Ausbaggerung des Seekanals beginnt im Herbst


25. August 2022

Die Vor- und Nachsaison wird in Rostocks Seebädern vor allem wegen der Ruhe geschätzt. In den kommenden Monaten und dann noch bis zum Frühjahr 2025 kann es an der einem oder anderen Stelle aber etwas lauter werden, denn es wird wieder gebaut. Ort des Geschehens ist jetzt der Seekanal, der ab Oktober auf 16,80 Meter Tiefe ausgebaggert wird. Künftig können so Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 15 Metern in den Rostocker Seehafen gelangen. Bislang waren nur maximal 13 Meter möglich. Die Ausbaggerung erfolgt auf einer Länge von insgesamt 16,90 Kilometern, beginnend im Breitling. Über den Stand der Dinge informierte die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) mit Sitz in Stralsund am Dienstag im Bernsteinsaal des Hotel Neptun.

Vorausgegangen sei ein Antrag der Landesregierung MV aus dem Jahre 2009 an das zuständige Bundesministerium, erklärte WSV-Chef Stefan Grammann: „Der Bauauftrag ist mittlerweile unterschrieben und es kann losgehen.“ Zielstellung sei, dass generell größere Schiffe einlaufen und vorhandene besser ausgelastet werden können. Etwa fünf Millionen Kubikmeter mehr oder weniger belasteter Aushub müssen dafür bewegt werden. Der Baugrund besteht überwiegend aus Sand und Mergel, wobei dieser stellenweise fast felsenartig vorkommt. „Entsprechend hoch sind auch die Anforderungen an das Baggern, insbesondere was den Eintrag von Schallimmissionen betrifft“, sagte WSV Projektleiterin Katrin Graeser. Baulärm und Erschütterungen, verursacht durch das Bauvorhaben, waren auch das, was die anwesenden Gäste – größtenteils Einwohner aus Warnemünde und Hohe Düne – interessierte.

Das mit 130 Millionen Euro angesetzte Wasserbauvorhaben wurde in zwei Lose aufgeteilt. Für die Nassbaggerung des mit 4,76 Millionen Kubikmetern bezifferten Löwenanteils wurde die belgische Jan de Nul Group verpflichtet. Das zum Teil felsige Baggergut werde zunächst gelöst, dann ausgehoben, auf Schuten verladen und schließlich zu einer Umlagerungsstelle, nordöstlich des Seekanals verbracht. Da kann es schon mal geräuschvoll zugehen. Wie laut es tatsächlich wird, kann noch nicht vorhergesagt werden. Tests mit dem zum Einsatz kommenden Stelzenbagger – er hat eine Schaufelgröße von 40 Kubikmetern, was in etwa der Größe eines Kinderzimmers entspricht – gab es keine. „Es gibt allerdings klare Vorgaben von Seiten des Gesetzgebers, wonach am Tag 55 und des nachts 44 Dezibel nicht überschritten werden dürfen“, weiß WSV Mitarbeiter Martin Heindl, der Ansprechpartner für das Baulärm-Monitoring ist. Auch sei der Stelzenbagger an sich schon „leiser“, denn der Motor für den Greifarm stecke in einer der Stelzen. Kommt es dennoch punktuell zu Grenzwert-Überschreitungen, werden die Baggerzeiten verkürzt, damit es im Tagesdurchschnitt wieder passt.

Eine mit nur 23.000 Kubikmetern vergleichsweise geringe, dafür aber durch Tributyltin (TBT), Zink und Quecksilber belastete Menge an Aushub soll durch ein heimisches Unternehmen besonders umweltschonend aufgenommen und in einer tiefen Schlickgrube trübungsarm eingebracht werden. Diese Grube befindet sich im Bereich der ehemaligen Neptunwerft (Unterwarnow). Sie werde ständig auf den Austritt von Schwebeteilchen hin überwacht und könne bei Bedarf mit Sediment abgedeckt werden. Das Verfahren kam bereits bei der Erweiterung des Marine­hafens Hohe Düne erfolgreich zum Einsatz.

Um das Mega-Projekt für Mensch und Tier verträglicher zu machen, wurden in Zusammenarbeit mit Fachbüros Vermeidungsmaßnahmen erarbeitet. So werden die Baggerarbeiten im inneren Seekanal (Breitling) während der Zugzeiten von Hering, Meerforelle, Aal und Flussneunauge ausgesetzt. Außerdem werde hier zur Lärmvermeidung nur tagsüber, an den Wochenenden sehr eingeschränkt und im Sommer wegen der Kreuzschifffahrt gar nicht gebaggert. Schweinswale sollen mit künstlich erzeugten Störlauten vergrämt werden.

Geduldig standen die WSV-Mitarbeiter Rede und Antwort auch auf die Fragen besorgter Anlieger. Alle Emissionen werden ständig kontrolliert und sollen ab dem 6. September online unter www.vertiefung-seekanal-rostock.wsv.de live einsehbar sein.

Foto: Taslair


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