Barbizon und Warnemünde: Künstlerische Verbindungen über Ländergrenzen hinweg


07. Februar 2025

Manchmal gibt es Dinge, die scheinen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun zu haben. Auf den zweiten und dritten Blick ergeben sich dann doch Zusammenhänge. So ist es indirekt mit dem französischen Malerdorf Barbizon und dem heimischen Fischerort Warnemünde. Der Mann, der in diesem Fall beide Orte miteinander verknüpft, ist Wolfgang Bergt. Der pensionierte Lehrer hat eine Zeit lang an der Warnemünder Ecolea-Schule unterrichtet, ist Gründungs- und Vorstandsmitglied im Kulturklub Warnemünde und hält dort regelmäßig Vorträge über norddeutsche Malerei und Künstlerkolonien.

Im Januar wurde sein Vortrag „Ursprung und Zauber: Barbizon – ein magischer Ort“ über seinen und den Aufenthalt anderer Künstler in der Künstlerkolonie Barbizon vom Februar vorgezogen. Dadurch konnten vielleicht nicht alle daran teilnehmen, die das wollten. Der Grund für den Tausch war der unerwartete Tod von Knut Linke von der Agentur Kulturmeer. Wolfgang Bergt hat schon parallel zu seinem Lehrerstudium Malerei studiert und immer praktiziert. Und er ist fasziniert von der Philosophie der „Schule von Barbizon“.

Wer sich ebenfalls für dieses Thema interessiert und den Vortrag hören möchte, hat am 9. Februar um 15 Uhr in den Räumen des Kunstvereins zu Rostock, Amberg 13, dazu Gelegenheit. Der Eintritt ist frei. Sobald Wolfgang Bergt von Barbizon erzählt, gerät der sonst eher ernste Mann ins Schwärmen. „Das ist für mich die Quelle und die Wiege der französischen Landschaftsmalerei.“

Barbizon ist ein Dorf am Wald von Fontainebleau bei Paris. Dort gründete Théodore Rousseau 1830 eine Malerkolonie. „Bereits 1824 trafen sich dort Maler in einer Gastwirtschaft“, erzählt Wolfgang Bergt. Das gilt als die Geburtsstunde dieses Malstils. Die Verfechter dieser Malerei lehnten eine feste Schulstruktur ab, sie wollten im Freien malen.

Aus Anlass des 200. Jubiläums der Künstlerkolonie lädt Barbizon nacheinander ausländische Künstlergruppen ein, um an diesem für die Kunst geschichtsträchtigen Ort zu arbeiten. „Den Anfang hat Deutschland mit Schwaan im vergangenen Herbst gemacht, um die dort entstandene Tradition der Pleinair-Malerei im Wald von Fontainebleau zu pflegen“, erzählt Bergt. Gastgeber sind der Bürgermeister von Barbizon sowie ein Hotelier, der gleichzeitig der Präsident der Organisation „euroArt“ ist. Diese Organisation unterstützt die im 19. Jahrhundert entstandenen Künstlerkolonien und fördert den Austausch von Ausstellungen und Informationen. Inzwischen gibt es in Europa 45 Künstlerkolonien aus 13 Ländern. Die in Schwaan wurde rund 50 Jahre nach Barbizon gegründet. Zwischen den Gemeinden Barbizon und Schwaan besteht seit knapp drei Jahren eine Städtepartnerschaft.

Als Wolfgang Bergt von diesem Austausch nach Barbizon erfahren hat, war er Feuer und Flamme und bewarb sich. Die Stadt Schwaan und das Kunstmuseum unterstützten das Auslandstipendium für die sechs Künstlerinnen und Künstler. „Ich habe mir anfangs wenig Chancen ausgerechnet, habe mich aber dennoch beworben und war sehr glücklich, als ich die Zusage bekommen habe“, sagt er. Neben ihm durften die Kunsthistorikerin Luise Hartmann, die Malerin und Grafikerin Grit Sauerborn, der Bildhauer und Maler Henning Spitzer, Karl-Michael Constien, der sich einer speziellen Form der Tuschemalerei und Graffiti widmet, sowie Mathias Buß mitreisen. Letzterer ist Architekt, Maler und Vorsitzender des Kunstvereins Hiddensee e.V. Er war früher mit seinen Arbeiten auch in der Warnemünder Galerie Möller zu sehen, die 2022 geschlossen wurde.

Für Wolfgang Bergt und die anderen Teilnehmenden war die Reise ein ganz besonderes Erlebnis: „Diese Reise hat mir künstlerisch und auch vom Selbstbewusstsein einen enormen Schub gegeben. Ich weiß jetzt, dass ich auf diesem Feld dazugehöre und akzeptiert werde“, freut sich Bergt, der auf viele Gäste zu seinem Vortrag hofft.

Die Ausstellung „Barbizon – Wiege der modernen Landschaftsmalerei“ ist noch bis zum 23. Februar im Kunstmuseum Schwaan in der Mühlenstraße 12 zu sehen. An diesem 23. Februar findet dort eine Finissage statt, bei der es um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung und um 15 Uhr ein Gespräch mit den beteiligten Stipendiaten gibt. Das Kunstmuseum zeigt auch etliche Bilder des Malers Rudolf Bartels, der für Wolfgang Bergt einer der größten norddeutschen Maler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist. Der Maler Wolfgang Bergt ist selbst auch Mitglied im Verein Freunde und Förderer des Kunstmuseums Schwaan.

Um den Bogen zwischen dem Maler Wolfgang Bergt und Warnemünde noch einmal zu spannen: Er und seine Frau Renate sind auch bekennende Freunde von Live-Musik und häufig bei Konzerten im Warnemünder Ringelnatz anzutreffen, die früher von dem verstorbenen Knut Linke organisiert wurden.

Maria Pistor


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