Am zweiten Adventssonntag, 7. Dezember, verwandelte sich das Dock Inn Hostel Warnemünde erneut in einen Ort gelebter Solidarität. Zur 8. Rostocker Weihnachtsgala kamen rund 180 Gäste aus Betreuungseinrichtungen der Stadt zusammen. Zahlreiche freiwillige Helfer unterstützten den Abend – beim Servieren, beim Geschenkepacken und darin, jedem Besucher ein Gefühl von Willkommen und Wertschätzung zu schenken.
„Wir freuen uns, den Gästen einen schönen Abend zu machen“, sagt Küchenchef Sebastian Seidel. Sein Team bereitete 250 Entenkeulen zu und brachte mit Maronensuppe, Entenkeule und Kaiserschmarrn ein festliches Drei-Gang-Menü auf die Teller.
Getragen wird die Gala von einem breiten Bündnis. Zu den Initiatoren rund um Uwe Krostitz gehören das Dock Inn Hostel, der Hebammenverband MV, das Amt für Soziales und Teilhabe, die Band Feine Sahne Fischfilet, die Rostocker Straßenbahn AG, Aloha Warnemünde und viele weitere Partner.
Dock-Inn-Geschäftsführer Christoph Krause beschreibt den Wandel hinter den Kulissen: „Ziel ist, die Initiative in eine non-hierarchische Vereinsstruktur zu überführen. Die Stadtmission bleibt dabei, genau wie Uwe Krostitz, der vor acht Jahren die Idee zur Weihnachtsgala entwickelte. Die Veranstaltung wird damit auf breitere Schultern verteilt.“
Dass diese Entlastung nötig ist, zeigt ein Blick auf die persönliche Situation des Initiators. Uwe Krostitz tritt künftig kürzer. Sein beruflicher Alltag in der Planung großflächiger Photovoltaikanlagen lässt wenig Raum für weiteres Engagement. „Die Projekte dauern – und ich kann mich nicht einfach zurückziehen. Aber die Gala hat sich, was die Verantwortung betrifft, verselbstständigt. Darauf sind wir sehr stolz.“
Besonders wertgeschätzt wurde die Geste eines anonymen Rostockers, der erneut Kaffee und Drogerieartikel im Wert von 2.000 Euro spendete. „Das möchten wir nicht unerwähnt lassen“, sagt Krause.
Die Geschenkebeutel enthielten in diesem Jahr neben den gespendeten Drogerie- und Lebensmittelartikeln auch Essensgutscheine von lokalen Imbissen. Zudem wurden alle Gäste in die Loge zum nächsten Heimspiel der Rostock Piranhas eingeladen – inklusive Fan-Schal, Speisen und Getränken. Ermöglicht durch Feine Sahne Fischfilet sowie die Jaunich & Jaunich OHG.
Gestaltet wurden die Beutel von 150 Kindern des GGP Hortcampus Ulmenstraße sowie der GGP Kita Waldemarhof. Auch praktische Thermotrinkbecher des Projekts MOiNS (Menschen vor Obdachlosigkeit intelligent schützen) fanden ihren Platz in den Taschen. Annika Leese vom Amt für Soziales und Teilhabe erklärt: „Wir sind sehr dankbar, uns einbringen zu dürfen. Man kommt mit den Menschen ins Gespräch – ein wichtiger Teil unserer täglichen Arbeit. Jeder Mensch in Rostock hat ein Zuhause und Respekt verdient.“
Trotz großer Hilfsbereitschaft wird die finanzielle Lage zunehmend schwierig. „Noch nie war das Spendenaufkommen so gering wie in diesem Jahr. Trotzdem haben wir es hinbekommen“, sagt Uwe Krostitz. In den vergangenen Jahren war der Grundstock für die nächste Gala bereits am Abend der Veranstaltung gedeckt. Dieses Mal sind es lediglich 25 Prozent.
Besonders dringlich ist die Lage auch mit Blick auf die Menschen, die derzeit in Rostock „Platte machen“. Rund 25 bis 30 Frauen und Männer leben das ganze Jahr über in Gartenlauben oder unter Brücken. Für sie packt das Team zusätzliche Beutel – mit warmer Outdoorkleidung, dicken Decken und Dingen, die das Überleben im Winter erleichtern sollen.
Katinka Krostitz, seit Jahren eine der treibenden Kräfte, betont diese Not: „Gerade an Geldspenden fehlt es. Und unser Anspruch ist, Neues zu verschenken. Ich möchte die Unternehmen ins Boot holen und erklären, warum es wichtig ist, über Obdachlosigkeit zu sprechen. Nur so bleibt das Thema präsent.“
Für kulturelle Akzente sorgte die Rostocker Band „Die Kudders“. Weihnachtsmann Falk Petersen und seine Märchentante Karin Petersen brachten vertraute Weihnachtsmomente und viel Herzenswärme. Das traditionelle Bingo-Spiel sorgte wie jedes Jahr für Spannung, Freude und viele strahlende Gesichter.
Auch wenn Feine-Sahne-Fischfilet-Frontmann Jan Gorkow, alias „Monchi“ wegen eines Konzertes in Zürich nicht persönlich dabei sein konnte, war die Unterstützung deutlich sichtbar – unter anderem durch die Piranhas-Tickets.
Die Rostocker Weihnachtsgala zeigt im achten Jahr, wie viel eine Stadtgemeinschaft bewegen kann, wenn viele ein wenig geben. Es ist ein Abend, der Würde schenkt, Begegnungen ermöglicht und Hoffnung sichtbar macht – trotz finanzieller Herausforderungen und wachsender sozialer Not.
Wärme ist nicht selbstverständlich. Doch mit vielen helfenden Händen ist sie möglich. Und genau deshalb bleibt dieser zweite Advent im Dock Inn so besonders.
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