Boos Fleur kreativ: 20 Jahre Blumenträume aus der Mühlenstraße

Für das Tochter-Mutter-Duo Karina und Martina Boos ist der 1. März 2024 ein ganz besonderer Tag. An diesem feiert ihr Geschäft „Boos Fleur kreativ“ in der Warnemünder Mühlenstraße 37 das 20. Jubiläum. Für die Floristmeisterin und ihre Tochter sind die zwei Jahrzehnte in Windeseile verflogen. Tochter und Geschäftsinhaberin Karina Boos bringt es auf den Punkt: „Mir ist so, als hätte ich gerade erst dreimal mit den Fingern geschnipst“, fasst sie die Zeit zusammen. Denn Tochter und Mutter haben in dieser Warnemünder Geschäftsstraße viele Unternehmen kommen und gehen gesehen, gute wie schlechte wirtschaftliche Zeiten erlebt.

Was die wenigsten ahnen: Bis auf sonntags klingelt jeden Morgen um 4.30 Uhr der Wecker des kreativen Duos. Dann fahren sie auf den Großmarkt um frische Ware einzukaufen. „Dort und auch woanders haben viele immer gedacht, dass wir Luxusweiber mit reichen Männern im Hintergrund sind, wer mit Hackenschuhen und Parfümduft zum Großmarkt fährt, kann niemals Florist sein“, lacht Martina Boos. Sie ist gelernte Krankenschwester, schulte zur Floristin um und machte ihren Meistertitel als die Idee von Karinas Selbstständigkeit kam. Reiche Männer gibt es nicht, die beiden Frauen kämpfen sich als berufliches Duo und auch privat alleine durch das Leben.

„Ich habe Karina vor der Gründung gebetsmühlenartig eingeschärft, dass wir jeden Morgen zum Großmarkt müssen, wirklich jeden Morgen“, erinnert sich Martina Boos. Nur so bekomme man ein richtiges Gefühl für die Ware, deren Zustand und die verschiedenen Blumen und wie man aus welcher Art wirkungsvoll Sträuße bindet. Dass die Ware frisch und geeignet ist, darauf achten die beiden Blumenkünstlerinnen. Karina vergleicht den Einkauf beim Großmarkt mit einem erfolgreichen Schuhkauf. „Das muss einen glücklich machen“, verrät sie. Im Gegensatz zu einigen Berufskollegen, die die Sträuße nur zusammenstecken, komponieren die beiden aus Blumen Melodien für das Auge und das Herz. Und wenn ihr die bestellten Rosen nicht gefallen, hängt Karina noch eine halbe Stunde im Großmarkt ran und sucht selbst die 50 schönsten Blüten aus.

Die beiden teilen alles in ihrem Leben. „Bei der Arbeit sind wir auf Augenhöhe, da blende ich aus, dass sie meine Mutti ist, sie hat mir alles beigebracht, mich anfangs getriezt, ich musste viele Sträuße immer und immer wieder auf- und neubinden. Da hätte ich sie manchmal zum Mond schießen können“, erinnert sich Karina. Sie wurde immer und immer besser. Das unterstreicht das Lob ihrer Mutter: „Heute ist Karina selbst eine Meisterin vom Können“, attestiert sie ihrer Tochter voller Stolz. Auf dem Großmarkt nennen viele Martina Boos „Mutti“. „Das hängt damit zusammen, dass ich immer Mutti rufe, wenn ich ihr etwas zeigen will.“ Aber im Laden und manchmal auch so fühlen sich die beiden eher wie Freundinnen, dann vergessen sie durch ihre Verbundenheit, dass sie Mutter und Tochter sind.

Nach 20 Jahren im Blumengeschäft und mit eigenem Laden, haben sie ganz viel erlebt. „Ich könnte ein Buch schreiben“, sagt Karina. Das geht natürlich nicht, weil vieles geheim bleiben muss. Denn an diesem unkonventionellen Ort tragen viele ihr Herz auf der Zunge, offenbaren ihre Sorgen und Freuden. Auch kauften hier schon Schauspieler, Künstler und andere Prominente. Für besonders treue Kunden gibt es manchmal auch ein Glas Sekt.

Neben ihrem Lebensmittelpunkt in Hohe Düne ist der Blumenladen in der Mühlenstraße für die beiden Frauen längst das zweite Zuhause geworden. Anlaufpunkt auch immer für Karinas Sohn Julien nach der Schule. „Er kam dann her, wir haben damals Mittag von Fleischer Winter geholt und manchmal hat er hier auch Hausaufgaben erledigt, während wir Sträuße gebunden haben“, erzählt Karina Boos.

Mit der direkten Art der beiden Blumenhändlerinnen kommt nicht jeder Kunde klar. Aber wer es kommt, erhält wunderschöne Sträuße, Gebinde oder Grabschmuck. Und wenn ein Stammkunde stirbt, geben sie in die Gebinde manchmal noch etwas von ihrer eigenen emotionalen Verbundenheit dazu: „Dann sagen wir immer, das kommt noch von uns.“

Wenn der Laden manchmal schließen muss, steht meistens die Wahrheit an der Tür: „Wir feiern einen runden Geburtstag, Montag sind wir wieder für euch da“ oder etwas anderes. In ihrer Selbstständigkeit müssen sie hart arbeiten, um zu überleben. Daher betonen Martina und Karina Boos gern einhellig. „Unser Laden, unsere Regeln.“

Dass sie diese 20 Jahre erreicht haben, verdanken sie auch treuen Stammkunden, die für das Blumen-Duo oft zu Freunden geworden sind. „Und die auch in schlechten Zeiten bei uns gekauft haben, um uns zu unterstützen“, sagt Karina. Es wären viele Namen aufzuzählen, für die ein Dankeschön zu diesem Jubiläum angebracht wäre. „Aber wir wollen niemanden vergessen, und die die wir meinen, wissen das.“ Ein Dankeschön wollen sie aber an die Partner vom Großmarkt richten. „Das sind FleuraMetz, der Blumenprinz und der Keramikgroßhandel Koeppen“.

Und sie verraten auch ihre Blumenvorlieben: „Tulpen“, sagt Martina Boos. Und Tochter Karina ergänzt: „Ich habe im April Geburtstag, ich mag Saisonblumen, vor allem, wenn sie noch nicht aufgeblüht, sondern im Zustand der Knospen sind“, sagt sie. Von ihr aus könne dieser Zustand anhalten. Und sie liebt eine große Vase mit üppigen 50 Tulpen darin.

Auch wenn zu ihrem Jubiläum weder ein Fest noch ein Empfang geplant sind, mit ihrer Familie und ihren Freunden werden Karina und Martina Boos bestimmt mal unkonventionell anstoßen. „Weil die immer hinter uns gestanden und uns unterstützt haben.“   

Maria Pistor