Schon zum zweiten Mal in Folge hat der Tourismusverband MV (TMV) unter dem Titel „Barrierefreier Strandkorb“ einen Wettbewerb ausgelobt. Erneut waren integrative Konzepte und Ideen gefragt, die es auch mobilitätseingeschränkten Menschen ermöglichen, möglichst ohne fremde Hilfe ans Wasser zu kommen. Ebenfalls zum zweiten Mal in Folge ging die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde als Sieger hervor. Der Preis: die Nutzung eines barrierefreien Strandkorbs für die Saison 2020. Das Prachtstück mit integrierter Auffahrrampe findet in Treichels Strandoase seinen Platz.
Die Menschen würden immer älter und das Thema Reisen ohne Barrieren gewinne daher auch künftig noch stärker an Bedeutung, sagte die TMV-Präsidentin, Birgit Hesse, anlässlich der Übergabe des sommerlichen Sitzmöbels mit Blick aufs Meer in der Strandoase. Doch es gehe nicht mehr nur um ältere und mobilitätseingeschränkte Mitbürger: „Selbst Familien mit Kindern, die mit Buggy oder Kinderwagen unterwegs sind, haben es oft nicht einfach und freuen sich über jede Erleichterung“, erläuterte Hesse. Die Tourismuszentrale Rostock & Warnemünde habe in den letzten Jahren diesbezüglich hervorragende Arbeit geleistet. Die Barrierefreiheit von touristischen Anlagen sei fest in den Leitlinien der Stadt verankert und werde dem Gast gegenüber offen kommuniziert.
„Seit einigen Jahren widmen wir uns den Anforderungen an einen barrierefreien Urlaub, um wirklich all unseren Besuchern ein möglichst uneingeschränktes Urlaubserlebnis zu ermöglichen. Nun freuen wir uns besonders, in diesem Jahr die Servicekette am Strand von Warnemünde erneut mit dem barrierefreien Strandkorb aufwerten zu können“, betonte Tourismusdirektor Matthias Fromm. Das Angebot richte sich in erster Linie an Rollstuhlfahrer, aber auch an Familien mit Kinderwagen oder ältere Gäste, die mit Rollator beziehungsweise Scooter unterwegs sind.
Das Thema Barrierefreiheit ist für den Inhaber der Strandoase, Matthias Treichel, schon fast so etwas wie ein „alter Hut“. Seit 2006 investiert er unermüdlich in einen barrierefreien Strand am Aufgang 4 in Warnemünde, schaffte befahrbare Wegeplatten bis hin zu den Strandkörben an und hält sogar einen kostenfreien Baderollstuhl vor. Sein Mentor war der 2013 verstorbene Sozialpolitiker Ralf Grabow. Die Rostockerin Sylvie Tauber ist Rolli-Fahrerin und war heute nach Warnemünde gekommen, um mit Assistenzhund „Joe“ im neuen Strandkorb Probe zu sitzen. Vom Sitzkomfort und von den Bedingungen unten am Wassersaum zeigte sie sich ganz begeistert. Ebenfalls voll des Lobes war sie über die ÖPNV-Anbindung des Ostseebades. Aber es gibt auch Kritik: „Problematisch und alles andere als barrierefrei ist das Kopfsteinpflaster, weshalb ich sogar meine Bereifung wechseln musste“, befand die paralympische Rollstuhlfechterin. Trotzdem wolle sie unbedingt wiederkommen.
Ab sofort kann der in der Manufaktur Korbwerk GmbH und Co. KG in Heringsdorf hergestellte geräumige Dreisitzer in der Strandoase Treichel angemietet werden. Im vergangenen Jahr durfte sich Alexander Fritz am Aufgang 10 über den barrierefreien Strandkorb freuen. Er war an etwa 70 Prozent der Sonnentage vermietet. Aller Voraussicht nach wird die Strandoase dieses Ergebnis noch toppen, denn Strandkörbe gelten als Corona-sichere Zellen und sind derzeit der absolute Renner. Die Vermietung erfolgt entweder direkt vor Ort oder vorab online unter www.strand-warnemuende.de. Die Nutzung ist für zwei Tage kostenfrei. Rollstuhlfahrer können über eine kleine Rampe rückwärts in den Strandkorb hineinfahren, um darin Platz zu nehmen.
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