Diedrichshäger Moor: Renaturierung wird vorfristig abgeschlossen


12. September 2016

Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft Rostock, Hero, bat am Freitagvormittag zum Ortstermin ins Diedrichshäger Moor, um dort den Stand der Dinge vorzustellen. Die Renaturierung der Moorlandschaft sieht vor, etwa 90.000 Kubikmeter ausgetrockneten Moorboden abzutragen und abzutransportieren. Das intakte Moor wird so freigelegt und es entsteht eine naturnahe Moorlandschaft als Biotop.

Viel hat sich getan auf der etwa 50 Hektar großen Fläche vor den Toren Warnemündes. Etwa 75 Prozent des verarmten Bodens wurden ausgebaggert – 50.000 Kubikmeter davon sind schon verladen und auf Felder in Lichtenhagen, Rethschow, Hansdorf und Ivendorf bei Doberan verteilt. Der Aushub als hochwertiges, organisches Material, wird von den Bauern nur zu gern für die Aufbesserung der kargen Böden genutzt. „Beobachtungen zeigen, dass es dabei keineswegs zu einer Mehrbelastung durch Unkräutern kommt“, weiß Hero-Umweltingenieur Knut Bartsch. Auch von einer negativen CO2-Bilanz kann bei der Umverteilung des Bodenaushubs auf landwirtschaftliche Nutzflächen in der Region keine Rede sein, denn alle befinden sich in einem Umkreis von etwa zehn Kilometern. Die gute Zusammenarbeit mit der LMS Agrarberatung und dem Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt war somit ein echter „Glücksfall“ für das Vorhaben.

Zufrieden mit dem Baugeschehen zeigt sich Hartmut Strelow von der ausführenden Stig-Bau GmbH: „Schon zum Sommer 2017 werden wir die Arbeiten im Diedrichshäger Moor abschließen können; wir haben dann nur etwa die Hälfte der eingeplanten Zeit gebraucht“, kündigt er an. Auch das Rostocker Grünamt begleitet die Maßnahme mit großem Interesse: „Für uns stellt der eingeschlagene Weg den einzig machbaren dar“, erklärt der Sachgebietsleiter Naturschutz, Stefan Hlawa. Die angrenzende Kleingartenanlage und Wohnbebauung schließt eine flächige Verwässerung in diesem Bereich definitiv aus. Auch könnten dann Schadstoffe aus der benachbarten alten Deponie ausgespült werden. Das mit der Planung beauftragte Ingenieurbüro Inros Lackner hatte diese Randbedingungen zusammen mit dem hinzugezogenen Moorexperten Dr. Axel Precker aus Hamburg bei der Erstellung des Maßnahmenkonzeptes stets zu beachten.

Kritik kommt einzig vom Regionalverband des Naturschutzbundes Mittleres Mecklenburg, Nabu, der die Maßnahme nicht als ökologische Aufwertung versteht, sondern vielmehr den schnelleren Moorverschleiß und eine Verschlechterung des ökologischen Landschaftspotenzials prognostiziert. Der Nabu war am Planfeststellungsverfahren beteiligt und hatte mit der „einfachen kleinen Ringdeichvariante“ ein alternatives Renaturierungskonzept vorgelegt. Diese Variante sei kostengünstiger und man würde weniger in die Natur eingreifen. Mit der Anhebung des Wasserstandes zur Überflutung der Flächen birgt sie aber einen entscheidenden Nachteil. Genau diese Anhebung des Wasserstandes sollte laut Planungsvorgabe aber unbedingt vermieden werden. Hero-Bauleiter Holger Kleist sieht in der Schaffung einer Insel-Senken-Struktur als Mosaik aus Schilf, Gehölzen und Feuchtgebieten noch einen weiteren Nutzen: „Wir schaffen eine zusätzliche Wasserspeichermöglichkeit bei Starkregenfällen und bieten so Schutz für die anliegende Bebauung.“ Ob es am Ende wirklich der richtige Weg war, wird sich vermutlich erst in 50 Jahren zeigen. „Erstmal deutet aber alles darauf hin“, sagt Hero-Geschäftsführer Jens A. Scharner.    

Gut angenommen wird die neu entstandene Moorlandschaft schon von den Tieren. Das Gebiet befindet sich nämlich inmitten eines bedeutenden Vogelzugkorridors zwischen Warnemünde und Diedrichshagen. Der Vogelwart hat neben Möwen schon Nilgänse, Fischreiher und Watvögel gesichtet. Ist die Renaturierung im Sommer nächsten Jahres abgeschlossen, wird auch die provisorisch auf Geotextil verlegte Baustraße als Störfaktor wieder zurückgebaut.

Die Hero erwirbt mit der Aufwertung des Diedrichshäger Moores so genannte Ökopunkte, die nach Abschluss der Maßnahme ihrem Ökokonto gutgeschrieben werden. Vom Gesetzgeber ist das Unternehmen dazu verpflichtet, „nicht vermeidbare erhebliche Beeinträchtigungen durch geeignete Maßnahmen zu kompensieren“. Eine nicht vermeidbare Beeinträchtigung wäre etwa eine künftige Erweiterung der Hafenfläche. Weil es schwierig ist, in diesem zeitlichen Zusammenhang geeignete Flächen und Maßnahmen für eine Kompensation zu finden soll das Ökokonto diesem Problem begegnen. Danach können Kompensationsmaßnahmen zeitlich vorgelagert und die so erworbenen Ökopunkte gutgeschrieben werden. Sowohl das Ökokonto, mit der damit verbundenen rechtlichen Sicherung im Grundbuch als auch die Widmung als Landschaftsschutzgebiet sollten eine künftige Bebauung der Freifläche eigentlich ausschließen.


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