Die Strandoase der Zukunft – so könnte sie aussehen


09. Dezember 2020

Seit nunmehr 14 Jahren versucht Strandunternehmer Matthias Treichel ein zukunftsweisendes Projekt für die Strandbewirtschaftung in Warnemünde auf die Beine zu stellen. Am Aufgang 4 führt er die Strandoase und betreibt mit dem alljährlichen Auf- und Abbau einen immensen Aufwand. Sein Ziel: Eine ganzjährige Bewirtschaftung, die mit den Belangen des Küstenschutzes einhergeht.

Gemeinsam mit seinem Berater Christian Schliemann stellte Treichel die Strandoase der Zukunft am Dienstagabend in der Ortsbeiratssitzung vor. „Wir möchten eine Struktur schaffen, die eine Symbiose aus Küstenschutz und touristischen Belangen darstellt“, erklärte der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht. Eine bauliche Lösung konnte gemeinsam mit den Ingenieuren der Technologie und Anlagen Bau Engineering- und Managementgesellschaft mbH in Bentwisch (TAB) erarbeitet werden. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Stahlkonstruktionen für Offshore-Windkraftanlagen. „Das sind Ingenieure die sich damit auskennen, wo die Welle ankommt und wenn sie im rauen Offshore-Bereich mit Wellen umgehen können, dann können sie das auch am Strand“, betonte Schliemann.

Und so könnte die Lösung aussehen: Für das Fundament der Strandoase ist eine Pfahlgründung vorgesehen. Dafür werden neun massive Pfosten sechs bis acht Meter tief in den Boden gerammt.  Das Besondere an der Konstruktion: Sie beinhaltet eine Hebetechnologie und zwar wahlweise als Hydraulik oder Gewindeantrieb. Komme die Hydraulik zum Tragen, so werde diese ausschließlich mit Bio Öl gespeist. Auf die Pfähle wird ein Metallchassis gebaut und mit einer Holzkonstruktion verkleidet. Auf dieser Tragkonstruktion werden die Aufbauten – Pavillon, Container oder ähnliches – errichtet. Die Fläche entspreche in etwa der, die schon heute für die Strandoase genutzt wird. Jedoch sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts in Stein gemeißelt – man könne auch größer oder kleiner werden. Denkbar sei darüber hinaus, auch die Kühlcontainer und WCs auf der Plattform unterzubringen. Im Normalbetrieb ist diese mit wenigen Schritten erreichbar. Steht aber ein Ostseehochwasser an, kann man die Konstruktion einschließlich der Leitungen so weit nach oben fahren, dass die Wellen einfach hindurchrauschen und sogar Eisschollen keinen Schaden anrichten. „Technisch ist das ohne weiteres möglich“, ist Christian Schliemann überzeugt. Drumherum soll es auch weiterhin einen barrierefreien Weg geben.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Man könnte einen ganzjährigen Betrieb realisieren und hätte mit dem Küstenschutz an dieser Stelle keine Probleme mehr. Außerdem würden auch die 15 festen Vollzeit-Mitarbeiter ganzjährig beschäftigt. Ebenfalls ganzjährig könnte der Tourismus gefördert werden und last but not least würden die Kosten für den ständigen Auf- und Abbau wegfallen.

Der Diedrichshäger Hans-Joachim Wude hat die Strandoase schon selbst mehrfach besucht und findet es schade, dass sie nur kurze Zeit genutzt werden kann. Er würde sich zudem wünschen, dass der Plattenweg runter zum Pavillon noch breiter und die Toiletten nicht so weit entfernt wären. „Die Zuwegung durch die Dünen obliegt der Stadt. Auf einer Breite von 1,50 Metern verlegen wir daran anschließend unsere eigenen rollstuhlgeeigneten Wegeplatten“, führte Matthias Treichel aus und er sicherte zu, dass man bei den Ausweichflächen künftig nachbessern wolle.

Dass das Thema auch vom Umweltausschuss gründlich behandelt werden sollte wünschte sich der Warnemünder Ulrich Schwittay. Er gab außerdem zu bedenken, dass eine ganzjährig bewirtschaftete Strandoase Begehrlichkeiten wecken könnte. Dem entgegen steht der Planungsstand „Bebauungsplan Strand Warnemünde“, der genau zwei dauerhafte Strandversorgungen vorsieht.

Als sehr aufwendig aber gut bewertete Ortsbeiratsmitglied Axel Tolksdorff das Vorhaben:  „Ich sehe angesichts der Hebetechnologie nicht mehr viel, was dem Projekt entgegenstehen könnte.“ Für ihn könnte diese Art der Planung sogar ein Muster für die weitere Erschließung sein: „Der Strand von Warnemünde ist bekanntlich lang. Wir leben im 21. Jahrhundert und da kann man schon ein bisschen mehr machen.“

Was die nötige Infrastruktur und deren Finanzierung betrifft, ist Matthias Treichel für alles offen: Wunschlösung wäre eine längerfristige Pacht der Flächen bei baulicher Realisierung in Eigenregie. Denkbar ist aber auch, dass die Stadt als Bauherr auftritt und die fertige Plattform vergibt.

Und wie steht es um die Kosten? Christian Schliemann sprach von einem „Bauchgefühl“ und schätzte für Technologie und Plattform ohne Aufbauten mehr als 500.000 und weniger als eine Million Euro.

Unterstützung erfährt Investor Matthias Treichel durch die Tourismuszentrale. Nahezu alle Fraktionen der Bürgerschaft, der Warnemünder Strukturausschuss und auch der Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft bewerteten das Vorhaben ebenfalls wohlwollend. Beim Stadtplanungsamt hat man vorgesprochen – eine Absage wurde auch hier nicht erteilt.

Jetzt soll das Projekt dem für den Küstenschutz zuständigen Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg (StALU MM) vorgestellt werden.

Foto: Taslair


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