CO2-Entnahme aus Atmosphäre für Klimaschutz unverzichtbar


31. Januar 2023

Die Zeit drängt: Weltweit mahnt die Forschung, dass es bald kaum noch möglich sein wird, den menschengemachten Klimawandel soweit aufzuhalten, dass die international vereinbarten Klimaziele eingehalten werden können. Selbst eine umgehend realisierte drastische Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen reiche nach aktuellem Stand nicht mehr aus. Unverzichtbar sind darüber hinaus zusätzliche CO2-Entnahme aus der Atmosphäre. Vor diesem Hintergrund startet heute in Stralsund die 2. Jahrestagung der Forschungsmission CDRmare (CDR = Carbon Dioxide Removal = Kohlendioxidentnahme) der Deutschen Allianz Meeresforschung. Rund 200 Experten tauschen sich drei Tage lang zu meeresbasierten Methoden der CO2-Entnahme aus der Atmosphäre aus.

Die Forschungsmission wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für aktuell drei Jahre mit rund 26 Millionen Euro gefördert und bündelt die Expertise von 22 Forschungseinrichtungen, Behörden und Unternehmen. Koordiniert am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), befassen sich seit August 2021 Wissenschaftler in sechs Forschungsverbünden mit verschiedenen Methoden, das Potenzial des Ozeans auszubauen, CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen und zu speichern.

Das Spektrum der Forschungsansätze reicht von Laboruntersuchungen über Mesokosmen Studien in natürlichen Ökosystemen und Studien wie den tropischen Mangrovenwäldern bis hin zu regionaler und globaler Modellierung. Während der zweiten CDRmare-Jahrestagung im Stralsunder Ozeaneum werden die seit Missionsbeginn erzielten Arbeitsergebnisse diskutiert. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärt dazu: „Um den Klimawandel entschieden zu bekämpfen, müssen wir auch auf Technologien zur Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und zur Speicherung setzen. Das betont auch der Weltklimarat IPCC in seinen letzten Berichten. Wir müssen die Speicherung von CO2 im industriellen Maßstab kurzfristig zulassen, um schnell in die Umsetzung zu kommen. Die dafür notwendige Gesetzesänderung muss in jedem Fall die weitere Forschung ermöglichen, ohne die der Wissenschaftsstandort Deutschland seinen Anschluss in diesem Bereich verlieren würde.“ Das Bundesforschungsministerium hat die Forschung an diesem Zukunftsthema bereits frühzeitig gefördert. Mit etwa 50 Millionen Euro unterstützte es die Erforschung landbasierter und mariner CO2-Entnahmemethoden. Zielstellung sei eine künftige Vorreiterrolle Deutschlands, für die jetzt die technologischen und regulatorischen Grundlagen zu legen sind.  

Dass der Ozean bereits Hauptakteur für den Klimaschutz ist, betont CDRmare-Sprecher Andreas Oschlies, Ozeanograph und Klimamodellierer am Geomar Zentrum. Sie nehmen jedes Jahr etwa ein Viertel der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen auf und bremsen damit die Erderwärmung. „Angesichts der Tatsache, dass die Menschheit Mitte des Jahrhunderts selbst bei massiver Emissionsreduktion wohl immer noch fünf bis 15 Prozent der heutigen CO2-Emissionen ausstoßen wird, ist es immens wichtig, alle Optionen zu erforschen. Der Ozean kann hier eine wichtige Rolle spielen“, kommentiert Andreas Oschlies. Wichtig sei, dass die Ergebnisse von CDRmare konkret umsetzbare Handlungsoptionen bereitstellen, auf deren Basis die nötigen Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft getroffen werden können, ergänzt Gregor Rehder, IOW-Meereschemiker und ebenfalls Sprecher von CDRmare. Daher stehen die Forschenden im engen Dialog mit den gesellschaftlichen Interessengruppen und sind froh, dass einige von ihnen auf der Tagung anwesend sind.

Neben der intensiven Auseinandersetzung mit dem bisher Erreichten dient die Tagung außerdem dazu, die weitere Forschungsplanung im Rahmen von CDRmare voranzutreiben, insbesondere auch perspektivisch für die angestrebte zweite Förderperiode ab Sommer 2024.

Foto: IOW / R. Prien


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