Die Seenotretter ziehen Bilanz – Jahrbuch 2022 erschienen


23. März 2022

Dass die Arbeit der Seenotretter ungemein wichtig und dazu noch rein spendenfinanziert ist, sollte gemeinhin bekannt sein. Doch was die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mit dem Geld alles so anstellt, ist im jährlich erscheinenden Jahrbuch nachzulesen. Die aktuelle Ausgabe ist ab sofort zu haben. Und weil das Informationszentrum in Warnemünde coronabedingt erst am Osterwochenende wieder öffnet, können die Jahrbücher hier im Infokasten an der Hausecke abgegriffen werden.

Dass die DGzRS eine „echte Hausnummer“ ist und viele Menschen um die Wichtigkeit ihrer Spenden wissen, kann man sehr gut in der Einnahmen- und Ausgabenstruktur, zu finden auf den Seiten 102 und 103 des Jahrbuches, nachlesen. Die allgemeinen Sammlungserlöse beliefen sich 2021 auf 26,2 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2020 waren es „nur“ 25,1 Millionen Euro. „Die Zahlen belegen einen ungebrochen hohen Zuspruch für unsere Arbeit und das trotz Pandemie und nur wenig Öffentlichkeitsarbeit“, sagt der Leiter des Seenotretter Infozentrums in Warnemünde, Jörg Westphal. Allein 662.934,54 Euro kamen deutschlandweit in den Sammelschiffchen zusammen. Die Gesamteinnahmen der DGzRS, in die auch Testamente und Nachlässe fließen, lagen 2021 sogar bei 61,6 Millionen Euro (2020: 49,7 Mio. Euro). „Das ist für uns auf der einen Seite superschön, doch auf der anderen Seite sind es eben keine planbaren Gelder, weshalb wir Schiffbaurücklagen bilden“, so Westphal. Allein sechs Schiffstaufen konnte die DGzRS in 2021 feiern: drei Seenotrettungsboote, zwei Seenotrettungskreuzer und ein Ausbildungsschiff, die Carlo Schneider.

In der Rubrik „Logbuch“ wird über die spektakulärsten Einsätze berichtet. In Mecklenburg-Vorpommern gab es keine und das ist auch gut so. Denn, so betont Jörg Westphal: „Der beste Einsatz ist der, der gar nicht erst gefahren werden muss.“ Allen, die mehr über die Einsatzfahrten wissen möchten, empfiehlt er die QR-Codes auf der Seite 18. Lesenswert auch die schöne Geschichte von Bosse, der am 4. April morgens um 4.02 Uhr an Bord der Pidder Lüng im dänischen Havneby das Licht der Welt erblickte. Oder die eines jungen Paares, das zugunsten einer 10.000-Euro-Spende auf eine Hochzeitsfeier verzichtete. Warnemünde wird in dem Beitrag zum Abschied der Vormann Jantzen schlussendlich doch noch erwähnt. Das Schiff – es war die erste neue Rettungseinheit für MV nach der Wiedervereinigung – passierte am 3. Oktober, 31 Jahre nach Indienststellung, letztmalig die Molenköpfe. Zum Schluss ging noch einmal der ehemalige Vormann, Wolfgang Rätzer, an Bord. Nur wenige Monate später starb er.

Natürlich sind im Jahrbuch auch die Einsatzzahlen 2021 abgebildet. Danach wurde auf Nord- und Ostsee 3.505 Menschen Hilfe geleistet. Insgesamt 2.023 Einsätze wurden mit den 60 Rettungseinheiten gefahren. Das sind durchschnittlich fünf pro Tag. 61 Menschen wurden aus Seenot und weitere 272 aus drohender Gefahr befreit. 99 Einsätze erfolgten bei Windstärke 7 und mehr. 1.043 Mal wurde Hilfestellung für Wasserfahrzeuge aller Art geleistet. 36 Schiffe oder Boote konnten sogar vor dem Totalverlust gerettet werden. Das sind nur einige wichtige Zahlen.

Die Schließzeit des Infozentrums wollen Jörg Westphal und seine Kollegin, Thekla Riemer, sinnvoll nutzen. Sie bauen die Ausstellung ein bisschen um. Neu im Bestand ist nämlich ein Modell der Nis Randers, der jüngste Seenotrettungskreuzer in MV, im Einsatz für die Station Darßer Ort. Solche detailgetreuen Modelle sind schon etwas Besonderes, absolut keine Massenware und deshalb nur in den Infozentren zu sehen. Von den 28-Meter-Kreuzern habe man derzeit sechs in der Flotte. Nis Randers wurde im letzten Oktober in Dienst gestellt. Baukosten: 10 Millionen Euro.

Damit die Arbeit der Seenotretter auch weiterhin butterweich läuft, sind nicht nur ausreichend finanzielle Mittel zwingend notwendig. Mindestens ebenso wichtig sind Freiwillige: „Ehrenamtler werden bei uns immer gesucht“, wirbt Jörg Westphal um Unterstützer. Ihre wichtigste Aufgabe sei, möglichst viele Menschen vom Seenotretter-Gedanken zu überzeugen und so letztlich wieder Spender anzuwerben.  

Die beiden Betreuer des Infozentrums Warnemünde hoffen, ab Ostern wieder richtig durchziehen zu können: „Wir haben dann auch an den Wochenenden geöffnet.“ Stand heute ist, dass auch der Tag des Seenotretter am 31. Juli wieder live und in Farbe vor Ort stattfinden soll.


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