache Mutter Nardine Stybel steht fest: „Gerade in Bezug auf den Klimawandel ist es wichtig, wirkungsvolle Anpassungsstrategien für unterschiedliche Küstenräume zu entwickeln. Wir müssen heute aktiv werden!“

Foto 4+5: EUCC-D


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