Am Tag der Deutschen Einheit: „Rostock(R)ock Suite III – Dreißig“


25. September 2020

Wie die Zeit doch vergeht: Am 3. Oktober feiert Deutschland schon 30 Jahre Wiedervereinigung. Das anstehende Jubiläum war Initialzündung für das Warnemünder Kreativteam um „Doc“ Andreas Buhse und Jobst Mehlan einen weiteren Höhepunkt des Warnemünde Rock zu schaffen.

Die ursprünglich in der Warnemünder Kirche geplante Live-Aufführung der „Rostock(R)ock Suite III – Dreißig“ am Tag der Deutschen Einheit scheiterte am Coronavirus. Immer wieder gab es in den vergangenen Monaten neue Gedankenspiele, was nach Stand der Infektionszahlen überhaupt machbar sei und wohin man damit ausweichen könne. Der Kurhausgarten scheint die einzig vernünftige Alternative. Erst vor wenigen Wochen fand hier die sehr erfolgreiche Open Air Veranstaltungsreihe „Warnemünde in Concert“ ihren Abschluss. Sicher, ein Restrisiko bleibt immer hinsichtlich des Wetters, doch „die Warnemünder sind hart im Nehmen und es kommt bekanntlich sowieso nur auf die richtige Kleidung an“, gibt sich der Doc optimistisch.

„Zentrales Element unserer Inszenierung im bewährten ‚Suite-Style‘ ist ein Dokumentarfilm, der das musikalische Spektrum der deutschen Popkultur in Ost und West seit den 1950er Jahren widerspiegelt und deren Einfluss auf den deutschen Wiedervereinigungsprozess reflektiert“, erläutert der Historiker und Rockmusikexperte Buhse. Als Rahmenhandlung hat er dazu gemeinsam mit Jobst Mehlan eine Kurzgeschichte geschrieben: Erzählt wird die Geschichte zweier Brüder – einer   aufgewachsen bei der Mutter in Warnemünde und der andere mit dem Vater in Hamburg. Wie so oft in der Nachwendezeit war es eine Immobilie, die 1990 zur Familienzusammenführung führte. Das Haus der Mutter befand sich nämlich in Strandnähe und die Brüder beschlossen fortan genau hier gemeinsam zu leben. Nach 30 Jahren sichtlich ergraut fassten sie den Entschluss ins Betreute Wohnen zu ziehen. Es war an der Zeit, auch den Dachboden auszuräumen. Erinnerungen werden geweckt und eine virtuelle Zeitreise durch die Geschichte der deutsch-deutschen Popkultur beginnt.

Als Fan des beliebten DDR-TV-Formats „Willi Schwabes Rumpelkammer“ und Absolvent der Schauspielschule Rostock hatte schließlich Jobst Mehlan die zündende Idee die Dreharbeiten in einer typischen Dachkammer spielen zu lassen. Damit konnte er schon zu DDR-Zeiten viele gute Regie-Erfahrungen sammeln. Nur war es in einem Ort, wo heute jeder Quadratmeter für Wohnzwecke genutzt wird, gar nicht so einfach, etwas Geeignetes zu finden: „Martin Krämer, Pastor der Rostocker Heiligen-Geist-Gemeinde, zeigte sich für das Filmprojekt sofort aufgeschlossen und hat uns dankenswerterweise sehr unterstützt“, freut sich Mehlan, dem es wichtig war, so auch die Kirche wieder mit einbeziehen zu können. Hier fing schließlich alles an: „Man traute sich zuerst in den Kirchen erste alternative Denkansätze auszusprechen. Schließlich stand man unter einem gewissen Schutz“, erinnert der Warnemünder an die wichtige Rolle der Gotteshäuser in der Vorwendezeit.

Beim Entrümpeln fallen den beiden Brüdern Georg (Urban Luig) und Burkhard (Radioredakteur Burkhard Seidel, spielt sich selbst) unzählige Erinnerungsstücke in die Hände: Da ist die Gedenkmünze von den Weltfestspielen in Ost-Berlin 1973, eine Perücke, die den im Osten lebenden Abiturienten unverfänglich zum „Gammler“ machte oder die Schallplatte von Udo Lindenberg, die den in Hamburg aufgewachsenen SFB-Redakteur an sein Treffen mit dem Panikrocker in Moskau zurückdenken lässt.

Zwei Stunden soll die Open Air Aufführung im Kurhausgarten dauern. Regionale Musikgrößen wie Bad Penny, Spill, Peter Grützmann und Axel Tolksdorff sind auf der Bühne live zu erleben und spielen unvergessene deutsch-deutsche Hits. Die Auswahl und Koordination hat Musikkenner Andreas Buhse getroffen: „Ich habe Ost- und Westsongs rausgesucht, die ordentlich losgehen und zum Mitsingen animieren“, stimmt der Doc auf das großartige Event ein. Das Publikum erwartet eine künstlerische Mischung aus Livemusik, Spielszenen und Tanz. Der Einlass beginnt um 18.00 Uhr. Tickets für 15 Euro gibt es im Coaast Schallplattencafé, Am Leuchtturm 4, Telefon 03 81 / 519 11 00, und natürlich an der Abendkasse.

Das auf dem Dachboden der Margaretenkirche unter der Leitung von Robert Kirschneck-Freihslich entstandene Filmmaterial ist sehr umfangreich und geht weit über die zweistündige Inszenierung hinaus. Wie der Doc ankündigt, soll daraus ein kinotauglicher Dokumentarfilm entstehen, der irgendwann nach Corona zur Aufführung kommt – vielleicht sogar mit Premiere im Kurhausgarten.

Foto: Robert Kirschneck-Freihslich


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Zölsmann - 03.10.2020 um 08:44 Uhr
Mion, das liest sich ja schon verdammt gut, ich wünsche ihnen, ganz viel schönes Wetter in Warnmü für diese Vorstellung sowie sicher viel Erfolg.
Schade ds ich nicht persöhlich dabei sein kann, da ich auf meinen OP Termin warte. Hoffentlich kann ich 2021 mal wieder öfferts nach Warnmü kommen, vielleicht finde ich dann im Plattenladen eine DVD von der Aufführung.
viel liebe Grüsse aus Bln Althohenschönhausen
von Birgit
VJRE
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